Aladin – Tausendundeiner lacht!

Ein moderner Hallodri landet im märchenhaften Bagdad und zeigt ungeahnte Talente. Die französische Erfolgskomödie „Aladin – Tausendundeiner lacht!“ hält sich nur ganz grob an die klassische Märchenvorlage und konnte 2015 beim Publikum in unserem Nachbarland einen Hit landen. Nun veröffentlicht Leonine die märchenhafte Alberei von den Produzenten von „Willkommen bei den Sch’tis“ auch hierzulande als Home-Entertainment-Premiere.

Lügen haben bekanntlich nicht nur sprichwörtlich kurze Beine sondern bereiten auch erhebliche Mühen, je länger sie aufrecht erhalten müssen. Das merkt auch Gelegenheitsgauner Sam (Kev Adams) der am Heiligabend eine Sonderschicht einlegen muss. Nicht etwa als Börsenmakler wie er seiner Freundin Sophie (Vanessa Gaudi) erzählt hat, sondern als Weihnachtsmann im Kaufhaus.

Eigentlich sind Sam und sein Kumpel Khalid (William Lebghil) als Kumpane in einem Kaufhausdiebstahl eingeplant, doch dann zupfen gelangweilte Kinder Sam an der roten Robe und wollen eine Weihnachtsgeschichte. Weil der Kaufhausdetektiv direkt daneben steht, beginnt Sam zu erzählen, was ihm gerade einfällt: und das ist die nicht eben weihnachtliche Geschichte von „Aladin“.

Doch statt sich an die Vorlage aus der orientalischen Märchensammlung „1001 Nacht“ zu halten, erfindet der falsche Weihnachtsmann eine etwas andere Geschichte mit sich und seinem Kumpel Khalid in den Hauptrollen. Selbstverständlich spielen dabei auch eine magische Lampe, ein eifersüchtiger Großwesir und eine hinreißende Prinzessin eine Rolle.

Man kennt das auch aus deutscher Produktion: Ein humoristischer Umgang mit der eigenen Sagen- und Märchenvergangenheit sorgt bisweilen für Lacher an der Kinokasse, man denke an „Die 7 Zwerge“, mit einer Reihe populärer Komiker. Im Prinzip macht „Aladin – 1001 lacht!“ nichts anderes. Kev Adams ist in Frankreich als Komiker und Schauspieler extrem populär, gerade bei einer jüngeren Zielgruppe. Das nutzt der Film von Arthur Benzaquen, der sich selbst auch eine schräge Nebenrolle gibt, schlicht aus, um ein Feuerwerk an Gags zu zünden, das durchaus irgendwo zwischen „Monthy Pythons („Das Leben des Brian“) beziehungsweise Mel Brooks („Männer in Strumpfhosen“) und den Isnogud- Comics von Goscinny und Tabery anzusiedeln ist.

Da fallen die beiden Kleingauner in das märchenhafte Bagdad und haben nichts Besseres zu tun, als einen fliegenden Teppich zu klauen, den sie wie ein Auto kurzschließen müssen. Anschließend ergaunern Sie sich mit einem Verjüngungsexeier die Wut des Großwesirs (Jean-Paul Rouve), der vergeblich um die Hand der Tochter des Kalifen (Michel Blanc) anhält, um die Macht zu übernehmen.

Nämliche Prinzessin verknallt sich selbstredend in den artistisch-agilen Gauner Aladin und ihre Zofe hat später ein Auge auf Khalid geworfen. Es kommt zu amourösen Verwicklungen und Aladin kommt zu einer magischen Lampe, deren Dschinn auch keine Lust mehr hat, seinen Zauberjob zu machen.

Die CGI Effekte sind nicht gerade überzeugend, fallen bei dieser Art von Komödie aber auch nicht ins Gewicht. Es geht um die Gaudi, nicht darum, ob der Sturzflug des fliegenden Teppichs optisch etwas hermachen kann. Die Besetzung ist hochkarätig und hat sichtlich Spaß bei der Arbeit. Die Bollywood-Einlage mit epischem Gesang und Tanz etwa ist hinreißend.

Immer wieder wird die märchenhafte Geschichte von der Gegenwart unterbrochen, weil Sam und Khalid ja noch das Kaufhaus beklauen wollen. Aber die Kinder bleiben hartnäckig und wollen eine Weihnachtsgeschichte, die zu Ende erzählt wird.

Ehrlicherweise bin ich für diese Art von Humor ein wenig zu alt, die Parallelen zu den kalauernden Vorbildern stellt sich von alleine ein und lassen Aladin weit weniger originell erscheinen als wahrscheinlich erhofft. Dennoch ist ein anarchisches Momentum nicht zu leugnen, dass es tatsächlich versteht, Zuschauer:innen mitzureißen, wenn sie denn in der richtigen Stimmung sind.

Schade, dass sich die Macher zu einigen zotigen Gags haben hinreißen lassen, die hierzulande dafür sorgen, dass der Film erst ab 12 Jahren freigegeben ist, ansonsten wäre Aladin ein turbulenter Kinder- und Familienspaß gewesen. Schade, dass der Vertrieb Leonine den Weihnachtsbezug der Geschichte so gar nicht zu nutzen weiß und den ohnehin schon einige Jahre alten Film unmotiviert in den Home-Entertainment-Herbst entlässt. Da wäre eine leicht anarchische Vermarktung zum Fest drinne gewesen. Wie auch immer: Viel Albernheiten klassischer Schule, viel Nonsense-Humor und gut aufgelegte in Frankreich beliebte Darsteller geben „Aladin – Tausendundeiner lacht!“ eine augenzwinkernde Qualität, die auch ganz charmant ist.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Aladin – Tausendundeiner lacht!
OT: Les nouvelles aventures d’Aladin
Länge: 102 Minuten, F/B, 2015
Genre: Komödie, Märchen
Regie: Arthur Benzaquen
Darsteller:innen: Kev Adams, Vanessa Guide, Jean-Paul Rouve
FSK: Ab 12 Jahren
Vertrieb: Leonine
Kinostart: nicht in Deutschland
DVD- & BD-VÖ: 10.09.2021