Sorry Mister Bond: Kein Quantum Trost!

Was wäre ein #Trillzember ohne die große Agenteninstitution James Bond 007. Aus dem Archiv die DVD-Rezension zu „Ein Quantum Trost“ von 2008. Zugegeben die Erwartungen waren hoch, vor allem nach dem gefeierten „Casino Royale“. Aber genau das sind die Gelegenheiten für Geständnisse, wenn sowieso keiner mehr zuhört: Nein, ich bin kein Bond Fan, war ich auch nie.

Doch „Casino Royale“ hat mich angenehm überrascht und kam erstaunlich frisch und anders rüber als die gewohnte versnobte Geheimagenten-Kiste. „Ein Quantum Trost“ setzt nun da an, wo „Casino Royale“ aufhörte und mit Mark Forster („Drachenläufer“, „Monster’s Ball“) hatte man einen hochkarätigen, von mir sehr geschätzten, Regisseur an Bord. Die Zeichen standen also gut, dass mir auch das zweite Abenteuer von Mister Bonds neuer Inkarnation zusagen würde. Trotzdem ergab sich erst zum Home-Entertainment-Release die Gelegenheit, mir das zweiundzwanzigste offizielle Bond–Output anzuschauen.

Das Ergebnis war ganz eindeutig nicht gelungen, aber komplett anders misslungen als erwartet. Um es kurz zu machen, der letzte Bond funktioniert einfach nicht! Und zwar in mehrfacher Hinsicht: Es beginnt mit der mangelhaften Story und dem mangelnden Flow, geht über Fehlbesetzungen und endet bei den viel zu schnell gedrehten Action-Sequenzen. Letztlich blieb mir nur ein grandios gestylter, nervöser Langweiler.

Aber der Reihe nach: Die Idee, die Story des Vorgängers nahtlos fortzuschreiben ist gar nicht schlecht und bedeutet für die Bond-Stories schon eine Innovation, hat aber gleichzeitig den Nachteil, dass es hilfreich wäre, „Casino Royale“ auch zu kennen. Doch die Story funktioniert aus anderen Gründen nicht. Zu sprunghaft wird das Geschehen vorangebracht, ohne dass der Zuschauer mehr als den groben „Rache-Handlungsstrang“ nachvollziehen könnte.

Tauziehen um die Resourcen der Welt

Die mysteriöse Geheimorganisation bleibt ominös konturlos und auch das Ausmaß der Verschwörung bleibt nicht mal ansatzweise ausgeleuchtet. Und im direkten Vergleich mit beinahe allen seinen Vorgängern als Bond-Fiesling bleibt Mister Greene (Mathieu Amalric) harmlos – zu sehr Geschäftsmann und somit berechenbar, weniger Psychopath und extrem uncharismatisch. Schon mit Le Chiffre (Mads Mikkelsen) hatte sich auch bei den Bond-Bösewichten eine neue Ausrichtung hin zum Business Man vollzogen, die hier weitergeführt wird. Das hat nichts mit Amalrics Darstellung zu tun, sondern damit, wie der Charakter angelegt ist. Auch der Rest der bösen Jungs bleibt erstaunlich gesichtslos und weiß nicht zu überzeugen.

Das wäre alles halb so schlimm, wenn wenigstens die Action-Sequenzen funktionieren würden und die typischen Bond-Girls mit Martinis in der Hand durchs Bild stolpern, mehr braucht der geneigte Fan ja häufig nicht. Doch gerade die Action ist einfach viel zu schnell und zu präzise gefilmt und geschnitten. Das Ganze verpufft letztlich ohne jede Spannung, weil das Auge den rasanten Schnitten und den detailreichen Stunts und Explosionen einfach nicht mehr folgen kann.

Big Business ist das neue Böse

Das ging nicht nur mir so, sondern auch Leuten, die schnelle Schnitte gewohnt sind. Zu schnell und ohne Aufbau. Hastig, beinahe ansatzlos beginnen die Action-Szenen und genau so abrupt sind sie auch beendet. Das ist alles technisch perfekt, doch es ist leblos. Dazu kommt der Eindruck, es wäre sehr schematisch Action und Handlung aneinandergereiht worden, ohne wirklich plausibel zu sein.

Nun aber nur Mark Forster für das Misslingen von „Ein Quantum Trost“ verantwortlich zu machen wäre zu einfach. Wie gesagt auch das Drehbuch funktioniert nicht. Es ist ein netter Einfall Reminiszenzen an alte Bond-Abenteuer einzubauen, wie die ölverschmierte Leiche auf dem Bett oder die Fallschirmszene und hin und wieder blitzt das auf, was die Faszination Bond ausmacht. Aber nur gelegentlich.

Nach „Casino Royale“ war klar, das es schwer, wenn nicht gar unmöglich sein würde, diesen Film im Bond-Universum zu toppen, aber es muss nicht immer alles noch besser, aufwändiger oder teurer sein als beim Vorgänger. Weniger ist manchmal mehr und ohne funktionierende Story machen die wenigsten bewegten Bilder Spaß.

Zurück zur Eingangsbeichte: Meine wichtigste Erkenntnis aus „Ein Quantum Trost“ lautet nicht, dass „Ein Quantum Trost“ kein guter James Bond geworden ist, sondern dass Mark Forster, allen Lobeshymnen zum Trotz, doch schlechte Filme machen kann. „Ein Quantum Trost“ ist sein erster und hoffentlich letzter. Das Experiment Bond war für einen der besten und vielseitigsten Regisseure unserer Tage dennoch wichtig und richtig. Durch Kritik entwickelt man sich weiter, nicht durch Lobhudelei.

„Ein Quantum Trost“ hat zu keiner Zeit das Niveau, das „Casino Royale“ vorgelegt hat. Obwohl Daniel Craig erneut einen überzeugenden modernen Bond gibt, bleibt wenig mehr als überchoreografiertes Spektakel bei Zuschauer haften.

Film-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

James Bond 007: Ein Quantum Trost
OT: Quantum of Solace
Genre: Action, Thriller,
Länge: 103 Minuten, USA/GB, 2008
Regie: Mark Forster
Darsteller:innen: Daniel Craig, Mathieu Amalric, Olga Kurlyenko
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Warner
Kinostart: 06.11.2008
DVD- & BD_VÖ: 05.05.2009
Wiederveröffentlichung: 15.09.2015,
4K-Edition (Ultra HD): 19.03.2020