Unverdrossen legt Panini Comics die beliebte Batman-Saga „Niemandsland“ weiter auf und fördert dabei die eine oder andere Geschichte zutage, die bei uns bislang unveröffentlicht war. Der Comic-Event erstreckte sich 1999 über quasi sämtliche Serien im „Batman“-Universum. Dass dabei nicht alles Gold ist, was glänzt, lässt sich leicht nachvollziehen. Daz später mehr. Erneut steht der dunkle Ritter nur am Rande der Geschehnisse in Gotham.
„Batman Niemandsland“ ist zwar keine fortlaufende Serie und viele Geschichten in „Niemandsland“ sind in sich abgeschlossen, aber wer den übergeordneten Entwicklungsverlauf verstehen will, sollte mit „Niemandsland 1“ zu lesen beginnen. Wie auch immer: Nach einen verheerenden Erdbeben ist Gotham von der Außenwelt abgeschnitten und weil sich zudem noch eine tödliche Seuche ausbreitete, wurde die Stadt zum Sperrgebiet erklärt.
Die Einwohner blieben sich selbst überlassen und auch Batman, der Behüter der Stadt, hält sich im Hintergrund, was den Wiederaufbau angeht. Es haben sich archaische Zustände etabliert, in denen Gangs, Superschurken und auch die Polizei wie ehemals indigene Stämme Territorien für sich reklamieren und diese verteidigen. Aber die Versorgungslage ist desaströs. Der Pinguin betreibt einen regen Schwarzhandel und lässt gelegentlich den Wohltäter heraushängen.
Bisher war es in dem zerstörten Gotham für Leser relativ überschaubar und viele von Batmans Erzgegnern haben sich bedeckt gehalten, oder waren nicht in der Stadt. Das ändert sich nun, denn Bane kehrt zurück und beansprucht ein Stück vom Kuchen. Auch der Joker, der mit seiner Freundin Harley Quinn aufs Plateau tritt, meldet Gebietsansprüche an. Die zweiteilige Story von Brownwyn Carlton zählt, abgesehen von einem frühen Auftritt Harley Quinns, aber nicht zu den Highlights in diesem Sammelband.
Von den elf US-Ausgaben sind tatsächlich mehr als die Hälfte in sich abgeschlossen, neben der Joker –Story ist nur noch Robins dreiteiliger Aufftritt „Krieg unter den Straßen“ von Chuck Dixon (mit Zeichnungen von Staz Johnson) länger ausgefallent. Ein vergessenes, unterirdisches Vorratslager weckt Begehrlichkeiten bei Gothams Alpha-Männchen und Robin soll dessen Standort herausfinden.
Grafisch ist der Sammelband auch für Freunde von Zeichner Mike Deodato Jr. interessant, der hier zwei Stories illustriert: Larry Hamas „Späte Heimkehr“ und den ersten Teil von Carltons „Gesetz der Liebe“. Spannend zu beobachten sind die scheinbar unterschiedlichen Stile, die dem Wirken von unterschiedlichen Inkern und Koloristen geschuldet sind. Also Vorsicht beim Zeichenr-Hype; amerikanische Mainstream-Comics sind immer Teamwork.
Eventuell sind die kurzen Geschichten auch ein Grund, warum „Batman Niemandsland 5“ nicht so richtig zu zünden vermag. Banes Rückkehr etwa wirkt etwas willkürlich, so als ob man für den großen Bogen noch neue Impulse bräuchte. Vor allem, wenn der Schurke sich dann nur eine Keilerei mit der Fledermaus liefert, um anschließend im Untergrund zu verschwinden.
Positiv hebt sich da Denis O’Neils „Azrael“-Geschichte „Geister“ ab, in der der Held von seinem Gewissen geplagt wird und aus dem Jenseits einen Tipp bekommt, wie er der Stadt und seinem gewalttätigen Schicksal entfliehen kann. Aber lest selbst.
Im aktuellen Sammelband „Niemandsland 5“ scheint es fast, als würde das Momentum des Events ein wenig verpuffen. Viele der Stories sind kurz, überschaubar und überzeugen vor allem durch Action, weniger durch eine interessante Weiterentwicklung der Gesamthandlung in „Niemandsland“. Für Fans und Sammler ist das allemal unerheblich und geneigte Leser finden immer noch genüg interessanten Lesestoff in den Ruinen Gothams.
Comic-wertung: (7 / 10)
Batman Niemandsland Band 5
OT: Shadow of the Bat 89+90, Batman 569+570, Detective Comics 736+737, Robin 68-70, Azrael 58, Legends of the Dark Knight 122, DC Comics, 1999
Genre: Superhelden, Action,
Autoren: Chuck Dixon, Denny O’Neil, Larry Hama, et al.
Zeichner: Mike Deodato Jr., Staz Johnson, et al
Farben: Alex Belyerd, Wildstorm FX, et al.
Übersetzung: Mark Hillefeld, Ralf Kruhm,
Verlag: Panini Comics, Softcover, 252 Seiten
VÖ: 19.06.2018