Die Popgruppe A-HA gehört zu den erfolgreichsten Exporten Norwegens und war lange Zeit, die einzige international bekannte und erfolgreiche Band aus dem skandinavischen Land. Unterwegs sind die drei Musiker, die ein ambivalentes Verhältnis zueinander haben, noch immer und feiern erfolgreiche Welttourneen. 2019 entstand das filmische Porträt der Band, welches auch zeigt, dass sich großer Erfolg nicht von selbst einstellt.
Die Frage, mit der die Filmmacher Thomas Robsahm und Aslaug Holm ihre Doku über A-HA beginnen, ist die nach einem neuen Album. Während Sänger Morten Harket und Gitarrist Pål Waaktaar nicht kategorisch ausschließen, dass da nach dem bislang letzten Studioalbum „Cast in Steel“ von 2015 noch neue Musik entstehen könnte, ist Keyboarder Magne Furuholmen da resoluter und glaubt nicht an ein weiteres gemeinsames Album, weil man sich im Studio die Köpfe einschlagen würde.
Kein Wunder also, dass die drei Musiker sich jeweils in separaten Backstage-Räumen auf die Auftritte vorbereiten. Es gibt eine Szene, das wird Sänger Morten Harket zum Soundcheck auf die Bühne gerufen, weil nun keiner mehr da ist. Harket selbst äußert beizeiten, dass er sehr perfektionistisch mit seiner Stimme ist beziehungsweise war und sich eigentlich regelmäßig mit den Soundtechnikern angelegt hat.
Allerdings liegen die Konflikte innerhalb der Band woanders. Es geht um große Egos, um Anteile am Songwriting und den unbändigen Willen zum Erfolg, der die Band seit Jahren zusammenzuhalten scheint. Zumindest nach der Reunion zum 30. Bandjubiläum im Jahr 2015. Seitdem ist A-HA mit begleitenden Musikern wieder in den Stadien und Konzerthallen der Welt unterwegs und wird immer noch frenetisch abgefeiert.
Kein Wunder, wenn man weltweite Hits produzier und auch einmal eine James Bond Titelsong eingespielt hat. Kein Lied war allerdings so erfolgreich wie „Take on Me“ mit dem A-HA 1985 einen weltweiten Nummer 1 Hit feierten. Doch der Weg dahin war schon steinig. Die Band begann drei Jahre zuvor Musik zu machen, zog aus dem provinziellen Norwegen in die Musikmetropole London, kriegte dort aber keinen Durchbruch zustande, wohl aber ein paar einflussreiche Kontakte, die später zu einem Plattenvertrag führten.
„Make a-ha great again“
„Take on Me“ war zunächst nur in Norwegen ein Erfolg. Erst nachdem die Band das Lied, dessen Melodie Furuholmen nach eigener Aussage im pubertären Alter komponiert hatte, noch einmal einspielten und sich soundmäßig verwirklichten, fand der Song weltweite Beachtung.
Wie für viele Musiker waren die Londoner Jahre Hungerjahre, die zwar zusammenschweißten, aber auch schon erste Konfliktlinie zeigten, etwa die obsessive Neigung der Presse den Sänger als Sexsymbol in den Vordergrund zu stellen. Während Gitarrist Pål Waaktaar das anfangs als Erleichterung empfand, da er „dachte, ich will im Dunkeln stehen und traurige Lieder spielen“, wird daraus später ein Art Neid, weil die musikalische Leistung innerhalb der Band von der Welt scheinbar anders wahrgenommen wird.
All diese Dinge greift die Doku auf, weil die Musiker, die sich seit ewigen Zeiten kennen, daraus auch keinen Hehl machen, andererseits bleibt es aber auch bei der Feststellung. Mehr Nähe lässt keiner der Stars zu. Zuschauer:innen bleibt der Blick zwischen die Filmbilder. Derweil arbeitet die Doku die Bandhistorie ziemlich chronologisch und konventionell ab.
Anfänglich ist da allerdings diese Animation der aktuellen Auftritte, in der Art des „Take on Me“ Video-Hits. Diese Animation schließt den Film auch ab, nachdem das Publikum etwa neunzig Minuten in musikalischer Nostalgie, in Pophistorie und Banddynamik schwelgen durfte. Es ist schon nachdenkenswert, wenn sich Sänger Morten Harket aus der Limousine schält, die für ihn einer der Wenigen rückzugsorte auf Tour ist und grinsend „Fuck Fame!“ in die Kamera sagt.
„a-ha – The Movie“ taucht während aktueller Touren in die Bandgeschichte der Weltstars ein und bietet einen unterhaltsamen und informativen Trip durch mehr als dreißig Jahre Pop-Geschichte. Nicht nur für Musikbegeisterte zu empfehlen.
Film-Wertung: (7,5 / 10)
A-ha The Movie
OT: a-ha the Movie
Länge: 90 Minuten, N, 2019
Regie: Thomas Robsahm, Aslaug Holm
Mitwirkende: Magne Furuholmen, Morten Harket, Pål Waaktaar,
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Salzgeber
Kinostart: 16.09.2021