Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel: Gegen den Kaufrausch

Das #Winterwunderland bei brutstatt.de ist im Dezember durchaus vom Advent geprägt. Daher aus dem Archiv die 2011er Verfilmung von Cornelia Funkes beliebtem Kinderbuch. Ebenso sicher wie alljährlich das Weihnachtsfest ansteht, wird das Thema auch alle Jahre wieder in den Kinos behandelt. Das deutsche Weihnachtsabenteuer „Als der Weihnachtsmann“ vom Himmel fiel“ gehört zu den gelungeneren Adventsspäßen für die jungen Zuschauer.

In der Weihnachtswelt ist auch nichts mehr wie es einmal war: Waldemar Wichtentod (Volker Lechtenbrink) hat hier das Sagen und versucht mit aller Macht ein kommerzielles Weihnachtsfest zu erreichen, bei dem die Menschen ordentlich Geld ausgeben sollen. Deshalb hat er den übrigen Weihnachtsmännern auch verboten, ihren Beruf weiter auszuüben. Niklas Julebukk (Andreas Scheer) ist der letzte „richtige“ Weihnachtsmann, der sich einfach nicht um Wichteltods Anweisungen kümmert.

Doch als der böse Waldemar dem Niklas verbietet weiter ein Weihnachtsmann zu sein, schnappt der sich kurzerhand einen Schlitten und ein Rentier und flüchtet aus dem Weihnachtsland. Begleitet wird er dabei von den Weihnachtsengeln Matilda (Christine Urspruch) und Emanuel (Charly Hübner) und zwei Weihnachtskobolden, die für die Geschenkeherstellung zuständig sind.

So einfach entkommt man Waldemar Wichteltod allerdings nicht, denn der schickt seine Nussknacker und die Grauen Männer aus, um Niklas aufzuspüren. Eben der muss nach einer Bruchlandung, bei der ihm das Rentier ausgebüxt ist, seinen Schlitten nun als Bauwagen tarnen. Dieser Bauwagen am Rand der Stadt wird am nächsten Morgen von ein paar Jungs entdeckt. Außer dem neugierigen Ben (Noah Kraus) hat allerdings keiner den Mumm mal anzuklopfen.

Wenn der Boss Waldemar Wichteltod heisst

Und dann fragt der Weihnachtsmann Ben doch glatt noch um Hilfe. Dabei hatte es ausgesehen, als ob dieses Weihnachtsfest für Ben und seine Eltern nicht sehr freudvoll würde. Bens Vater hat nämlich seine Arbeit verloren und deshalb ist die Familie vor nicht allzu langer Zeit in eine neue Stadt gezogen. Hier hatte früher der Großvater von Bens Mama eine Konditorei und nun eröffnet sie den Laden neu.

Also viel zu tun und wenig Anlass unbeschwert ein Weihnachtsfest zu feiern. Und dann wollen die Eltern über die Feiertage auch noch nach Mallorca, wo es garantiert nicht schneit. Da kommt Ben dieses Abenteuer gerade recht, wenn da nicht noch Charlotte (Merzedes Jadea Diaz) wäre, die Niklas Julebukk auch um Hilfe gebeten hat. Charlotte hat zwar einen niedlichen Hund, ist aber ansonsten eher zickig. Hoffentlich wird das bei dem gemeinsamen Abenteuern bald anders. Wie soll man sonst ein unsichtbares Rentier finden?

„Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ basiert auf dem beliebten, gleichnamigen Kinderbuch der Erfolgsautorin Cornelia Funke („Tintenherz“, „Die Wilden Hühner“) und es geht mal wieder darum, den wahren Geist des Weihnachtsfestes nicht zu vergessen. Da ist es nur folgerichtig, dass die Kommerzialisierung des Geschenkewahns als Schreckensvision ausgemalt wird. Dabei sind die Überraschungen aus dem Weihnachtsland eigentlich viel schöner: Von den Kobolden mit Liebe und handwerklichem Geschick hergestellt und handlich und klein, bis der Weihnachtsmann sie ausgeliefert hat.

Der Grundtenor des Films von Regisseur Oliver Dieckmann mag manch älterem Kinozuschauer ein wenig zu nostalgisch sein, aber für die junge Zielgruppe ist es nicht verkehrt, darzustellen, dass man nicht alles im Leben kaufen kann. Und wenn diese Erkenntnis, wie im Falle von „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ noch so charmant vermittelt wird, kann man auch über einige weniger überzeugende Aspekte hinwegsehen.

Weihnachtsmann im Bauwagen

Das Gelungene an der Geschichte ist zum einen die Perspektive der Kinder, die hier eingenommen wird, gelegentlich ergänzt um die Weihnachtsmann-Sicht. Wichtig sind auch die klar erkennbaren Bösewichte, die zwar bedrohlich sind, aber durchaus nicht allmächtig. Mit genügend Witz und Geschick kann man den Bösen noch beikommen. Volker Lechtenbrink wird dabei eindrucksvoll als Finsterling Waldemar Wichteltod inszeniert.

Den Weihnachtsmann als jungen Spund darzustellen, ist eine unorthodoxe und gelungene Idee. Alexander Scheer („Sonnenallee“, „Hausen“, „Schrotten“ ) gibt dem im Bauwagen hausenden, leicht alternativ und langhaarig anmutenden letzten Weihnachtsmann eine solide Portion Schnoddrigkeit mit. Das macht richtig Spaß. Auch die Kinderdarsteller füllen ihre Rollen fein aus und so ist die Funke-Adaption alles in allem absolut empfehlenswert und auf die Zielgruppe zugeschnitten.

Als älteres „Begleitpersonal“ wird man in der Geschichte die eine oder andere Anlehnung finden und daran seinen Spaß haben. Die Erwachsenen auf der Leinwand kommen allerdings nicht so richtig gut weg, aber in einem Kinderabenteuer sollte das gefälligst so sein. Ob allerdings das Weihnachtslied zum Filmende noch sein musste, ist äußert fraglich. Neben einer äußerst schwülstigen Melodie passen einfach nicht so viele Silben in die Takte. Da kann auch Alexander Scheer nicht mehr viel retten, der vorher als passabler Sänger und Ukulele-Spieler auf sich aufmerksam machte. Aber wozu soviel Nörgelei aus der Erwachsenenecke, das ist schließlich Kinderunterhaltung – und als solche wirklich gelungen.

„Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ ist ein schönes Weihnachtsabenteuer für ein junges Publikum, ohne viel Schnickschnack aber mit einer guten Geschichte und einen Hauch antikommerziellem Zeitgeist. Ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn die Geschichte von Cornelia Funke stammt und die charakterstarke Besetzung so freudvoll aufspielt.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
OT:Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
Genre: Kinder, Weihnachten
Länge: 104 Minuten, D, 2011
Regie: Oliver Diekmann
Vorlage: Gleichnamiges Buch von Cornelia Funke
Darsteller:innen: Alexander Scheer, Charly Hübner,
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Constantin
Kinostart: 22.11.2011
DVD- & BD-VÖ: 02.11.2012