Power Man & Iron Fist 1 – Vier Fäuste für Manhattan: Soul Brothers

In den Siebzigerjahren waren Power Man Like Cage und Iron Fist Danny Rand als mietbares Heldenduo „Heroes for Hire“ unterwegs. Inzwischen haben die beiden Marvel-Superhelden, die eigentlich immer ein bisschen in der zweiten Reihe standen, jeweils ihre eigene TV-Serie bei Netflix. Auch das ist wohl ein Grund das kraftvolle Duo als Comic-Serie wiederzubeleben. Autor David F. Walker gestaltet den Auftakt der neuen Serie, deren erster Sammelband „Vier Fäuste für Manhattan“ Ende März bei Panini Comics erschienen ist, mit viel Witz, handfester Action und jeder Menge Blaxploitation-Zutaten. Aber auch Zeichner Sanford Green sorgt mit seinem Artwork dafür, dass „Vier Fauste für Manhattan“ sehr unterhaltsam ausgefallen ist.

Derzeit führt der afroamerikanische Superheld Luke Cage eine eigentlich ziemlich harmonische Beziehung mit Jessica Jones und ist im Grunde recht zufrieden. Nur Kumpel Danny Rand alias Iron Fist geht dem schwarzen Hünen mit der  Kugelsicheren Haut regelmäßig auf den Senkel, weil er in Erinnerungen an alte „Heroes for Hire“-Zeiten schwelgt und das dynamische Duo wieder aufleben lassen will. Davon will Luke nichts wissen, auch weil seine bessere Hälfte Jennifer Dannys Action-Affinität misstrauisch beäugt. Zu oft hat Iron Fist mit seiner naiven ja verantwortungslosen Art auch ihren Gatten in handfeste Konflikte hineingezogen. Mit einer  kleinen Tochter muss Luke schließlich etwas vorsichtiger und umsichtiger handeln.

Lass uns die Band wieder zusammenbringen

Als Jennie Royce, die ehemalige Sekretärin der „Heroes for Hire“, aus dem Gefängnis entlassen wird, holen die beiden Helden sie selbstverständlich ab und sind auch schnell dabei, ihr einen Gefallen zu tun. Jennie vermisst eine Kette mit einem Amulett, das sie von ihrer Großmutter geerbt hat und das nun im Besitz von Gaunerboss Tombstone ist, weil der die gesamte Habe von Jennies getötetem Gatten an sich gerissen hat.

Doch als Luke und Danny sich daran machen, das Amulett zurückzuholen, tischt der Gangsterboss eine andere Geschichte auf und  warnt die beiden Helden, dass ihre Ex-Sekretärin sie hinters Licht führt. Die genießt allerdings trotz Knastaufenthalt einen Vertrauensvorschuss und befindet sich bald darauf ausgestattet mit einem kraftvollen Zauberamulett. Der Supersoul-Stein ist wirkungsvolle Straßenmagie der afroamerikanischen Community und selbst Doktor Strange hat noch nie davon gehört. Jenie will es zusammen mit Black Mariah für ihre persönliche Rache nutzen. Und so haben Luke und Danny alle Hände voll zu tun, das Schlamassel, das sie selbst angerichtet haben, wieder geradezurücken.

Soul Sisters unite!

Es scheint so, als wäre Autor David F. Walker bei Marvel Comics momentan der Experte für die  afroamerikanischen Superhelden. Gerade erst ist Anfang des Jahres die Neubelebung der „Nighthawk“-Serie bei Panini erschienen, und nun  eben Luke Cage. Dabei kommt Waker sein Expertenstatus bezüglich afroamerikanischer Kultur und vor allem der Blaxploitation-Filme der 1970er Jahre zu Gute. Diese Elemente sind in eine humorvolle Story eingebunden, die in allerbester Buddy-Movie Manier zwei ungleiche Freunde auf den Kriegspfad gegen das Verbrechen in Manhattan schickt. Der deutsche Titel des Sammelbandes „Vier Fäuste für Manhattan“ erinnert nicht umsonst an die humorvollen Actionkomödien mit Bud Spencer und Terence Hill.  Auf der Storyebene ist „Power Man und Iron Fist“ deutlich weniger düster und auch nicht so politisch aktuell wie „Nighthawk“, weiß aber besser zu unterhalten.

Dazu trägt auch das dynamische Artwork von Zeichner Sanford Greene und Kolorist Lee Loughride bei, die es schaffen die Charaktere in einer gesunden Mischung aus cartoon-artigem Slapstick und sehr körperbetonter Action zu inszenieren. Dabei kommen  noch jede Menge New Yorker Details und liebe zu dem Stil und der Mode der 1970er Jahre zum Tragen, ohne dass die Serie einen reinen Retro-Charme entwickelt.

Das Netflix-Serien-Phänomen

Als Netflix-Serienhelden sind „Luke Cage“ und „Iron Fist“ nach „Daredevil“ und „Jennifer Jones“ wohl auch deswegen so interessant, weil ihre „Superkräfte“ vor allem als übersteigerte körperliche Fähigkeiten in Erscheinung treten und ohne aufwändige CGI-Effekte auf den Bildschirm gezaubert werden können. Diese handfeste Actiongrundlage macht auch  einen Teil der Comic-Serie aus und unterscheidet sich wohltuend von den „abgehobeneren“ Fähigkeiten anderer Superhelden. Man darf gespannt sein, wie es mit den „“Heroes for Hire“ weitergeht, nachdem Luke Cage sich endlich wieder „Power Man“ nennt und akzeptiert hat, dass er und Danny Rand alias „Iron Fist“ wieder ein Team sind, auf das Manhattan gewartet hat.

Der Auftakt der Neuauflage von Marvels sympathischen „Heroes For Hire“ ist überraschend und stilsicher ausgefallen.  David F. Walker erweckt den Spirit der alten  Serie ohne in Nostalgie zu schwelgen. Knackiges Artwork und markige Sprüche, die immer wieder humoristisch gebrochen werden, sorgen für ein lässiges Lesevergnügen.

Comic-Wertung:8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

Power Man & Iron Fist 1 – Vier Fäuste für Manhattan
OT: Power Man & Iron Fist 1-5, Marvel Comics, 2016
Autor: David F. Walker
Zeichner: Sanford Greene, Fabiano
Farben: Lee Loughride, John Rauch
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 116 Seiten
VÖ: 21.03.2017