The Raven: Das Mysterium von Baltimore

Weiter geht’s im #Gruselsommer mit einem Mysterythriller über E.A. Poe. Aus dem Archiv: „The Raven“ von 2012. Im Grunde ist die DVD- und BD-Premiere „The Raven – Prophet des Todes“ ein cleverer Thriller um das Literarische Schaffen des Edgar Allen Poe. John Cusack, der viel beschäftigter ist, als das hiesige Kinoprogramm einen glauben macht, hat sich den großen amerikanischen Schriftsteller sehenswert zu eigen gemacht.

Kurz vor Edgar Allen Poes Tod verschwand dieser in Baltimore für einige Tage spurlos, tauchte vollkommen verwirrt wieder auf und verstarb an ungeklärter Todesursache. Diese Tage nimmt sich der Thriller „The Raven“ um daraus eine Art Horror -Thriller zu konstruieren. Denn in Baltimore geht ein Mörder um, der seine Opfer aus der Umgebung Poes aussondiert und sie nach dem literarischen Vorbild von Poes Schauergeschichten ins Jenseits befördert.

Zufällig ist der leitende Ermittler, Detective Fields (Luke Evans) ein wenig mit Poes Werk vertraut und findet den Modus operandi des unbekannten Mörders in einer Geschichte wieder. Daraufhin gerät Edgar Allen Poe (John Cusack) ins Visier der Polizei, aber Fields ist schnell klar, dass der Dichter nicht der Mörder ist.

Dann wird Poes heimliche Geliebte Emily (Eve Alice) entführt und lebendig begraben. Der Mörder verlangt, dass Poe während er sich auf der Suche nach Emily mit immer neuen Toten abgeben muss eine Fortsetzungsgeschichte darüber verfasst. Poe und Fields rennt die Zeit davon, während Emily die Luft ausgeht.

Schreiben um zu Überleben

Abgesehen von einem brillanten John Cusack lebt „The Raven“ von seiner gut recherchierten Story und der großen biographischen Nähe zum lebenden Vorbild. Durch die Verknüpfung von Werk und Biographie entsteht etwas Neues , dass dich dem Zuschauer in dem Maße offenbart, in dem Poe in die Morde hineingezogen wird und sich (im Film ) mit seiner dunklen Seite beschäftigen muss.

Das ist durchaus clever inszeniert, auch wenn der Horroranteil nicht so überzeugend funktioniert wie die Sherlock Holmes-artige Detektivgeschichte. Allerdings gelingt es Regisseur James McTeige („V wie Vendetta“) nicht, Spannung aufzubauen und zu steigern wie man es sich als Zuschauer erhofft hatte. Der Plot ist zwar wendungsreich, aber die Dramaturgie der Verbrecherjagd weiß ebenso wenig zu fesseln wie die Chemie zwischen den ungleichen Ermittlern Fields und Poe lebendig wirkt.

Im Grunde muss man sich aber fragen, wieso nicht schon früher jemand auf diese Filmidee gekommen ist? In der Person des großen Schauspielers Vincent Price hätte die Vorlage für das Script liegen können, der Mime hat in so vielen Poe-Verfilmungen brilliert, dass er in seiner Hochphase quasi zum Inventar gehörte. Und mit „Theater des Grauens“ (OT: Theatre of Blood“) lieferte er 1973 auch die Blaupause für „The Raven“: Als Shakespearedarsteller, der jene Kritiker, die sein Genie nicht würdigen, jeweils dem verrissenen Shakespeare-Stück gemäß über den Jordan schifft. Großer Film übrigens.

Stilistisch und in Bezug auf Poes Werk und Leben kann „The Raven“ überzeugen und auch die Besetzung spielt gut auf, allerdings hält sich der Spannungsfaktor in Grenzen.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

The Raven – Prophet des Teufels
OT: the Raven
Genre: Horror, Thriller,
Länge: 106 Minuten, USA, 2012
Regie: James McTeigue
Darsteller:innen: John Cussack, Alive Eve, Luke Evans
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Leonine
Kinostart: nicht in Deutschland
DVD-VÖ: 07.12.2012