Weder ist das Prinzip neu, noch der Sachverhalt, aber der Sprachgebrauch hat sich massiv verändert und mit künstlerischer Kreativität hat solcherlei Wortwahl beileibe nichts mehr zu tun, eher mit großen Burger-Ketten: Franchise.
Zugegeben es gibt den Begriff Franchise sowohl in der Medienwelt, als auch in der Wirtschaft und die Bedeutung ist nicht identisch. Beim Franchising geht es um ein Vertriebsmodell, bei dem quasi die gesamte Infrastruktur gestellt wird und der „Filialleiter“ zwar selbständiger Unternehmer ist, aber alles vorgeschrieben bekommt, denn er benutzt das Geschäftsmodell, um Produkte zu vertreiben. So machen das große Fleischbratereien im Fast-Food-Bereich.
Für den Kunden inzwischen normal, aber eigentlich total erstaunlich: Er bekommt weltweit fast identische Qualität und identischen Geschmack! In Kuala Lumpur ebenso wie in Des Moines oder in Flensburg. Darauf kann man sich verlassen.
Die Lizensierung geistigen Eigentums
In der Medienwelt bezeichnet Franchise die „Lizenzierung“ eines „geistigen Eigentums“, einer „Marke“. Walt Disney hat das schon vor Ewigkeiten vorgemacht. Das ist aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll, vor allem, wenn es um cross-mediale Phänomene geht. Das Game zur CD, zum Film, zur Comic-Serie, als Mp3 im Pay-TV. You name it. Oder mit Iggy Pop: „Blah, blah, blah…“
Um da nicht den Überblick zu verlieren, redet der moderne Mensch inzwischen vom Franchise und spricht noch ein eigekreistes R oder TM hinterher. So geht das bei Marvel Comics, bei den „X-Men“, bei „Barbie“, „Dragonball“ und gerade hochaktuell bei „Terminator“. Soll mir ja recht sein, wenn das nächste Spin-off des erfolgreichen Franchise schon für 2013 in Planung ist.
Ich erinnere mich an Zeiten, als es zu sehr erfolgreichen Filmen ausnahmsweise eine Fortsetzung gab, vielleicht ein Sequel, oder Prequel, oder eine Serie. Ja auch Ableger (Spin-offs) waren möglich. Nur hatte ich bei all diesem sprachlichen Wirrwarr noch immer den Eindruck es würde sich dabei um Film handeln; bewegte Bilder die auch Zuschauer bewegen sollen und wollen. Irgendwo schwang ein Soundrest menschlichen Wollens und Könnens mit. Keine große Kunst, aber immerhin Gestaltungswille und das Gefühl, es würde darum gehen, zumindest Entertainment bieten zu wollen.
Beim Wort Franchise ist davon jeder Rest verschwunden, es geht um Produkte, Kommerz, Konsumenten, Abfüttern und Profit. Heute werden die Vermarktungsmöglichkeit von vorne herein haarfein analysiert. Und irgendwie wird Unterhaltung immer mehr zum Fast Food: schmeckt alles immer überall gleich…pappig und fad.
Viel Spaß im Kino.
(ursprünglich veröffentlicht bei cinetrend.de, 06.06.2009)