Der Filmmacher Spike Lee ist eines der prominentesten Sprachrohre, wenn es um Belange der afroamerikanische Community in den USA geht. Dass Lee den derzeitigen US-Präsidenten Donald Trump für unqualifiziert hält, ist kein Geheimnis. Und genauso wie die Story des afroamerikanischen Polizisten, der in den 1970ewn ein offizielles Mitglied beim Ku-Klux-Klan wurde, für Spike Lee eine Steilvorlage ist, genauso ist „BlacKkKlansman“ eine Kritik an der aktuellen Regierungspolitik der USA. An dieser Stelle muss allerdings noch der Hinweis stehen, dass die launige Gesellschaftssatire die Verbindung zur Gegenwart auch mit krassen dokumentarischen Aufnahmen der Demonstrationen in Charlottesville 2017 herstellt. Das sorgt dann schon dafür, dass dem Zuschauer das Lachen im Halse stecken bleibt.
Anfang der 1970er Jahre bewirbt sich der Afroamerikaner Ron Stallworth (John David Washington) als erster Farbiger bei der Polizei von Colorado Springs. Polizeischef und Bürgermeister finden das gut und zeitgemäß, verfrachtet Stallworth aber zunächst in das Archiv, um einige der altgedienten Kollegen nicht zu irritieren. Aber Stallworth will mehr und wird für eine Abhöraktion der Undercover-Abteilung zugeteilt. Dort soll er mit Aufnahmegerät an einer Veranstaltung der schwarzen Studenten teilnehmen, die als Gast den Aktivisten Kwame Toure alias Stokely Carmichael erwarten. Stallworth mischt sich unter die Zuhörer und trifft nicht nur die attraktive Patrice (Laura Herrier) sondern findet auch Gefallen an dieser Art der Polizeiarbeit. (Mehr sehenswerte Infos zu afroamerikanischen Protesten zugibt es beispielsweise in der großartigen Doku „The Black Power Mixtape“)
Anschließend weigert sich Stallworth wieder im Archiv zu verschwinden. Er bleibt der Undercover-Truppe und zeigt Eigeninitiative: In der Zeitung stößt er auf eine Anzeige des Ku-Klux-Klan, mit der neue Mitglieder geworben werden sollen. Stallworth ruft die angegebene Telefonnummer an, verleiht seinem Niggerhass Ausdruck und bekundet sein Interesse an einer Mitgliedschaft. Der örtliche Klan-Obmann ist erfreut und schlägt ein Treffen vor, um eventuelle ideologische Gemeinsamkeiten zu diskutieren.
Die Polizisten in Colorado Springs ersinnen daraufhin einen ebenso absurden wie aberwitzigen Plan. Sobald es zu persönlichen Kontakten und eventuellen Klan-Treffen kommt, soll Stallworths jüdischer Kollege Flip Zimmerman (Adam Driver) für den Afroamerikaner einspringen; am Telefon bleibt Stallworth zuständig. Der Plan scheint aufzugehen und schon bald telefoniert der Klan-Neuling wegen seines Mitgliedsausweises mit David Duke (Topher Grace), seinerzeit der Große Hexenmeiser des Klans.
Auch Regisseur Spike Lee muss bewusst sein, dass sich die Handlung von „BlacKkKlansman“ wie ein Schildbürgerstreich ausnimmt. Eventuell rührt daher auch der Erzähltonfall, der mit groben Mitteln der satirischen Überhöhung keinen Hehl daraus macht, was für brutale, aber dämliche Dummbeutel die weißen Rassisten des Geheimbundes sind. Auf Filmlänge ist das dramaturgisch ein wenig eindimensional, aber Spike Lee versucht gar nicht erst, seinen Film so auszurichten, dass er möglicherweise Rassisten zum Nachdenken bewegen möge, sondern macht die Nazis und Rassisten schlicht und einfach – und bisweilen auch aufreizend verharmlosend – lächerlich.
Wer etwas genauer hinsieht wird feststellen, dass „BlacKkKlansman“ zudem angereichert ist mit einer Sozialkunde-mäßigen Lehrstunde in afroamerikanischer Kulturgeschichte und einer filmisch sehr überzeugenden Parallelmontage eines Klan-Treffens mit einem Vortrag Harry Belafontes vor schwarzen Schülern. so wird filmisch das breite Spektrum der amerikanischen Integrationsdebatte und des amerikanischen Rassismus offenlegt. Während die Lovestory zwischen dem Polizisten Stallworth und der politisch bewussten Studentin nicht zu überzeugen weiß, auch weil deren Figur viel zu oberflächlich bleibt, entwickeln die Dialoge an anderen Stellen durchaus mehr Tiefgang und zeugen von sozialem Bewusstsein.
Nicht zuletzt fließen in „BlacKkKlansman“ immer wieder Seitenhiebe auf die aktuelle US-amerikanische Politik ein. Spike Lee dekonstruiert die These von weißer Vorherrschaft („White Supremacy“) mit viel, viel Humor und schließlich mit den schockierenden Augenzeugenaufnahmen aus Charlottesville im vergangenen Jahr. Zwar sind diese Amateuraufnahemn der vollkommen aus dem Ruder gelaufenen „Unite the Right“-Demo auch im Internet anzuschauen, aber die Aufnahmen wie ein Amokfahrer mit tödlichen Folgen einen Pkw in die Menge der Gegendemonstranten steuerte sind und bleiben höchst verstörend. Zudem ist es Präsidenten Donald Trump in der damaligen Presseerklärung nicht gelungen, sich öffentlich von den rechten Demonstranten zu distanzieren. Die Direktheit und die Wucht dieses Materials sind zutiefst irritierend und schockierend. Dass im Kinosessel keine Stimmung ist, um über die verklingende Filmmusik zu sinnieren.
„BlacKkKlansman“ ist nicht Spike Lees bester Film, aber ein kraftvolles, lautes und notwendiges Statement aus der afroamerikanischen Community. Die Story von afroamerikanischen Mitglied des Ku-Klux-Klan ist in all seiner Satire und Polemik genau die Antwort an die amerikanische Politik, die ein Präsident, der internationale Abkommen via Twitter wieder abbläst, braucht.
Film-Wertung: (8 / 10)
BlacKkKlansman
OT: BlacKkKlansman
Genre: Biographie, Satire, Krimi,
Länge: 135 Minuten, USA, 2018
Regie: Spike Lee
Drehbuch nach der Biografie von Ron Stallworth
Darsteller: John David Washington, Topher Grace, Adam Driver
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Universal
Kinostart: 23.08.2018