Henri Charrière veröffentlichte1969 seine abenteuerliche Lebensgeschichte in dem Roman „Papillon“. Das Buch wurde schnell zum Bestseller und dem verurteilten Straftäter Charrière wurde daraufhin sogar die Rückkehr nach Frankreich erlaubt. Die Filmrechte sicherte sich damals sehr schnell eine Hollywood-Firma und 1973 kam die berühmte „Papillon“-Verfilmung mit Steve McQueen und Dustin Hoffman in die Kinos und wurde ein weltweiter Erfolg. Die beiden Hauptdarsteller waren zu dem Zeitpunkt bereits Weltstars und sorgten in dem zeitlosen Klassiker des Gefängnisfilms dafür, dass die Lebensgeschichte mit den ebenso hartnäckigen wie aberwitzigen Fluchtversuchen des „Schmetterlings“ weltweit bekannt wurde. Wozu also dann eine Neuverfilmung?
Neuverfilmungen von beliebten und erfolgreichen Kinohits haben sicherlich ihre Berechtigung, vor allem um Geschichten einen nachgerückten Publikum im derzeitigen Stand der Technik oder „State of the Art“ nahezubringen. In der Neuauflage der Bestsellerverfilmung „Papillon“ machen die Hauptdarsteller Charlie Hunnam und Rami Malek zwar eine gute Figur, aber es bleibt auch viel am ikonischen Original von Regisseur Franklin J. Schaffner („Patton“, „Planet der Affen“).
Zu Beginn der 1930er Jahre wird der Pariser Einbrecher Henri „Papillon“ Charrière (fälschlich?) wegen Mordes verurteilt und nach Französisch Guyana verschifft, um dort als Zwangsarbeiter seine lebenslange Haftstrafe abzusitzen. Im Zuge französischer Expansions- und Kolonialisierungsbemühungen war das so üblich. Auf dem Gefängnisschiff herrschen katastrophale Bedingungen. An Bord ist auch der berühmte und reiche Fälscher Louis Dega (Rami Malek), dessen Leben schon unterwegs in Gefahr ist. Während Dega auf ein Berufungsverfahren baut, dass seine Frau in Paris anstreben soll, sieht Papillon, der seine Unschuld beteuert, in Dega vor allem jemanden, der ihm die Flucht finanzieren könnte. Der handfeste Safeknacker bietet dem Fälscher einen Schutz-Deal an.
Doch die Zustände auf der Gefängnisinsel in Französisch Guyana sind gleichermaßen menschenverachtend wie der Transport. Degas Geld hilft nur bedingt weiter und die beiden Neuzugänge landen im Arbeitsdienst beim kräftezehrenden Straßenbau. Papillons Fluchtpläne müssen erst einmal zurückgestellt werden, aber Henri hat nichts anderes im Sinn, als auszubrechen und nach Frankreich zurückzukehren.
Henri Charrières 1969 erschienener Bestseller ermöglichte ihm sogar, wieder nach Frankreich zurückzukehren. Die Verfilmung wurde wie eingangs erwähnt ein Kassenschlager. Nun hat der dänische Regisseur Michael Noer eine Neuverfilmung vorgelegt, die sich selbstverständlich mit der Vorlage messen lassen muss, auf deren Drehbuch die neue Version auch basiert. Um es deutlich zu formulieren: Es gelingt Noers Film weder in irgendeiner Weise besser zu sein als Schaffners Version noch unterscheiden sich die beiden Filme inhaltlich. Aber: „Papillon“ 2018 ist für das neue Publikum durchaus sehenswert und unterhaltsam geworden. Für den dänischen Regisseur war nach eigenem Bekunden die Möglichkeit interessant nach seinem dänischen Gefängnisfilm „R“ (2010) nun einen weiteren Knastfilm auf internationalem Niveau zu realisieren. Für ein internationales Ausrufezeichen wohl eine eher maue Ambition.
Die beiden Hauptrollen sind mit Rami Melek („Mr. Robot“, „Short Term 12“) und Charlie Hunnam („Sons of Anarchy“, „King Arthur“) trefflich besetzt, aber – man möchte sagen, selbstverständlich – auch an die Rollenbesetzung des Originals angelehnt. Für eine junge Generation an Zuschauern ist das wohl eher nicht von Belang. Die Star-Power mag in der internationalen Neuproduktion, die im Wesentlichen auf Malta gedreht wurde, zwar abgehen, aber die wichtigen Rollen sind mit den europäischen Darstellern Roland Møller („Unter dem Sand“), Joel Basman („Wir sind jung, wir sind Stark“) und Jorick van Wageningen (David Finchers „Verblendung“) charakterstark ausgefüllt. Allerdings lotet der Film die Bindung zwischen Dega und Papillon psychologisch kaum aus, beschränkt sich auf physische Aspekte der Zwangsarbeit. .
Kameramann Hagen Bogdanski („Der Medicus“) gelingt es, die mittelamerikanische Strafkolonie eindrucksvoll zum Leben zu erwecken, dabei zeigt sich auch der wesentliche Unterschied zu Schafners Film: Das Licht ist 2018 ein ganz anderes. Statt stechender Sonne und wuchernder Urwälder, die in den 1970ern tropische Exotik vermitteln sollten, steht heute ein realistischeres Bild der Insel im Vordergrund. Tropische Hitze ist zu spüren, aber die Gefängnisinsel ist häufig Wolken verhangen und düster und sorgt so für eine andere Grundstimmung, ebenso ist die Teufelsinsel, auf der der letzte Teil der Handlung spielt mit ihrer Turmruine sehr viel morbider und verlassener ausgefallen.
Letztlich hat die Neuauflage des Ausbruchs-Klassikers „Papillon“ keine neuen Aspekte zu bieten und bleibt sehr nahe an der ursprünglichen Bestsellerverfilmung von 1973. Handwerklich und dramaturgisch ist „Papillon“ 2018 aber eine solide, spannende und unterhaltsame Sache.
Film-Wertung: (6 / 10)
Papillon
OT: Papillon
Genre: Krimi, Drama,
Länge: 132 Minutne, USA, 2017
Regie: Michael Noer
Romanvorlage: „Papillon“ von Henri Charrière
Darsteller: Charlie Hunnam, Rami Malik, Tommy Flannegan, Roland Möller, Joel Basman
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Constantin
Kinostart: 26.07.2018