Ich lese gerade eine Fritz Lang Biographie. Erstaunlicher Weise gab es schon in der Anfangszeit der bewegten Bilder diese Unsitte Zweiteiler zu filmen.
„Die Nibelungen“ haben den Ausnahme-Regisseur gleich zu Beginn seiner Karriere dazu genötigt, den Filmstoff auf zwei abendfüllende Kinoabende zu verteilen. Das mag angesichts der inhaltlichen Fülle ja durchaus angesagt sein, doch aus Zuschauerperspektive bleibt dieser Cliffhänger am Ende des ersten Teils. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Gut, „Herr der Ringe“ kannte der geneigte Cineast durch mehrmaligen Konsum der literarischen Vorlage, das wird dem guten Deutschen bei den „Nibelungen“ seinerzeit ähnlich gegangen sein. Und trotzdem war der limitierende Faktor beim Kinogenuss der Ringe-Trilogie das durchgesessene Hinterteil. Ich hätte schon gerne alles nacheinander geguckt, wie ich das ja auch mit der DVD-Version tue. Nein, nicht an einem Tag, aber schon innerhalb einer Woche, wenn der inhaltliche Faden noch nicht gerissen ist.
Tarantinos „Kill Bill“ hat meine Neugier da schon strapaziert. Auch wenn man die seriellen Racheakte in der Mitte monatelang unterbrechen kann, nach dem Kinobesuch war es nur halb so schön. Gerade nach Teil Zwei! Den Paten lasse ich hier mal außen vor, da war die Erzählstruktur in sich abgeschlossen.
Und nun stehen wieder zwei ausufernde Filmprojekte in den Startlöchern, beides Biopics. Das Leben des „Staatsfeines Nummer Eins –Jaques Mesrine“ und die linke T-Shirt Ikone Der „Che“. Auch wenn ich persönlich nicht finde, dass die revolutionäre Biografie des Ernesto Guevara so viel Kinostoff abliefert. Daher prognostiziere ich jetzt mal, in diesem Jahr vier Kinotermine weniger zu haben. Nicht, dass es mich nicht interessierte, aber das glotze ich an einem Abend, am Stück, wahlweise auf der Couch.
Reisen mit leichtem Gepäck
Es gäbe ja nun die Möglichkeit, alles in einen Film zu packen. „Watchmen“ macht‘s doch auch: Nötigt uns beinahe drei Stunden unserer Zeit ab. Und wir Filmnerds sitzen uns die Backen wund – machen wir gerne und freuen uns drüber. Ebenso die überlangen Sergio Leone Werke, „Ali“ (157 min), „Vom Winde verweht“ (238 min.), „Ben Hur“ (212 min) und „Doktor Schiwago“ (197 min). Lang, aber in einem Stück. Oder aber man ignoriert sämtliche Grenzen, dreht einen durchgeknallten, epsodesken Experimentalfilm, nennt ihn „Love Exposure“ und heimst für die soliden 237 Minuten auch noch Kritikerlob ob der Kurzweiligkeit ein. So geschehen auf der diesjährigen Berlinale.
Mir kommt das alles vor wie in meiner Kindheit: Gerade alt genug für den Schulausflug oder den anstehenden Familienurlaub, darf man seine Sachen selbst packen. Da habe ich dann alles, was unbedingt mitmusste, rausgelegt und in den Rucksack oder Koffer gestopft. Ging das nicht rein, oder war einfach zu schwer, kam Mutti, hat ruhig auf mich eingeredet und mir beim Reduzieren geholfen.
Dann ging’s los auf große Fahrt. Und immer gab es Leute, die viel zu viel Zeug durch die Gegend geschleppt haben. Haben die niemanden, der ihnen dabei hilft, das Gepäck sinnvoll zu packen? Mir hat jedenfalls nie etwas Wichtiges gefehlt. Selbst heute reise ich gerne mit leichtem Gepäck.
Viel Spaß im Kino.
(ursprünglich veröffentlicht bei cinetrend.de am 30.04.2009)