Das Werk des Comic-Zeichners Don Lawrence (gestorben 2003) wird nicht nur in Deutschland sehr verehrt. Die Abenteuergeschichten, die Lawrence bebilderte, gelten als maßgeblich für diverse Genres. Gerade seine Science-Fiction-Serie „Trigan“, konzipiert mit dem Autor Mike Butterworth, hat unter Fans schon längst Kult-Status. Die Comic-Serie, die bis in die 1980er erschien, wurde bereits in diversen Gesamtausgaben veröffentlicht. Zuletzt hat Panini Comics ab 2015 begonnen die Alben-Reihe in einer Neubearbeitung auf den Markt zu bringen. Da die Serie nach wie vor sehr beliebt ist, wurde nun Ende Februar eine um Bonusmaterial ergänzte Neuauflage des ersten Albums veröffentlicht.
Während die fortschreitende Gesamtausgabe des Epos um das Reich Trigan im März und im Mai bei Panini Comics in das 17. und 18. Album geht, wurde eine Neuauflage des vergriffenen Serienauftakts notwendig. Die neue Ausgabe folgt inhaltlich jener, die 2015 auf den Markt kam, hat aber ein anderes Cover. Band 1 der Trigan-Serie enthält den epischen ersten Storybogen der Episode 1 „Sieg für Trigan“ und die recht kurze Episode 2 „Absturz im Dschungel“ sowie einige Aufsätze über die Entstehung der einflussreichen Comic-Serie und einige Artworks und Editionsnotizen.
Ältere Leser und Comic-Fans werden bei der Erwähnung von „Trigan“ sogleich in Erinnerung an die ersten selbst gekauften Comic-Magazine fallen. Jene wöchentlich oder monatlich erscheinenden Publikationen, in denen neben diversen französischen Serien (die heute meist ebenfalls zu den Klassikern ihrer Genres zählen) eben auch die Machtkämpfe auf dem Planeten Elekton erzählt wurden. Welch wohliges Warten auf die jeweils neuesten Ausgaben der Hefte und gieriges Verschlingen der Lieblingsserie…
Science-fiction als Geschichtsstunde
Jüngere Leser hingegen werden sicherlich einige Berührungprobleme mit der kultigen Serie haben. Wie viele Comic-Serien aus der Zeit, bevor das Medium mainstream-tauglich wurde, wurden die Abenteuer von „Trigan“ zunächst in Zeitungen und Sammelbänden veröffentlicht und der wöchentliche Happen gezeichnete Science-Fiction war gerade einmal eine Doppelseite lang. Das erforderte selbstverständlich einen anderen Aufbau der Erzählstruktur und der Spannung als dies heute in regelmäßigen Heft-Serien üblich ist.
Doch worum geht es in „Trigan“ überhaupt? Ein Raumschiff landet auf der Erde und die Besatzung ist tot. Es dauert Jahrzehnte bis die Aufzeichnungen in einer fremden Sprache von einem passionierten Forscher entschlüsselt werden. Lange nach der sensationellen Bruchlandung des Raumschiffes gelingt es den Professor nach und nach, Aspekte der fremden Planeten und dessen Zivilisationen zu übersetzen. Diese Chroniken sind die Abenteuer, die in der Comic-Serie „Trigan“ erzählt werden. Die Rahmenhandlung mit dem Forscher gibt den Geschichten etwas Episodenhaftes, Unfertiges, zugleich aber auch etwas Pseudowissenschaftliches und Märchenonkelhaftes.
Rivalität und Macht
Der Held Trigo ist einer von drei Brüdern, die Häuptlinge des Nomadenvolkes Vorg auf dem Planeten Elekton sind. Einer von Elektons Kontinenten heißt Viktris. Auf Viktris leben zunächst fünf Nationen, von denen die Loka technisch am weitesten fortgeschritten sind. Getrieben vom machthungrigen König Zorth, wollen die Loka alle anderen Nationen und Völker unterwerfen. Trigo sieht für sein Volk keine andere Rettung vor der Vernichtung durch die Loka, als den nomadischen Lebensstil aufzugeben, eine Stadt zu bauen und sich technisch zu entwickeln.
Glücklicherweise treibt ein Angriff der Loka Flüchtlinge eines anderen Volkes, der Tharv, in jenes Gebiet, in dem die Nomaden sesshaft werden wollen. Darunter auch den großen Baumeister Perik, der nun hilft Trigos Vision zu realisieren, und dessen Tochter Salvia, deren Heilkunde für die Nomaden sehr nützlich wird. Während Trigos Vision einer eigenen Stadt immer wieder Rückschläge erleiden muss, wendet sich auch sein älterer machthungriger Bruder gegen ihn und es kommt zu offener Feindschaft.
Die Macher der Trigan-Saga
Der britische Comic-Autor und Romancier Mike Butterworth war für die Ausgestaltung der Geschichte zuständig und bediente sich in seiner Saga von Aufstieg und Fall eines fernen Weltreiches ganz gehörig bei der römischen Geschichte. Doch auch die Herausgeber hatten eine kllare Vorstellung von der Ausgestaltung der Story; wie sich in den Anmerkungen zu den Artworks im Bonusmaterial zeigt. Eine Zeit lang stand „Trigan“ zumindest in Deutschland auch immer unter Faschismus-Verdacht, aber dazu vielleicht an anderer Stelle später einmal mehr.
Illustriert wurde „Trigan“ von dem britischen Comic-Zeichner und Künstler Don Lawrence. Mit „Trigan“ hatte vor allem Illustrator Lawrence seinen internationalen Durchbruch. Sein beinahe gemalter Stil und die lebendige und atmosphärische stimmige Kolorierung sorgten dafür, dass die Comic-Seiten von „Trigan“ ein echter Hingucker waren und sind. Später konnte Don Lawrence mit seinem Artwork auch noch die großartige und etwas moderner erzählte Science-Fiction-Serie „Storm“ prägen.
Bevor Don Lawrence 1965 mit Mike Butterworth “Trigan” entwickelte, hatte er mit unterschiedlichen Autoren an der Fortsetzungsserie “Karl der Wikinger“ gearbeitet. Die Sammelbände dazu erscheinen ebenfalls im Panini Comic-Verlag, während „Storm“ zurzeit bei Splitter erscheint. Schon bei „Karl“ war Lawrences sehr eigenständiger Stil erkennbar und es verwundert nicht, dass die großartigen farbigen Zeichnungen in „Trigan“ und „Storm“ in der Comic-Szene solchen Einfluss hatten.
Der Zahn der Zeit
Die Story und ihre Elemente sind aus heutiger Sicht sicherlich ein wenig geschichtslastig ausgefallen und durch die Art der Erzählung etwas zu belehrend. Seinerzeit allerdings war die allwissende gelegentlich altkluge Erzählerperspektive durchaus gängig und die Action-Sequenzen versteckten sich stark in der Handlung. Beim kultigen „Prinz Eisenherz“ von Hal Foster wechseln länge Textpassagen mit eher statischen Zeichnungen, bei „Karl“ und auch bei „Trigan“ wird immerhin schon grafisch erzählt, auch wenn der Textanteil noch erheblich erläuternd ist.
Auch frühe Superhelden-Comics hatten einen allwissenden Erzähler aufzubieten, der den zumeist jugendlichen Lesern die Abenteuer eher erklärt, als sie spannende erzählt. Nachzulesen ist das auch in den gut editierten „Superhelden-Anthologien“ die seit einiger Zeit bei Panini Comics erscheinen und auch jungen und nachrückenden „Comic-Forschern“ die Klassiker zugänglich machen, beispielsweise die hier vorgestellte, lohnenswerte „Aquaman“-Anthologie.
Es bleibt vor allem das großartige Artwork von Don Lawrence, das den „Aufstieg und Fall des Reiches Trigan“ zu einem epischen Klassiker des Science-Fiction-Comics macht. Die Story von Mike Butterworth orientiert sich stark am römischen Reich und die Zeichnungen gerade zu Beginn der Saga haben große Ähnlichkeit mit der Optik klassischer Bibel-Verfilmungen. Allerdings weisen das reine Handwerk und die Kunstfertigkeit weit über kitschige Sandalenfilme hinaus. Und – soviel sei vorweggenommen – es wird auch noch futuristischer.
Comic-Wertung (8 / 10)
Trigan 1 – Kampf um Elekton
OT: “Trigan 1”, aka “The Rise And Fall Of the Trigan Empire” Volume 1,
Genre: Comic, Science-Fiction, Abenteuer, 1965
Autor: Mike Butterworth
Zeichner: Don Lawrence
Übersetzung: JamesTer Beek, Mareike viebahn,
Verlag: Panini Comics, 64 Seiten, Hardcover, Album
Erstveröffentlichung dieser überarbeiteten Neuausgabe August 2015 bei Panini
VÖ: 26.02.2019