Die romantische Historienserie “Poldark” nach Romanen des englischen Schriftstellers Winston Graham geht auch hierzulande in die zweite Runde. Edel Motion veröffentlicht die Staffel 2 von „Poldark“ am 1. September 2017 fürs Home Entertainment. Der scheinbar überraschende Erfolg der Serie hat nicht nur dazu geführt, dass es in dieser Staffel zwei Folgen mehr gibt, sondern auch dafür, dass die Produktion noch aufwändiger geworden ist. Aber es ist nicht alles Kupfer, was glänzt; wie auch Ross Poldark bei seinen Bergbau-Bemühungen feststellen muss.
Wir erinnern uns kurz: Nachdem der Adelige Ross Poldark (Aidan Turner) gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus der Armee zurückkehrt, ist sein Anwesen Nampara nach dem Tod des Vaters heruntergewirtschaftet und seine Verlobte Elizabeth (Heida Reed) hat seinen Cousin geheiratet. Ross führt inzwischen eine glückliche Ehe mit der ehemaligen Küchenmagd Demelza (Eleanor Tomlinson), die er einst von der Straße aufgelesen hat. Wer das alles ganz genau wissen will, sollte sich die Besprechung von „Poldark“ Staffel 1 zu Gemüte führen.
Nun wird für Serienneulinge leider etwas aus Staffel 1 gespoilert, was sich bei fortlaufender Handlung leider nicht vermeiden lässt: Die Ehe von Demelza und Ross leidet noch immer unter dem krankheitsbedingten Tod ihrer kleinen Tochter. Unbewusst macht Ross noch die Familie seines Cousins Francis (Kyle Soller) dafür verantwortlich, da sich Demelza ansteckte, als sie die Kranken in dessen Familie pflegte. Aber momentan hat Ross andere Sorgen, denn er wird vor Gericht gestellt: Angeblich soll er einen Aufstand angezettelt haben, als Schiff geplündert wurde, das an der Küste auf Grund gelaufen ist.
Krankheit geht um
Das ist allerdings nicht der einzige Grund, warum der reiche George Warleggan (Jack Farthing) alles daran setzt, Ross Poldark zu ruinieren. Der ambitionierte Geschäftsmann von gewöhnlicher Herkunft leidet noch immer an mangelndem Selbstbewusstsein als Gentlemen und wird in der adeligen Gesellschaft auch eher gefürchtet als anerkannt. Während Demelza versucht, sich abzusichern, falls Ross zum Tode verurteilt werden sollte, drängt sie auch auf Aussöhnung mit Cousin Francis. Der hat sich inzwischen von seinem ehemaligen Freund Goerge Warleggan losgesagt und besinnt sich auf die Familie. Aber die Poldarks haben in Sachen Bergbau gerade nicht viel Fortune und die Schuldenlasten drücken beide Poldark-Familien.
Derweil steht Ross alter Freund und Landarzt Dwight Enys (Luke Norris) vor ganz anderen Herausforderungen: Er findet gerade keine Ursache für die unter der Bevölkerung um sich greifende Epidemie und muss sich auch noch mit einer reichen und eingebildeten Patientin herumschlagen: Caroline (Gabriella Wilde), das Mündel des Landadeligen Ray Penvenan (John Nettles), hat ihren Hund mit zuviel Naschwerk krank gefüttert und nun hat sie ein Auge auf den feschen Landarzt geworfen. Der will davon anfangs wenig wissen, aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.
Ohne Zweifel geht es turbulent und unterhaltsam zu in der zweiten Staffel der britischen Erfolgsserie „Poldark“. Nachdem die BBC-Produktion für das Remake der in den 70ern gezeigten Serie für etliche TV-Preise nominiert wurde, wurde in Großbritannien gerade die dritte Staffel ausgestrahlt. Eine vierte ist für kommendes Jahr geplant. Aber- frei nach Shakespeare – Etwas ist faul im Staate Cornwall. Es lässt sich schwerlich ein Finger darauf legen, warum das so erfolgreiche Serienkonzept mit mehr Produktionsmitteln und immer noch guten Darstellern, die sogar um Barnaby-Darsteller John Nettles und seine Filmnichte erweitert wurden, nicht mehr so zu faszinieren weiß, wie in der ersten Staffel.
Aufwändige Kostüme und tolle Landschaften
Die Produktion ist tatsächlich aufwändiger, was man an den Kostümen und den ausgiebigen Aufnahmen untertage (die komplett im Set gedreht wurden) und den hinzukommenden Schauplätzen ausmachen kann. Selbstverständlich nimmt auch die majestätische und faszinierende Küstenlandschaft Cornwalls wieder einen prominenten Platz in den Folgen ein und ist der eigentliche Ko-Star der Serie. An Schauwerten mangelt es also nicht.
Vielleicht bringt ein Satz von Drehbuchautorin Debbie Horsfield Aufschluss, warum „Poldark“ nicht mehr so fesselt. Über das dramaturgische Konzept sagt die Serienautorin in den Making of;: „Die erste Staffel von „Poldark“ ende mit einem Cliffhänger – auf einem Kliff“. Und irgendwie ist diese Art von Spannungsaufbau und Humor auch symptomatisch für die Handlung der gesamten zweiten Staffel. Wie schon zuvor werden hier Zeitspannen von mehreren Jahren betrachtet und es geht der Serie nicht immer nur um das romantische Potential zwischen Ross, Demelza und Elizabeth, sondern auch um Themen der historischen Epoche wie die medizinische Versorgung, die Entwicklung des Bergbaus in Cornwall und die Angst vor der Revolution, die aus Frankreich herüberschwappen könnte.
Bergbau und eine bessere Gesellschaft
Aber die dramatischen Entwicklungen der Familien und der Charaktere sind deutlich überzeichneter als in der Vorgängerstaffel. Man ist versucht zu sagen, das Niveau nähere sich dem einer Soap-Opera an. Das äußert sich vor allem in den Dialogen, die deutlich weniger Esprit habe als zuvor. Das ewige Auf und Ab beginnt ebenso zu ermüden wie die komplett überzeichneten und überspitzten Bemühungen George Warleggans dem Titelhelden endgültig zu Fall zu bringen. Dazu kommt, dass sich Ross Poldark in dieser Staffel vom Sympathieträger zu einem mürrischen, grüblerischen Einzelgänger entwickelt, dessen Entscheidungen so gar nicht weitsichtig sind, sondern immer wieder zu kleinen und großen Tragödien führen, ohne dass Ross Poldark in der Lage wäre, das einzusehen.
Seine Frau Demelza steht da auf recht verlorenem Posten und von der emanzipierten Ehe in der ersten Staffel ist nicht mehr viel übrig geblieben. Der Verlauf einer einst so romantischen Ehe ist allerdings ziemlich überzeugend dargestellt und rückt Demelza“ als eigentliche Heldin in den Mittelpunkt der zweiten Staffel. Es bleibt turbulent im Cornwall des ausgehenden 19.Jahrhunderts.
Die zweite Staffel der britischen Erfolgsserie „Podark“ trumpft auf dieses Mal mit malerischen landschaften und toller historischer Ausstattung auf. In dieser Hinsicht haben die Macher sogar eine Schippe draufgelegt. In Sachen Dramaturgie hapert es allerdings ein bisschen. Dafür darf man der Entzauberung einem Traumprinzen zusehen. Das hat zwar nicht das Schmachtpotential der ersten Staffel, aber auch seinen Reiz. Wir bleiben gespannt.
Serien-Wertung (7 / 10)
Poldark – Staffel 2
OT: Poldark Season 2
Genre: TV-Serie, Drama, Romanze, Historie
Länge: ca. 576 Minuten, 10 Episoden, GB, 2016
Drehbuch: Debbie Horsfield
Romanvorlage: Winston Graham
Regie: Charlie Palmer , Richard Senior
Darsteller: Aidan Turner, Heida Reed, Eleanor Tomlinson, Jack Farthing
Bonus-Material: Making of, Behind the Scenes, Entfallene Szenen
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD- & BD-VÖ: 01.09.2017