Die Geschichte der Kya Clark fesselte vor ein paar Jahren eine weltweite Leserschaft. Delia Owens Roman „Der Gesang der Flusskrebse“ ist nun verfilmt worden. Am 18. August 2022 kommt die dramatische und anrührende Geschichte einer jungen Frau, die sich in den Feuchtgebieten North-Carolinas behauptet, in die Kinos.
Ende Oktober 1969 wir in den Marschgebieten in der Nähe der Kleinstadt Barkley Cove die Leiche des jungen Chase Andrews (Harris Dickinson) gefunden. Der junge Mann, der einst Quarterback des High School Teams war, galt als Hoffnungsträger.
Als die Leiche am Fuße eines verlassenen Aussichtsturms in den Marschgebieten gefunden wird, gehen die Polizisten sofort von einem Verbrechen aus. Verdächtigt wird beinahe umgehend die junge Kya Clark (Daisy Edgar-Jones). Eine Außenseiterin, die allein und ohne Familie mitten in dem Marschgebieten lebt. Ihre einzigen Kontakte sind das afroamerikanischen Händler-Ehepaar Mabel und Jumpin‘, die für die Sumpfbewohner einen Handelsposten betreiben.
„Die Marsch ist kein Sumpf. Die Marsch ist Licht.“
Kya wird festgenommen und der Anwalt im Ruhestand Tom Milton (David Strathairn) übernimmt pro bono die Verteidigung der jungen Frau. Parallel zum Fortgang des Prozesses erzählt „der Gesang der Flusskrebse“ in Rückblenden von der harten Kindheit und dem einsamen aufwachsen Kyas. Aber auch von der Freundschaft und Liebe zu dem Fischersohn Tate Walker (Taylor John-Smith). Und auch davon wieder Charmeur Chase Andrews sich für das Marschmädchen zu interessieren beginnt.
Regisseurin Olivia Newman („First Match“) inszeniert ihre Literaturverfilmung als funktionierende Mischung aus Gerichtsdrama, Milieustudie und nostalgischer Romanze. In wie weit das in der Erzählstruktur und inhaltlichen Ausprägung der Roman-Vorlage entspricht, kann ich nicht beurteilen. Aber der Film an sich weiß zu fesseln und hat seine Momente und starken Aspekte.
„Es ist endlich Zeit, für alle von uns, dem Marschmädchen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.“
Die Story an sich hat etwas einen absehbaren romantischen Konflikt und das zeitliche Setting in Fünfziger und Sechziger Jahren eröffnet einen nostalgischen Sehnsuchtsraum, dem die Story nicht immer gerecht wird. Einige Aspekte sind schlicht zu banal und andernorts zu häufig erzählt worden. Allerdings ist die Marschlandschaft North Carolinas ein echter Hingucker und die eindrucksvolle Naturschönheit sorgt für verwunschene Stimmung. Was allein ausreicht, um für gute Unterhaltung zu sorgen.
Daneben ist vor allen die Hauptdarstellerin Daisy Edgar-Jones mit ihrer überzeugend dargestellten Mischung aus Naivität und Selbsterhaltungstrieb eine Naturgewalt wie das Publikum das wohl auch von einer Frau erwarten kann, die Zeit Lebens ums Überleben kämpfen musste. Insofern ist der Ausgang dieser Angelegenheit bisweilen auch absehbar und gelegentlich wirken Aspekte der Geschichte überdramatisiert.
Am Ende hätte es dem Film dramaturgisch sicher gutgetan einen früheren Abschluss der Erzählung zu finden. Aber so sind dann auch wirklich alle Fragen beantwortet und das Publikum kann beruhigt aus dem Kinosaal gehen.
Die Bestseller-Verfilmung „Der Gesang der Flusskrebse“ mag bisweilen etwas absehbar sein. Aber die Mischung stimmt und funktioniert. Vor allem, Daisy Edgar-Jones und die schön fotografierte Landschaft machen den Charme des romantischen Dramas aus.
Film-Wertung: (7 / 10)
Der Gesang der Flusskrebse
OT: Where the Crawdads sing
Genre: Drama, Romanze
Länge: 125 Minuten, USA, 2022
Regie: Olivia Newman
Vorlage: Gleichnamiger Roman von Delia Owens
Darsteller:innen: Daisy Edgar-Jones, Harris Dickinson, Taylor John-Smith
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Sony Pictures
Kinostart: 18.08.2022