Es war die Rückkehr des Barbaren: „Conan“, der kultige Inbegriff der muskelbepackten Fantasy-Kampfmaschine, kam 2011 in einer aufwändigen Neuverfilmung zurück auf die Leinwand. Doch obwohl einige Aspekte des Films durchaus gelungen sind, versinkt das Endprodukt im Meer der Belanglosigkeit und wird dem Kult-Status des Barbaren kaum gerecht.
Dabei hätte es so schön sein können: Der Krieger wird in der Schlacht geboren und von seinem Vater Corin (Ron Perlman) mittels Kaiserschnitt aus dem Mutterleib gerissen. Als Heranwachsender muss Conan dann auch noch Zeuge werden, wie sein Dorf abgeschlachtet wird und sein Vater, der als Barbarenhäuptling einen Teil einer alten Knochenmaske hütet, gefoltert und getötet wird.
Denn Khalar Zym (Stephen Lang), dessen geliebte Frau einst als Hexe hingerichtet wurde, versucht eine alte Magie wiederzubeleben. Der junge Conan überlebt und macht sich auf, den Vatermörder zu finden. Der ist immer noch unterwegs, denn obwohl die Maske inzwischen vollständig ist, fehlt dem machtbesessenen Finsterling noch den Lebensaft einer Reinblütigen (Rachel Nichols) des alten Volkes, um die Maske zu erwecken. Zufällig rettet Conan die vermeintlich Reinblütige zufällig und wird in der Folge ihr Beschützer. Eher unfreiwillig wird Conans Rachefeldzug so auch ein Kampf um die Zukunft des Kontinents.
Soweit so gut und so fantastisch. Zu einer soliden „Sword and Sorcery“-Story gehört auch diese Geschichte und auch die barbarische Härte kommt in der „Conan“-Neuverfilmung zum Zug, bisweilen überzogen, aber das hier ist schließlich kein Kindergeburtstag. Jason Momoa („Aquaman“) macht als wortkarger Barbar eigentlich eine gute Figur. Die Actionsequenzen bieten ziemliche solide Kämpfe.
Darüber hinaus macht dieser „Conan“ von Regisseur Marcus Nispel („Pathfinder“) keine gute Figur. Zwar hat man sich an den Originalstories von Robert E. Howard orientiert und versucht, den Schwarzenegger Vorgänger (1982) und die ikonischen Barbaren-Zeichnungen von Frank Frazetta, die den Romanen in den Siebzigern zu neuer Popularität verhalfen, weitgehend außer Acht zu lassen, doch die Bildmacht der Vorgänger ist erdrückend.
Zudem kann die opulente 3D-Verfilmung des fantastischen Actionspektakels nicht mit Spannung aufwarten. Gründe sind eine stumpf chronologische Erzählstruktur und ein langatmiges Auswalzen der Vorgeschichte. Die Story funktioniert, doch sie ist ermüdend und ohne jeden erzählerischen Kniff umgesetzt. Doch nicht nur im Großen hapert es, sondern auch an den Einzelszenen: Immer wieder verschenkt „Conan“ Atmosphäre und Glaubhaftigkeit durch beinahe einfältige Unachtsamkeit im Detail.
Beispiele gefällig: Conan wird in der Schlacht geboren, doch gerade in der Sterbeszene seiner Mutter ist vom Schlachtrummel um die Gebärende nichts zu merken. Das flüchtende Piratenschiff mit Conan an Bord wird nachts von einem Ruderboot überrumpelt, auf dem, den Kämpfen nach zu urteilen, gefühlte hundert Angreifer Platz fanden. Der Weg in die Festung des Finsterlings führt durch etliche Verließe, die der Meisterdieb in Conans Begleitung allesamt mit seinem Superdietrich zu öffnen im Stande ist.
Dann kommen noch etliche anrührend pubertäre Dialoge hinzu und die letzte dramatische Tiefe ist verspielt. Das Ganze wird mit einem pathetischen Streichersoundtrack untermalt und überhöht, der an Heroismus schon seit zwanzig Jahren verboten gehört und überaus ärgerlich und aufdringlich seinen Kitsch verbreitet.
So bleibt „Conan“ auch in der 3D-Version enttäuschend flach und kann außer muskelbepackten Kämpfern und einigen recht gelungenen Actionsequenzen nicht viele Argumente vorbringen, selbst Fans des Barbaren in die Kinos zu locken. Dabei merkt man der Produktion schon an, dass enormer Aufwand betrieben wurde und der ist auch nicht ganz verloren, Kulissen und Kostüme machen weitestgehend Spaß. Doch das nützt alles nichts, wenn viele andere wichtige Aspekte des Films den Anforderungen und Erwartungen nicht gerecht werden.
Leider verspielt die Neuverfilmung des Fantasy-Klassikers „Conan“ viel Potential durch Unachtsamkeit im Detail und eine nicht vorhandene Dramaturgie. Die Besetzung ist stimmig und die Produktion aufwändig, allein die Umsetzung viel zu dürftig. Nur wer, ausschließlich barbarische Action sucht, wird hier fündig.
Film-Wertung: (3 / 10)
Conan
OT: Conan
Genre: Action, Fantasy,
Länge: 113 Minuten, USA, 2011
Regie: Marcus Nispel
Darsteller: Jason Momoa, Rose McGowan, Stephen Lang,
FSK: keine Jugendfreigabe
Vertrieb: Warner
Kinostart: 08.09.2011
DVD- & BD-VÖ: 20-01.2012