Weltraum-Expeditionen, wahlweise zum Mars, gehören seit Jahrzehnten zu den klassischen Ideen und Themen der Wissenschaft und der Science-Fiction. Umso erstaunlicher ist es, dass ausgerechnet eine französische TV-Serie dem Mythos des roten Planeten noch etwas Frisches abgewinnen kann. Die erste Staffel von „Missions“ ist Ende Januar 2019 bei Pandastorm für das Home Entertainment als DVD und Blu-ray erschienen.
Die Psychologin Jeanne Renoir (Helen Vives) hat sich für eine Expedition zum Mars beworben, die der Milliardär William Meyer (Mathias Mlekuz) finanziert und zusammen mit der europäischen Weltraumbehörde ESA durchführt. Als die achtköpfige Expedition den Mars nach wochenlangem Weltraumflug fast erreicht hat, gestehen Kommandant Simon Gramat und Geldgeber Meyer, dass die Expedition nicht die erste auf dem Mars sein wird. Denn die Konkurrenz-Mission eines amerikanischen Milliardärs mit der NASA ist zwar später gestartet, aber vor wenigen Tagen auf dem Mars angekommen.
Selbstverständlich will die Crew dennoch auf die Oberfläche des Roten Planeten, auch wenn es vor allem um die Rettung der Konkurrenz geht. Doch dabei stirbt der Kommandant und der Raumtransporter wird derart beschädigt, dass ein Star ohne Hilfe und Reparatur undenkbar wird. Ein Trupp macht sich auf, um das NASA-Schiff zu finden, doch in den Trümmern finden sie nur einen Überlebenden russischer Herkunft. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Vladimir Komarov (Arben Bajraktaraj), jenen Kosmonauten, der in den 1960ern als erster Mensch im All gestorben sein soll. Aber Komarov ist gesund und munter – und mysteriös.
Wenn die erste Staffel von „Missions“ auf DVD erscheint, hat die Serie bereits eine Weile auf dem Buckel, da sie für einen französische n Privatsender produziert wurde und selbstredend erst einmal ausführlich im TV ausgestrahlt wurde. Hierzulande war bzw. ist die 2017 veröffentlichte Serie auch auf „RTL Passion“ zu sehen. Die zehn Folgen der auftakt-Staffle von „Missions“ sind nicht alle von gleicher Qualität und unterscheiden sich in Hinblick auf Dramaturgie und vor allem Spezialeffekte erheblich. Insgesamt ist „Missions“ aber inhaltlich wie optisch eine sehr gelungen Sci-Fi-Serie. Aber der Reihe nach.
Science-Fiction lebt – ebenso wie das Horror-Genre oder historische Stoffe – erheblich vom Produktionsdesign, das in der Regel von der Höhe des Budgets abhängig ist. Bestes aktuelles Beispiel ist die siebente Staffel der Erfolgsserie „Game Of Thrones“, die nicht wie die vorangegangenen Staffeln zehn einzelfolgen beinhaltet, sondern nur sieben. Das liegt ausschließlich darin begründet, dass die Produktionskosten wegen der Effekte nicht für weitere Folgen ausgereicht haben. Normalerweise würde man als Serienverantwortlicher eventuell das Budget aufstocken, oder Abstriche bei der Produktion machen, um auf die gewohnten zehn folgen zu kommen. Löblich also, dass „Game of Thrones“ diesen Kompromiss nicht eingeht. Bei „Missions“ steckt auch ein erheblicher Aufwand in der Produktion. In dem stylisch CGI-Animierten Vorspann, den Spezialeffekten und dem überarbeiten der Wüstendrehs, damit der Mars authentischer aussieht. Das führt dazu, dass das Innere des Raumschiffes eine schlichte aber wirkungsvolle Kulisse geworden ist.
Wichtige aber, die aufwändige Produktion führt dazu, dass die Folgen recht kurz ausfallen. Mit rund 20 Minuten pro Folge erreicht „Missions“ gerade einmal die Hälfte dessen, was Zuschauer von einer herkömmlichen Drama-Serie erwarten. Andererseits sind Anime-Fans im Vorteil, denn die sind an die Zwanzigminüter japanischer Serien gewöhnt.
Letztlich kann die Serie aber inhaltlich nicht so viel Erzählen wie vielleicht urspünglich angedacht war. Das führt gerade zu Beginn von „Missions“ dazu, dass man als Zuschauer etwas Geduld haben muss. Die erste Folge mit der Exposition der Figuren, den vielen Perspektivwechseln und dem Aufbruch ins All ist alles andere als Originell oder fesselnd. Tatsächlich wird „Missions“ erst in dem Moment interessant, wo der russische Kosmonaut auftaucht.
Von diesem Zeitpunkt an, weiß die Serie ihre Elemente, Handlungsstränge und Charaktere souverän und effektiv in Szene zu setzen. Dafür braucht es keine Action und auch keine Kanlleffekte. Vielmehr entfalte „Missions“ seine Wirkung vor allem psychologisch und beinahe thrillermäßig. Dabei gibt es einige interessante und überraschende Kniffe, die die Französische Serie zu einem kleinen Juwel machen. Natürlich werden Erinnerungen an Klassiker des Genres wie „2001 -Odyssee im Weltraum“, an „Lost in Space“-Formate wie „Moon“ oder „Love“ wach, aber die französische TV-Serie überzeugt mit einer gewissen zurückgenommenen Eleganz und mit frischen Gesichtern, da die meisten Serien-Darsteller hierzulande kaum bekannt sind. Gerade die fehlende Star-Power, die fehlende Identifizierungsmöglichkeit stellt sich als Vorteil heraus, denn so wirkt „Missions“ bei aller Zukunftsfiktion doch etwas realistischer, erreichbarer, nahbarer.
Überraschend stark und inhaltlich fesselnd, weiß die erste Staffel der französischen Science-Fiction Serie „Missions“ zu überzeugen. Mit aufwändigen Schauwerten und knackig kurzer Spielzeit kann „Missions“ auch für Genre-Füchse noch überraschende Wendungen an die Mars-Oberfläche zaubern. Mission erfüllt. Frotsetzung erbeten.
Serien-Wertung: (8 / 10)
Misssions- Staffel 1
OT: Missions Saison 1
Genre: TV-Serie, Science-Fiction
Länge: 218 Minuten, + Bonus, F, 2017
Idee & Drehbuch: Ami Cohen, Henri Debeurme, Julien Lacombe
Regie: Julien Lacombe
Darsteller: Helene Vivies, Mathias Mlekuz, Jean-Toussaint Bernard, Arben Bajraktaraj
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Pandastorm
DVD- & BD-VÖ: 25.01.2019