Ansichten am Donnerstag #34: Namen sind Schall und Rauch

Über die Namensgebung von Kinofilmen habe ich mich schon mal ausgelassen, aber aus aktuellem Anlass leg ich nochmal nach. Hier die (nicht vollständige) Aufzählung der offiziellen Kinostarts von heute, dem 18.06.2009:

„Contact High – The Good, The Bad and The Bag“, “Clobal City Beats”, “I Dreamt Under Water”, “No Time to Die”, “Miss March”, “State of Play”, “Shopping-Center King”. Und nun raten sie mal wieviele dieser sieben Filme in England oder den U.S.A. gedreht wurden? Immerhin drei von sieben und die hätten die Namensgebung auch anders hinbekommen können.

Während „Miss March“ ja noch selbsterklärend ist und ohne Erkenntnisverlust „Miss März“ hätte heißen können, kommt der Politthriller „State of Play“ nicht ohne Untertitel – beziehungsweise mit Gedankenstrich verbundene Übersetzung – aus“ – Stand der Dinge“. Ja, hätte eins von beiden, wahlweise der deutsche Titel nicht genügt?

Beobachten und berichten

Am abstrusesten verhält sich die Namensgebung beim „Shopping-Center King“, sprachmächtigen Mitbürgern durch den wiggeligen Bindestrich gleich als deutsche Wortschöpfung erkenntlich, kann oder will nicht auf den Titelzusatz „Hier gilt mein Gesetz“ verzichten.

Soweit so ungut, wenn man schon während der Dreharbeiten parallel zum „Kaufhaus-Cop“ gearbeitet hat. Doch jetzt kommt das Verwirrende: Im Original heißt der Film „Observe and Report“ und beschreibt damit trefflich das Betätigungsfeld des Wachpersonals von Einkaufszentren. Die haben gar keine Befugnisse, dürfen nur beobachten und an die Polizei weitermelden.

Aber warum verwirren uns die anderen Filme mit einem englischen Titel? Die Drogenklamotte „Contact High“ braucht’s für die Anspielung, „No Time To Die“, ist als ghanaischer Film ist in Englisch gedreht und läuft hierzulande mit Untertiteln. „Global City Beats“ ist einfach cooler und nicht angemessen auf Deutsch wiederzugeben, und „Ich träumte unter Wasser“ war augenscheinlich nicht denkbar für den französischen Originaltitel „J’ai rêvé sous l’eau“. Well, anyway, not my cup of tea.

Aber es verwirrt mich schon, wenn demnächst hierzulande „Flash of Genius“ anläuft. „Der Geistesblitz“ oder „Der Geniestreich“ hätte sich garantiert negativ auf die Kinoeinnahmen ausgewirkt.

Viel Spaß im Kino.

(ursprünglich veröffentlicht bei cinetrend.de, 18.06.2009)