Wish: Wir sind alle Sterne

In dem Königreich Rosas werden Wünsche war. Doch die junge Asha merkt, dass das nicht immer toll ist. In Disneys diesjährigen Weihnachtsfilm „Wish“ gibt es alles zu sehen, was sich Fans von so einem Märchenzauber erwarten. Allerdings überzeugt Ashas Geschichte nicht durchgehend. Für turbulente Familien-Unterhaltung ist aber gesorgt. „Wish“ startet am 30. November 2023 in den Kinos.

Die Menschen in dem Inselkönigreich Rosas sind glücklich und zufrieden. Ihr König Magnifico ist ein mächtiger Zauberer, der das Königreich einst gründete, damit jeder Mensch sich seinen Lebenstraum erfüllen möge. Jedes Jahr gibt es eine Wunschzeremonie, bei der eine:r Bürger:in von Rosas der Lebenswunsch erfüllt wird.

Gleichzeitig wählt Magnifico unter jenen, die ihren 18. Geburtstag feiern, eine:n Praktikant:in aus. In diesem Jahr ist Asha unter den Bewerbern. Das Mädchen hofft sehnlichst, den König unterstützen zu können. Ihre Freunde sind sich sicher, dass Ashas Charme und ihre Hilfsbereitschaft den König überzeugen werden. Asha selbst hofft, das Magnifico in diesem Jahr den Wunsch des Großvaters erfüllen möge, denn er feiert am Tag der Zeremonie seinen 100. Geburtstag.

Doch dann kommt alles ganz anders als gedacht. Asha bekommt Einblicke in das Zauberhandwerk des Königs und in dessen Auswahl der erfüllbaren Wünsche. Großvaters Wunsch ist für Magnifico nicht erfüllbar, denn er schätzt den Wunsch des alten Mannes als gefährlich ein. Asha ist verstört und verletzt, denn sie hält den Wunsch für wunderschön.

Die Wünsche im Herzen

Die junge Frau wird also nicht Königspraktikantin, stattdessen wünscht ihre Sehnsucht nach Gerechtigkeit einen Stern vom Himmel. Der fidele Himmelskörper sorgt für allerlei magische Momente, viel Verwirrung und eine ernste Bedrohung für König Magnifico.

„Wish“ ist ein typisches modernes Walt Disney Pictures Weihnachtsmusical. Es gibt eine junge Heldin wie in „Vaiana“ oder „Die Eiskönigin“, es gibt einen lustigen tierischen Begleiter, hier die Ziege Valentino, es gibt viel Gesang und eine familienfreundliche lebensbejahende Botschaft in zauberhafter Kulisse. So weit so zuverlässig.

Allerdings ist Asha nicht in der Märchen- und Sagen-Tradition verhaftet wie ihr Vorgängerinnen. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen bei Disney entschieden eine Originalgeschichte zu erzählen, die zudem auch die 100 jährige Disney-Tradition feiern soll. Das geschieht mit einigen offenen Anspielungen und einigen versteckten, so genannten Ostereiern. Das Publikum mag die eine oder andere Zeichentrickgeschichte aus der Animationsschmiede wiederentdecken. Im Abspann formen die Sterne selbst dann liebgewonnenen Disney Zeichentrick-Helden und Heldinnen.

Dazu noch eine Bemerkung zum Abspann: ein Kollege, der den Film im englischen Original sah, war begeistert von der Abspannszene, wie sie in den Marvel-Superheldenfilmen üblich ist, die ja auch zum Disney-Imperium gehören. In der deutschen Sprachfassung ist davon leider nichts zu sehen, weil man sich entschieden hat, die Credits für die Synchronstimmen darüber zu legen.

Die Sterne am Himmel

Wie auch immer, die Geschichte in „Wish“ ist etwas schlicht gestrickt und etwas absehbar, das führt zu einigen Längen für jene, die schon mal einen Disney-Zeichentrickfilm gesehen haben. Über Gesang und Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten und auch die deutschsprachigen Lieder sind gefällig. Die Charaktere selbst haben vergleichsweise wenig Eigenleben und Eigenheiten. Am ehesten kommen da noch der trübtassige Simon eigenartig rüber. Aber für dessen Stellenwert in der Geschichte ist das dann auch eher wenig. Egal, all das ist mäkeln auf hohem Niveau. „Wish“ ist durchaus unterhaltsam.

In Sachen Look haben sich die Macher für eine etwas andere Optik entschieden. Die Szenarien wirken wie mit Pastellkreide gezeichnet. Das nimmt eine bestimmte, mediterrane Malereitradition auf und hat zugleich viel Ähnlichkeit mit klassischer Märchenbuch-Illustration. Doch der Stil wirkt nicht nur in den Hintergründen, sondern auch in der Stofflichkeit der Kleidung. Wer sein Augenmerk auf solche Filmelemente legt, kann schon ins Staunen geraten. Der lebendig gewordene Stern selbst wirkt dann auch optisch wie ein Alien oder besser Fremdkörper, irgendwo zwischen einem knuddeligen Pokemon und einem Maskottchen aus einem Studio Ghibli Abenteuer.

Märchentraditionen

Sicherlich lassen sich in diesem Kunstmärchen Parallelen zur Traumfabrik Disney Pictures ausmachen. Und auch die Auswanderung nach Rosas erinnert an die Besiedelung des gelobten Landes Amerika, aber letztlich führt es zu wenig Erhellendem „Wish“ auszudeuten. Kunstmärchen hingegen haben eine lange literarische Tradition. Anders als jene Sagenwelten, die etwa die Gebrüder Grimm in ihrer Märchensammlung zusammengetragen haben. Diese Geschichten beruhen auf überlieferten Erzählungen des Volkes.

Dem gegenüber stehen Märchen, die sich Schriftsteller ausgedacht haben. Beispielsweise hat auch Hermann Hesse Märchen geschrieben. Bekannt sind jene Märchen Wilhelm Hauffs und viele der Märchen von Hans Christian Andersen sind ebenfalls Kunstmärchen. „Wish“ nimmt also auch eine Erzähltradition auf.

Vielleicht haben die Macher von „Wish“ zuviel gewollt und sind der hohen Erwartung zum 100 Jahrigen Disney-Jubiläum daher nicht gerecht geworden. Vielleicht ist „Wish“ zu sehr ein modernes Kunstmärchen geworden, dem die Idee der Wunschfabrik ein wenig zum Verhängnis wird. Der Look überzeugt, die Musik gefällt zumeist auch und die Geschichte ist Disney-typisch erbaulich ausgefallen. Insofern eine sichere Wette um den Nachwuchs einen Nachmittag lang zu bespaßen.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Wish
OT: Wish
Genre: Animation, Musical, Märchen
Länge: 95 Minuten, USA, 2023
Regie: Chris Buck, Fawn Veerasunthorn,
FSK: ohne Altersbeschränkung, ab 0 Jahren
Vertrieb: Walt Disney Pictures
Kinostart: 30.11.2023