Ansichten am Donnerstag #19: Synergieeffekte

Da haste schon mal was vor, namentlich das “Filmfest Hamburg”, und dann kannste sicher sein, dass dir die Vorfreude ein bisschen getrübt wird, weil es zeitgleich mindestens eine Alternativ-Veranstaltung gibt, zu der du auch gerne gegangen wärest. Am Filmfest-Wochenende war das in unserer Heimatstadt nicht anders: Kino satt, “Reeperbahn-Festival” und “Seiteneinsteiger”.

Also Unmengen interessanter Veranstaltungen, die der Schreiber höchstselbst gerne besucht hätte. Für alle, die nicht wissen worum es geht: Beim “Reeperbahn-Festival reiht sich ein Wochenende lang Live-Musik an Live-Musik und für es waren wieder wirkliche Geheimtipps unterwegs. “Seiteneinsteiger” ist ein Lesefest für Kinder und Jugendliche, bei dem über die ganze Stadt verteilt Veranstaltungen rund ums Thema Jugendbuch stattfinden.

Bei dieser Gelegenheit fiel mir auf, dass das Häufen von Veranstaltungen ebenso Methode hat wie die Ansiedelung vermeintlich konkurrierender Unternehmen (z.B. Autohäuser) in direkter Nachbarschaft: neudeutsch nennt man das “Synergie-Effekte”, also – grob gefasst – die gegenseitige positive Beeinflussung und Ergänzung von Konzepten, Prozessen, Strukturen. Wer am letzten Septemberwochenende in Hamburg unterwegs war, konnte aus dem Vollen schöpfen.

Festivals in Hamburg

Genauso gibt es auch im Leben Phasen, in denen definitiv nix los ist. Man hat Lust was zu unternehmen, aber im Kino läuft nix Gescheites, Konzerte sind gerade nicht, im Schwimmbad sind Bauarbeiten und im TV gibt es auch nix (auf allen Kanälen).

Dass sich das auch immer so klumpen muss und sich nicht besser verteilen lässt. Was soll ich mit einer dritten Einladung zu einer Party, wenn ich doch schon anderweitig eingeladen bin? Können sich die Leute nicht mal absprechen?

Nein, sie können nicht. Der Teufel erledigt sein “Geschäft” bekanntlich immer auf dem sowieso schon größten Haufen. Das Leben ist nicht fair und Ähnlichkeiten ziehen sich doch eher an, als Gegensätze. Dies erklärt auch das total realistische Film-Phänomen, dass eine schnöde Alltagsexistenz auf einmal komplett aus dem Ruder läuft und ganz viel gleichzeitig passiert.

Dann findet sich “Otto Normal” mitten im Action-Gewitter wieder, so wie in “Wanted” oder in “Leon” oder “Eagle -Eye”. Die Filmschaffenden haben einfach eine umtriebige Lebensphase ihrer Protagonisten erwischt. Ist ja auch meisten langweilig zu filmen, dass nichts geschieht, oder.

Viel Spaß im Kino.

(ursprünglich veröffentlicht bei cinetrend.de am 09.10.2008)