Die neuen Abenteuer der „Heros For Hire“, Luke Cage und Danny Rand, gehen mit dem dritten gerade bei Panini Comics auf Deutsch erschienenen Sammelband zu Ende. Autor David Walker und Illustrator Sanford Greene haben Marvels handfesten Helden „Power Man & Iron Fist“, die ja jeweils eine eigene Netflix-Serie am Start haben, eine ebenso witzige wie lesenswerte Abenteuer-Serie auf den Leib geschrieben. Das erinnert auch im abschließenden großen Bandenkrieg in Harlem im allerbesten Sinne an die tollen „Buddy“-Filme a la „Lethal Weapon“ oder auch „Die Hard“.
Leute, ihr kennt das Spiel: um bei fortlaufenden Handlungen auf dem Laufenden zu bleiben, ist es notwendig, zurückliegende Storyelemente zu erwähnen. Das ist für neue Leser immer auch Spoileralarm. Aber den könnt ihr umgehen, wenn ihr einfach am Anfang mit dem Reviews beginnt. Hier geht es zum ersten Band von „Power Man und Iron Fist“.
Fiddel Faddel? Er meint Beef.
Die großen Ereignisse in Marvels Superhelden-Universum haben immer auch Auswirkungen auf die einzelnen Serien. Und so verwundert es nicht, das ausgerechnet Iron Fist imKnast Landet, weil er es als ungerecht empfand, dass selbsternannte Ordnungshüter, ehemalige Straftäter wegsperren, weil sie angeblich vorhaben, Verbrechen zu begehen. Denn darum geht es in Marvels „Cicil War II“, der Inhuman Ulysses kann die Zukunft sehen und Captain Marvel will darauf eine präventive Verbrechensbekämpfung aufbauen. Aber das ist eine ganz andere Baustelle.
Zurück nach Harlem: wo Iron Fist und Power Man den von den Avengers abgesegneten Auftrag haben, den zu Unrecht Eingesperrten rauszuhelfen und den Machenschaften, die dahinter steckten, auf den Grund zu gehen.
Wie sich herausstellt, ist Harlems Unterwelt ganz schön in Aufruhr. Black Cat macht Anstalten ihr Revier zu vergrößern und versucht eine Gang auf die Beine zu stellen, um sich mit Gangsterboss Tombstone anzulegen. Der wittert den Braten allerdings frühzeitig. Aber es ist noch ein geheimnisvoller neuer Spieler im Geschäft: Alex Wilder. Der junge Mann gehörte mal zu der Superheldentruppe „Runaways“, ist gerade von den Toten auferstanden und hat eine Software programmiert, die die Verbrecher-Kartei hacken kann.
Luke Cage sollte sich zwar eigentlich um seine Familie kümmern, denn Frau Jessica Jones hat die gemeinsame Tochter eingepackt und „Power Man“ sitzen lassen. Weil sie die „Heroes For Hire“ von Anfang an, blöd fand, hat Iron Fist nun ein schlechtes Gewissen. Angesichts der massiven Bandenaktivitäten, rücken die Privatangelegenheiten aber schnell in den Hintergrund.
Got my Mojo workin‘
Die Zeiten, in denen in Superhelden-Comics stumpf böse Gestalten mit außergewöhnlichen Kräften auf heldenhafte Beschützer der Menschheit losgelassen wurden, sind schon lange vorbei. Dennoch gehört die Action charakteristisch zum Superhelden-Genre dazu. Es lässt sich – gerade bei den Marvel-Superhelden – nicht genau sagen, ob der Erfolg der Filme aus dem Marvel Cinematic Universe auch dazu beigetragen hat, dass die Superhelden-Action sich immer mehr mit anderen Genres vermischt und so vielen Helden ein weiteres Alleinstellungsmerkmal erlaubt.
Zur Zeit rockt „Black Panther“ weltweit die Lichtspiel-Häuser und für afroamerikanische Helden stehen die Zeichen gut. Und auch Luke Cage alias Power Man ist als Identifikationsfigur für Afroamerikaner durchaus eine feste Bank. In der 2016 gestarteten Serie „Power Man & Iron Fist“ schafft es Autor David Walker („Nighthawk“) mit viel Humor und Sprachwitz, den Bernd Kronsbein fein ins Deutsche überträgt, die Nachbarschaft lebendig werden zu lassen.
Augenzwinkernd werden hier Gangs und Ghettos beschrieben. Heroes for Hire are in da Hood und bieten den normalen Menschen in Harlem ihre Hilfe an. Das hat sehr viel Soul und die Aspekte der Straßenmagie sind nicht von ungefähr in die Story eingewoben, denn sie scheinen zur kulturellen Identität der Afroamerikaner zu gehören. Ein bisschen Blaxploitation aus den 1970ern ist auch dabei (wobei die sexuelle Komponente hier einfach ausgelassen wird). Und irgendwo zwischen „Shaft“ (1971), Spike Lees „Do the Right Thing“ (1989) und „Stirb langsam – Jetzt erst recht“ (1995) haben sich „Power Man und Iron Fist“ ihre Nische ausgebaut.
Aber auch die Drogenproblematik, die nach wie vor ein erhebliches gesellschaftliches Problem der afroamerikanischen Bevölkerung ist, wird in der Story thematisiert. Insofern ist David F. Walker ganz nah bei der anvisierten Zielgruppe und im Erzählen authentisch. Gerade die „Street Credibility“ macht die Klasse der Serie aus.
Vornehmlich und in dieser Beziehung von David Walker ganz großartig aufgebaut, von Sanford Greene flott gezeichnet und von Lee Loughridge kongenial koloriert ist „Power Man & Iron Fist“ eine kernige, aber auch moderne Männerfreundschaft, die der so genannte Buddy Movie gerne zelebriert. Ein bisschen Selbstironie und naive Albernheit gehören bei großen Jungs auch immer dazu.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Power Man & Iron Fist 3 – Gangster und Dämonen
OT: Power Man & Iron Fist 10-15
Genre: Comic, Superhelden,
Autor: David F. Walker
Zeichner:Sanford Greene, Elmo Bondoc
Farben: Lee Loughridge
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 140 Seiten
VÖ: 13.02.2018