Ein weiterer Griff ins Archiv, ein weitere Märchenvariante. 2013 interpretierte Disney den Klassiker „Der Zauberer von Oz“ quasi neu und in 3D. Davon ist auf Konserve zwar wenig geblieben, aber ein Spektakel ist es doch. Disneys Streich entführt die Zuschauer wieder in die wundersame Welt der Munchkins. Eine Filmreise über und hinter die Regenbogen.
Der Zirkusunterhalter und Zauberkünstler Oscar Diggs (James Franco), genannt Oz, fristet mit seinem Assistenten Frank (Zach Braff) ein eher karges Dasein. Als Charmeur ist Oz weit erfolgreicher als in seinem Metier. Gerade als ihm sein Hang zum schönen Geschlecht einzuholen droht, erreicht ein Wirbelsturm Kansas und den kleinen Zirkus.
Oz wird fortgetragen und findet sich in einem zauberhaften Land wieder. Theodora (Mila Kunis), die sich als Schwester der stellvertretenden Königin und als Hexe entpuppt, bringt Oz in die Smaragdstadt, weil er der große Zauberer zu sein scheint, den die Prophezeiung angekündigt hat.
Das Königreich wird von der bösen Hexe Glinda (Michelle Williams) bedroht und Oz wird ausgesandt, um sie zu besiegen und das Königreich zu befreien. Doch dann stellt sich heraus, dass Glinda gar nicht so böse ist und Evanora (Rachel Weisz) den Thron nicht nur stellvertretend übernehmen will. Nun muss sich zeigen, ob der keine Zirkusmagier der Prophezeiung gerecht werden kann, oder ob die Aussicht auf Reichtum als Ansporn ausreicht.
Für die Amerikaner gehört L. Frank Baums „Der Zauberer von Oz“ zu den Kinderbuchklassikern, die so ziemlich jedem bekannt sind. Bei uns sieht das ein bisschen anders aus, gerade, was das junge Publikum angeht. Regisseur Sam Aimi („The Evil Dead“, „Spider-Man“) mag sich über die Gelegenheit gefreut haben, eine CGI-Trick-Wundertüte zu choreofrafieren und zugleich einen Klassiker zu bearbeiten.
Alle 14 Bücher (und auch die vier posthum erschienenen) des amerikanischen Autors Lyman Frank Baum spielen in dem verzauberten Königreich Oz, wohin es die keine Dorothy verschlagen hat. Wie auch „Alice im Wunderland“ muss sich das junge Mädchen in einer komischen Welt und mit seltsamen Geschöpfen zurechtfinden. Doch Disneys „Die fantastische Welt von Oz“ ist keine Neuverfilmung des Klassikers sondern eine Art Vorgeschichte, die sich fragt, woher all die Figuren wohl kommen?
Die Erzählung des fantastisch animierten Abenteuers hält sich dabei an die märchenübliche Reise des Helden, der das Böse überwinden muss, um die Prinzessin zu kriegen. Als Hommage an die berühmte Verfilmung von 1939 ist der in Kansas spielende Beginn des Films sowohl in Schwarz-Weiß als auch im 4:3 Format gedreht, bis es mit dem Wirbelsturm farbenprächtig, überbordend, breitwandig und abenteuerlich wird.
Optisch ist „Die fantastische Welt von Oz“ ein Leckerbissen, wenn man sich auf die beinahe komplett animierten Szenerien eingelassen hat. Auch die Besetzung kann überzeugen: James Franco gibt seinem Zauberer eine gesunde und gelungene Mischung aus Selbstüberschätzung, zweifelhafter Moral und opportunistischem Selbsterhaltungstrieb mit auf die Reise, Michelle Williams ist das verkörperte Gute und die anderen beiden Hexen sorgen für ein angemessenes Gegengewicht.
Es kommen in dieser Verfilmung viele der Figuren, die Baums „Oz“ bevölkern, zum Zug und wer mit den Geschichten vertraut ist, wird sicherlich einen hohen Wiedererkennungsfaktor haben, der das unterhaltsame Abenteuer noch verstärkt. Ob es allerdings eine gute Idee ist, ein Prequel zu einem Klassiker und einer ganzen erdachten Welt zu erfinden, muss jeder selbst entscheiden. Die Story funktioniert, hat aber auch ihren absehbaren Verlauf.
Optisch ist „Die fantastische Welt von Oz“ ein knallbunter, animierter Bildersturm, der dem Klassiker neues Leben einhaucht, dessen Faszination und Charme allerdings auch gut zu nutzen weiß.
Film-Wertung : (6 / 10)
Die fantastische Welt von OZ
Genre: Abenteuer, Märchen, Familienunterhaltung
Länge: 125 Minuten, USA, 2013
Regie: Sam Raimi
Darsteller: James Franco, Mmicelle Williams, Rachel Weisz
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Walt Disney Pictures
Kinostart: 07.03.2013
DVD-& BD-VÖ: 11.07.2013