Wonder Woman1: Die Amazone von Asgard

Immer mal wieder prägen große und Folgenschwere Events die Comic-Welten der beiden großen US-Verlage. DC startete jüngst das „Infinite Frontier“-Event und die neue Ära beginnt für Diana Prince alias „Wonder Woman“ einmal mehr mit großen Lücken in der Erinnerung und einem Erwachen auf dem Schlachtfeld. Panini Comics veröffentlicht die neue „Wonder Woman“-Soloserie Anfang des Jahres.

An dieser Stelle soll die Event-Sause bei DC Comics nicht das Thema sein. Nachdem Wonder Woman in „Batman: Death Metal“ eine wichtige Rolle spielte, musste die Amazone auch in „Future State“ ran. Nun ist also „Infinite Frontier“ am Start und mischt die Karten neu. Belassen wir es an dieser Stelle dabei. Die Seriennummerierung ist übrigens wie auch bei Marvel dazu übergegangen, von Beginn der ersten Soloserie an durchzunummerieren.

Wonder Woman wacht auf dem Schlachtfeld auf und ein Wikingerkrieger namens Sigurd erklärt der verwirrten Amazone, dass sie sich in Asgard befindet. Besser gesagt in Walhalla, also im Jenseits der Götterwelt, wo die gefallenen Krieger von den Walküren hinbegleitet werden.

Diana hingegen versucht sich zu orientieren und trifft dabei das Eichhörnchen Ratatöskr, das in der Lebensesche Yggdrasil lebt, in der auch die mythische Schlange Nidhöggr gefangen ist. Das Eichorn erklärt Diana, dass die Esche stirbt und die Walküren seit langem ausbleiben, so dass dich die Reihen der Kämpfer immer weiter lichten.

Scheint so, als bräuchte Asgard dringend Hilfe und Diana ist durchaus gewillt zu tun, was in ihrer Macht steht. Allerdings hat sie nach jedem Tod seltsame Geisterscheinungen, die sie davor warnen zu bleiben und Gewohnheit des Kampfes gefällt der Amazone durchaus auch.

Sigurd und seine Kumpel kämpfen jeden Tag auf den Schlachtfeldern bis sie getötet werden. Dann wachen sie an der Festtafel in Valhalla auf und am kommenden Tag beginnt der Spaß von Neuem. Thor und Gefolge findet an der Situation nichts Beunruhigendes.

Ok, dass eine Superheld:in zum Auftakt einer neuen Serie einer Amnesie zum Opfer fällt ist wahrlich nichts Neues. Gerade „Wonder Woman“ hat am Beginn des gefeierten Greg Rucka Runs 2016 mit Erinnerungsausfällen („Die Lügen“) und ihrer geistigen Gesundheit („Das erste Jahr“) zu kämpfen. Nun also setzen die Autoren Michael W. Comnrad und Becky Cloonan das Stilmittel erneut ein, um eine Fisch-out-of-water-Story zu etablieren.

Gerade aufgrund ihrer halbgöttischen Herkunft ist Diana prädestiniert auch in anderen Mythologien herumzustreifen. Die Story kann sich sehen lassen. Persönlich sind die redenden Tiere zwar nicht so mein Ding, aber als mythische Begleitfiguren haben sie in der Geschichte ihre Berechtigung. Erstaunlich ist die Feststellung, dass sich „Wonder Woman“ im Jenseits befindet. Damit spielt die Story ziemlich gekonnt und Leser:innen dürfen gespannt bleiben, wohin es „Wonder Woman“ und ihren übersinnlichen Begleiter noch so verschlägt.

Das Artwork stammt in den ersten vier US-Ausgaben dieses Storybogens, der über 5 Einzelausgaben läuft, von Travis Moore und gefällt mit realistischen Charakterzügen und effektreicher Action. Das mythologische Setting kommt in den Farben von Tamra Bonvillain und Nick Filardi farbintensiv und versponnen zur Geltung. Einflüsse nordischer Ornamentik ergänzen die Kulisse.

Das letzte Kapitel wird dann von Andy MacDonald gezeichnet, dessen Stil deutlich weniger gefällig ist. Die Charaktere wirken härter und weniger hübsch, die Hintergründe sind detaillierter und die Panels wirken voller. Letzteres mag auch damit zusammenhängen, dass hier viel vorangegangene Handlung nacherzählt wird. Der Stil ist also merklich anders und letztlich ist es Geschmackssache, ob Leser:innen einer Zeichenweise den Vorzug geben.

Auf dem Weg zur unendlichen Grenze macht die Amazone „Wonder Woman“ in der nordischen Götterwelt halt und hilft auf den Schlachtfeldern aus. Der Auftakt der neuen Soloserie kann sich sehen lassen. Story und Artwork wissen zu gefallen und die wendungsreiche Geschichte offenbart überraschende Begegnungen und Einiges an Potential.

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Wonder Woman1: Die Amazone von Asgard
OT: Wonder Woman (2021), Wonder Woman 770-774, DC Comics,
Autor:innen: Becky Cloonan, Michael W. Conrad
Zeichner: Travis Moore, Andy MacDonald
Farben: Tamra Bonvillain, Nick Filardi,
Übersetzung: Ralph Kruhm
ISBN: 9783741626883
Verlag: Panini Comics, Softcover, 132 Seiten
VÖ: 04.01.2022