Anlässlich des Kinostarts, der Action-Ballade „Bullet Train“ habe ich folgende Action-Kapriole aus dem Archiv gekramt. „Shoot’em up“ kam 2017 in die Kinos und zelebrierte ausschweifenden Gewaltexzesse. Man oder frau mag das für zynisch und irre irreal halten, oder aber für die den Klimax des Actiongenres. Also rein ins Gemenge: Mister Smith, der unbeteiligte Zuschauer eines Mordes wird unfreiwillig zur Nanny.
Unerwartet wird der Mann auf der Bank Zeuge der Verfolgung einer hochschwangeren Frau durch einen wütenden Schläger. Dabei entdeckt er seinen Helferinstinkt und landet prompt mitten in einer feisten Schießerei. Direkt nach der bleischweren Geburt wird die Frau erschossen und schon wird unser Held Mr. Smith (Clive Owen), der unbeteiligte Mann auf der Bank, zur Nanny. Eine wütende Meute Killer an den Hacken. Das stört Mr. Smith aber herzlich wenig, denn er entpuppt sich schnell als extrem waffengewandt und schussfreudig.
Das Baby, die Bösen und der Ballermann
Nur wohin mit dem Neugeborenen? In seiner Notlage wendet er sich an die Prostituierte DQ (Monica Bellucci) und versucht das Kind bei ihr unterzubringen. Soweit hat auch Hertz (Paul Giamati), der Chef der Verfolger, schon gedacht. Folgerichtig tauchen diese auch prompt im Bordell auf. Die Hatz geht weiter. Und Mr. Smith erweist sich als wahrer Superheld im Umgang mit Schusswaffen, während er einer mysteriösen Babyfabrik auf die Schliche kommt. Mehr wird von der abstrusen Handlung nicht verraten, das ist aber auch gar nicht wichtig.
Was “Shoot ‘em Up” so sehenswert macht, sind die perfekt choreografierten Ballereien und das ungemein hohe Tempo des Film, das um die Entstehungszeit des Actioners allerhöchstens von “Running Scared” mit Paul Walker oder „Crank“ mit Jason Statham erreicht wurde. Nach der ersten Verblüffung findet sich der Zuschauer in einer wahren Orgie von Schusswaffen wieder. Da haben „John Wick“, „Bullet Train“ und Konsorten ihre turbulenten Vorläufer.
Regisseur Michael Davis (”Monster Man”, “Girl Fever”) hat seine Fantasien ausgelebt und so viele wunderbare und kuriose Schießereien wie möglich aneinandergereiht. Dabei ist es ihm gelungen, einen hochunterhaltsamen Film zu machen, auch Dank seiner Besetzung. Clive Owen (”King Arthur”, “Sin City”) überzeugt selbstverständlich in der Rolle des coolen, knarzigen Mackers mit den trockenen Sprüchen. Monica Bellucci (”Agents Secrets”, “Passion Christi”) ist schön wie immer und hat auch einige feine Szenen.
Trockene Sprüche und nasse Wunden
Der überraschende Star des Films ist aber Paul Giamatti (”Sideways”, “The Illusionist”), dem es trotz oder gerade wegen seiner kleinen Statur, gelingt als Bösewicht zu überzeugen. Er agiert nicht weniger cool als Clive Owen, aber gemein und käuflich bietet er einen grandiosen Widerpart. Hertz muss seine Brutalitäten immer wieder unterbrechen, wenn seine Frau am Telefon ist. Sehr zu seinem Missfallen versagen seine Leute auch ständig bei dem Versuch, das Baby zu töten.
Wer zunächst noch wohlwollend Ersthaftigkeit unterstellen wollte, sozusagen Kritik am amerikanischen Schusswaffen-Wahn, wird spätestens in der Doku eines Besseren belehrt. Michael Davis hatte einfach nur Spaß, wie man den animierten, cartoonartigen Szenenentwürfen ansieht. Aber überzogenen Gewaltdarstellungen sind wie eingangs erwähnt ein spezielles, durchaus auch zynisches Vergnügen.
Gelungenes, überzogenes Ballereien-Ballett für große Jungs. Die Handlung ist so abstrus wie die Schießereien, aber Spaß macht’s auf jeden Fall. Insofern großes, absurdes Kino. Meiner Frau hat’s auch gefallen.
Film-Wertung: (8 / 10)
Shot’em Up
OT: Shoot‘em up
Genre: Action, Thriller
Länge: 86 Minuten, USA, 2007
Regie: Michael Davis
Darsteller:innen: Clive Owen, Monica Belucci, Paul Giamatti
Extras: Dokumentation: “Vom Szenedesign zur fertigen Filmszene”, Audiokommentar; Steelbox: Trailer, Alternative Szenen, Making of.
FSK: ohne Jugendfreigabe
Vertrieb: Warner
Kinostart: 20.09.2007
DVD-& BD-VÖ: 02.05.2008