Nach dem beachtlichen barbarischen Neustart Conans bei Marvel Comics, muss der Held aus Cimmeria nun in den Serien seine Ausdauer beweisen. Im zweiten Sammelband der etwas raueren Conan-Serie „Savage Sword of Conan“, der gerade bei Panini Comics erschienen ist, erlebt der Barbar mehrere knackige, in sich abgeschlossene Abenteuer. Das ist ebenso traditionsbewusst wie ungewohnt. Aber dazu gleich mehr.
Nachdem Autor Gerry Duggan dem Barbaren Conan zum Auftakt der neuen Heftserie „Savage Sword of Conan“ einen beachtlichen Kampf mit einem Schlangenkult beschert hatte, der sich über fünf US-Hefte erstreckte („Der Kult von Koga Thun“) muss sich der Leser und Fan nun auf kürzere Abenteuer einstellen.
Man sollte dabei nicht vergessen, dass die Hefte in den USA monatlich erscheinen und jeweils nur so knappe 30 Seiten umfassen. Dass Panini Hierzulande viele Serien als „Sammelbände“ herausbringt, in denen häufig längere Storybögen erzählt werden, hat die Lesegewohnheiten und auch die Erwartungen selbstredend ein bisschen verzerrt. In ein oder in zwei Heften passt eindeutig nicht so viel Epik. Dafür aber muss die Story schgneller auf den Punkt kommen. In „Savage Swords of Conan“ Band 2 sind vier Storys aus den US-Heften 6 bis 12 enthalten.
Den Auftakt macht „Des Freiers Rache“, in dem sich unser Held als vermeintliches Schwertfutter in der Arena wiederfindet. Anschließend gerät der Barbar in „Conan der Spieler“ als Leibwächter an die Spielschulden dessen, der ihn anheuerte – und die sind beträchtlich. In „dunkle Höhle, Dunkler Kristall“ heuert Conan als Bewacher einer Expedition an, die sehr bedrohlich wird. Zum Abschluss des Sammelbandes bekommt es der Cimmerier ein weiteres Mal mit bösartigen Göttern zu tun.
Auch Conan-Autor Robert E. Howard hat viele, eigentlich die meisten, seiner überschaubaren Fantasy-Abenteuer als Kurzgeschichten veröffentlicht. Spätere „Conan“-Autoren haben sich daran gehalten und die Abenteuer wurden schon immer in loser Folge und ohne bestimmte Chronologie und in sprunghafter geografischer Verortung erzählt. Ganz so wie man sich Heldensagen am Lagerfeuer erzählt: jeder hat eine Geschichte, die er zum Besten geben will, damit die Nacht ihre Dunkelheit verliert.
Die Geschichten in „Der Spieler“ sind von ganz unterschiedlicher Qualität, sowohl in Bezug auf die Handlung als auch auf das Artwork und so ist es schwer daraus einen gemeinsamen Nenner zu schmieden. „Des Freiers Rache“ gefällt mit knackiger Action klarer Handlung und etwas cartoon-artige Zeichenstil, feinen Schraffuren und gutem Auge für körperliche Dynamik. Auch der dreiteilige „Spieler“ ist von Autor Jim Zub und Zeichner Patch Zirchner stark und atmosphärisch dicht auf den Punkt gebracht.
„Der dunkle Kristall“ ist vielleicht die Schwächste Story in dem Band, hat aber auch ihre Momente. Autor Roy Thomas ist ein „Conan“-Veteran, aber die wendungsreiche Geschichte ist nicht auf Spannung und Action angelegt, hinzu kommt das etwas grobschlächtige Artwork von Alan Davis, das meinem Auge nicht sonderlich schmeichelt. Dafür weiß die zufällige Begegnung mit einem hungrigen Straßenkind in „Der Sucher“ wieder auf ganzer kurzer Linie zu gefallen und der wendungsreiche und düstere Einakter ist ein sehr gelungenes Beispiel wie man knackig und trotzdem atmosphärisch im Comic erzählen kann. Ein krönender Abschluss.
Da sich die Stories in dem vorliegenden Band der „Wilden Schwerter“-Reihe alle an unterschiedlichen Orten abspielen ist anfangs jeweils eine kleine Übersichtskarte der alten Welt des Barbaren zugefügt, die den Fans etwas Orientierung bietet. Auch Christian Endres Editorische Bemerkungen sind wie immer hilf- und kenntnisreich und eigentlich können Conan-Fans sich einfach in das barbarische Vergnügen stürzen.
Der zweite Sammelband der „Savage Swords of Conan“ erzählt mehrere kürzere Geschichten und steht damit ganz in der barbarischen Pulp-Tradition. Für kurzweilige und kämpferische Unterhaltung ist gesorgt. Größtenteils sind die Abenteuer erzählerisch und grafisch auf hohem Niveau ausgeführt und sollten nicht nur Fans begeistern. Nach dem sehr gelungenen Serienauftakt beweist Conan also weiter Kämpferqualitäten.
Comic-Wertung: (7 / 10)
Savage Sword of Conan 2: Der Spieler
OT: Savage Sword of Conan (2019) 6-12, Marvel Comics, 2019-20
Genre: Comic, Fantasy, Action
Autoren: Frank Tieri, Jim Zub, Roy Thomas
Zeichner: Alan Davis, Luke Ross, Patrick Zircher
Farben: Chris Sotomayor, Java Tartaglia, Nolan Woodard
Übersetzung: Michael Strittmatter
Verlag: Panini Comics, Softcover, 164 Seiten
VÖ: 31.03.2020