Church of Mental Enlighment: „The Truth“

Was soll die Hörerschaft von einer Band die sich Kirche der geistigen Aufklärung nennt auch anderes erwarten als die Wahrheit? Nu je, das Quartett aus Leipzig ist auf dem Hard Rock Sektor keineswegs ein Neueinsteiger. „Mit „The Truth“ legen C.O.M.E. Anfang Dezember auf Niffa Records ihr drittes Album vor. Es darf gerockt werden und dem Quartett ist das Benzin noch lange nicht ausgegangen.

Ich war ja noch nie ein Freund von Buzzwords, verstehe aber die Notwendigkeit sich als Musiker absetzen und definieren zu wollen. Aus Leipzig fliegen einem und einer dann aktuell so Begriffe wie Proto-Metal und Blues Rock mit Punk Wurzeln um die Ohren beziehungsweise vor die Augen. Ich bin ein alter Sack, Proto-Metal ist und bleibt bei mir alles was zeitlich vor dem Aufkommen des Genre-Begriffes Heavy Metal ist, bluesige Wurzeln hat ohnehin fast jedes Rock-Outfit, es sei denn es kommt aus dem Punkbereich. Kann mensch also auch alles in die Tonne treten.

Wichtig im aktuellen Veröffentlichungsdschungel ist, dass „Church of Mental Enlightment“ trotz ihres klaren Glaubensbekenntnisses zum Hard Rock keineswegs in Retrogewässern nach Jüngern fischen. Tatsächlich kann eine Band auch modernen Hard Rock spielen und produzieren. Die Dänen von DAD, die sich anno dunnemals noch „Disneyland after Dark“ nannten, sind da eine gute Bezugsgröße. Deren Sounds sind/waren ebenso zeitlos wie modern und rocken einfach mit einem Hang zur energetischen Live-Show und in gutem Glauben, dass „schweißtreibend“ eine Eigenschaft ist, die erdiger, harter Rockmusik gut zu Gesicht steht.

Der Vergleich zu DAD kommt bei Church of Mental Enlightment nicht von ungefähr, denn Sänger und Gitarrist Andreas Joseph klingt schon ziemlich wie Jesper Binzer was Intonation und Genuschel angeht. Auch die eine oder andere Gesangsmelodie und die klassischen Songaufbauten sind vergleichbar. Der Leadsound unterscheidet sich und auch die musikalischen Einflüsse, die in den beiden schleppenderen, düsterrockigen Stücken „The Truth“ und „No time To Muse“ hervortreten sind eher von Black Sabbath beeinflusst, beiden Songs geht übrigens jeweils ein kurzen verspielteres Instrumental voran, „Aufstieg“ klingt eher mittelalterlich, „Abstieg“ eher nach moderner spanischer Gitarren-Klassik.

Das sind dann aber auch die Ausreißer auf der Scheibe. „Mark My Words“, „Forces oft he Underground“, „Slaves to the Screen“, What Grows will Rot“, und „Money is their Religion“ sind allesamt solide bis gute, eingängige Hard Rock Songs mit modernem Sound und einprägsamen Refrains. Zum Ausklang von „The Truth“ geht’s mit „The Score“ dann Instrumental zu Ende.

Ich höre da Qualität und Spaß an der Mukke, eine Hingabe zu dieser Art von eingängigem Rock, der auch und gerade gelegentlich Mut zur Schlichtkeit braucht. Das alles ist da, war aber auch schon auf den Vorgängern „Gravedanger“ und „Modern Age of Darkness“ vorhanden und schon gut. Insofern täte der Band ein bisschen entspannte Experimentierfreude vielleicht gut. Selbstironie und Humor schwingen in den Texten ja durchaus mit. Und weil der Teufel ein Eichhörnchen ist (was immer das bedeuten mag) wären extra-pfiffige Arrangements a la Aerosmith Comeback seinerzeit vielleicht auch eine Möglichkeit, die Reichweite zu steigern.

CoME (Church of Mental Enlightment) erfinden das Rad nicht neu und haben ein sicheres Gespür für gute Rock Songs und starke Riffs. Leider bewegen sich die rund 35 Minuten Wahrheitsfindung auf „The Truth“ zu sehr im Midtempo-Bereich und zu sehr in der eigenen Songformel um aus der Masse herauszustrahlen. Auch und gerade, weil die Band bereits seit sieben Jahren besteht. Variation in Sachen Tempo wäre durchaus wünschenswert, zwei knackige Uptempo-Rocker hätten die Wahrheit rundgemacht. Ansonsten eine gute Scheibe.

Album-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

PS: Für Fans wird zeitgleich mit dem neuen Album, das scheinbar schon einige Monate auf Halde liegt, auch ein Session-Tape veröffentlicht, das einige Bandschmankerl live im Studio enthält und nur als Cassette und digitales Album erhältlich sein wird. Interessierte finden „Treck Sabbath: The Sessions Vol. 1“ bei Bandcamp

Church of Mental Enlightment (CoME)- The Truth
Genre: Hard Rock
Länge: 35 Minuten, D, 2021
Interpret: Church of Mental Enlightment
LabeL: Niffa Records

VÖ: 03.12.2021

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