Skandinavische Krimis und Thriller sind schon längst kein Geheimtipp mehr und seit Jahren gehören auch andere Film- und TV-Formate unserer nördlichen Nachbarländer zu den Programm-Highlights. 2011 kam mit etwas Verzögerung die Anwaltsserie „Verdict Revised – Unschuldig verurteilt“ bei uns ins Fernsehen. In der schwedischen Serie spielt Mikael Persbandt einen ausgebrannter Anwalt und Professor, der mit seinen Studenten vermeintliche Justizirrtümer wieder aufrollt. Eine charmante Serienrolle für den Darsteller, der mit der Krimi-Serie „Kommissar Beck“ bekannt wurde und inzwischen eine Weltkarriere gemacht hat. Irrwege der schwedischen Justiz…
Da ich gerade „Hanna Svensson – Blutsbande“ auf diesen Seiten vorgestellt habe, bin ich auf diese Rezension gestoßen, die ich seinerzeit 2011 zum DVD-Start geschrieben habe. Der Text ist weitgehend unverändert, nur einige Darsteller-Infos sind aktualisiert.
Markus Haglund (Mikael Persbrandt) war früher ein erfolgreicher Anwalt und ein angesehener Universitätsprofessor. Bis einer seiner gerade freigesprochenen Mandanten sich als Schwerverbrecher erwies und den Juristen in eine Krise stürzte. Statt Vorlesungen und Prozesse stehen seither Whiskey und Frauenbekanntschaften auf dem Stundenplan. Einen Weg aus dem Selbstmitleid bietet das noch lange nicht. Markus ist daher wenig begeistert, als eine alte Freundin ihn wieder an die Uni zurückholt. Zu allem Überfluss drückt sie ihm auch noch ein Seminar zum Thema „Unschuldig verurteilt“ auf. Das hält Markus bequemerweise bei sich zu Hause ab, und die drei Studenten, die tatsächlich auftauchen, sind ebenso skeptisch wie eingeschüchtert von Markus juristischem Ruf. Gleich der erste Fall des Seminars führt die junge Studenten-Truppe in das Innere der schwedischen Polizei.
Der ausgebrannte Anwalt
Die erste Folge der Staffel ist naturgemäß im Wesentlichen damit beschäftigt, die Figuren zu etablieren. Daher dauert es eine Weile, bis „Unschuldig verurteilt“ richtig Fahrt aufnimmt. Der Professor in der Krise ist schnell und mit wirksamen Szenen ins rechte Bild gerückt. Seine zukünftigen Studenten bleiben noch etwas blass, aber schon in der zweiten Folge wird klar, dass es nicht nur um die Lösung bereits abgelegter Kriminalfälle geht, sondern sich zwischen den Figuren eine Art fortlaufender Geschichte entwickelt, die bei aller kriminalistischen Neugier mindestens ebenso sehr im Mittelpunkt der Serie steht, wie die Ermittlungen.
Der schwedische Charakterdarsteller Mikael Persbrandt (Gunwald Larsson aus „Kommissar Beck“, „In einer besseren Welt“, „Der Hobbit“) füllt die Rolle des Markus Haglund dabei mit einer unverwechselbaren Mischung aus arrogantem Zynismus, philosophischem Weltekel und ausgeprägtem Sinn für Gerechtigkeit aus. Sein Gespür für falsche Urteile führt die Studentengruppe ein ums andere Mal in gefährliche Ermittlungen.
Dabei machen sich die Studenten Fia (Sofia Ledarp, gerade in „Hanna Svensson – Blutsbande“ zu sehen), Anna (Helena af Sandeberg), Belal (Francisco Sobrado) und Roger (Leonard Terfeld) nicht nur Freunde. Sobald die studentische Ermittlungsgruppe erst einmal Beachtung findet, steigt auch das Risiko bei den studentischen Untersuchungen, die oft unerwünscht sind. Alle in der Gruppe haben auch privat ihre Päckchen zu tragen und geraten ein ums andere Mal selbst in den Blickpunkt der Justiz. Nicht immer kann Professor Haglund helfen.
Der leidenschaftliche Professor
Neben der sehr dynamischen persönlichen Komponente der Serie sind die kriminalistischen Untersuchungen der Studentengruppe sehr unterschiedlich. Gemeinsam ist allen Fällen nur, dass jemand vermeintlich unschuldig verurteilt wurde. Da kommt Brandstiftung mit Todesfolge ebenso in Betracht, wie Drogenschmuggel oder organisiertes Verbrechen. Gekonnt pendelt „Verdict Revised“ zwischen solidem Krimi und nervenaufreibendem Thriller. Ein ums andere Mal werden die Studenten auch mit dem Dilemma konfrontiert, dass nicht jeder Unschuldige auch ein guter Mensch ist, sondern manchmal einfach nur zufällig für das falsche Verbrechen gefasst wurde.
Spätestens nach der vierten 50-minütigen Folge entfaltet die 2008 produzierte Serie „Unschuldig verurteilt“ ihre Sogwirkung. Wer die Spur erstmal aufgenommen hat, kann sich noch auf eine zweite Staffel freuen, die das schwedische Fernsehen 2009 ausgestrahlt hat und die im Dezember 2011 hierzulande als DVD veröffentlicht wurde.
„Verdict Revised –Unschuldig verurteilt“ ist ein sehenswertes schwedisches Krimi-Serienformat, das abwechslungsreich, dramatisch gekonnt und mit einem großartigen Michael Persbrandt Justizirrtümern auf den Grund geht. Freunde guter Kriminalunterhaltung können bedenkenlos zugreifen. Und so ein bisschen nimmt die schwedische Serie auch die Konstellation in dem amerikanischen Serien-Hit „How To get Away with Murder“, die seit 2014 läuft, vorweg.
Serien-Wertung: (7 / 10)
Verdict Revised –Unschuldig Verurteilt – Staffel 1
OT: Oskyldigt dömd, Season 1
Länge: 540 Minuten, (8 Folgen), S, 2009
Genre: TV-Serie, Krimi, Thriller,
Idee: Johann Zollitsch
Regisseur: Richard Holm, Molly Hartleb,
Darsteller: Mikael Persbrandt, Sofia Ledarp, Helena af Sandeberg, Francisco Sobrado, Leonard Terfelt, Marie Richardson
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 02.12. 2011
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