Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich durch das gesamte Dossier gewühlt habe, aber die Beschäftigung mit dem schwarzen Dossier, in dem Kultautor Alan Moore die Hintergründe seiner „Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ ausbreitet, lohnt sich. Stilsicher und mit dem ihm eigenen Hang zur Kauzigkeit verfasst Moore Lesefutter über diese eigenwillige „Superheldentruppe“ und bedient sich dabei aus dem Vollen der Kulturgeschichte. Aber der Reihe nach.
Nachdem die Liga nun schon in diversen Besetzungen, die sich vornehmlich aus Figuren der Phantastischen Literatur rekrutieren, und in diversen Jahrzehnten im Einsatz war, sind nun in den 1950er Jahren zwei Menschen auf der Spur dieser ominösen Vereinigung. In dem Orwellschen England der Story gerät eine attraktive Blondine an das Dossier, das in den verstaubten Archiven vor sich hin gammelt, und beginnt in der Informationsmappe zu stöbern. Dabei treten die Anfänge der Liga zu Tage, die weit zurückliegen und Hintergründe werden bis in die Gegenwart nachgezeichnet.
Autor Alan Moore hat sicher diebische Freude dabei gehabt, die Literaturgeschichte derart zu plündern und als kreatives Input zu missbrauchen. „Das schwarze Dossier“ ist dabei ziemlich textlastig ausgefallen, wenn auch immer kongenial illustriert. Der Leser erfährt etwas über den Geschlechtwandler Orlando, eine Feenkönigin, die den englischen Thron besteigt und ein Shakespearsches Fragment taucht auf. Daneben gibt es Albernheiten wie Karrikaturen im Stil des späten 19. Jahrhunderts und Sicherheitswarnungen bei der Fließbandarbeit. Ganz am Ende kommt man dann noch in den Genuss eines 3D-Comics.
Darum herum spannt Alan Moore eine eher nebensächliche Rahmenhandlung, in der das bereits erwähnte Paar Nachforschungen anstellt, die der Macht, welche am liebsten im Geheimen agiert, nicht gerade in den Kram passen. Der Storybogen kann aber nicht mit dem überbordend fantastischen Eklektizismus des Dossiers selbst mithalten.
Fazit: Alan Moores „Schwarzes Dossier“ ist eine feine und höchst unterhaltsame Ergänzung zu den Abenteuern der „Liga der außergewöhnlichen Gentleman“, aber aufgrund seiner sehr speziellen Thematik und textlastigen Umsetzung wohl eher was für hartgesottene Fans. Die kommen mit den Hintergründen allerdings voll auf ihre Kosten.
Comic-Wertung: (7 / 10)
Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen: Das schwarze Dossier
OT: The League of Extraordinary Gentlemen: Black Dossier
Autor: Alan Moore
Zeichner: Kevin O’Neill
Übersetzung: Gerlinde Althoff, Alwin Müller-Arnke
Verlag: Panini Comics, Softcover & 3D-Brille, 212 Seiten
VÖ: 17.12.2013
Das schwarze Dossier bei Panini
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