The Great Wall – Wunder über Wunder

Nein “The Great Wall” ist keine Doku über die chinesische Mauer und auch keine fiktionalisierte Entstehungsgeschichte desmonumentalen Bauwerks, sondern ein Fantasy-Abenteuer. Mit Matt Damon hat die aufwändige Koproduktion zwischen Hollywood und der chinesischen Filmindustrie auch einen zugkräftigen Megastar zu bieten, der die Zuschauer in ein monströses Spektakel entführt.

Eigentlich ist die angenehm schlichte Story kurz umrissen, hier aber doch der etwas ausführlichere Abriss der Handlung: Im Zwölften Jahrhundert macht sich eine Truppe von westlichen Söldnern auf, um im Osten nach einer Legendären Wunderwaffe zu suchen und reich zu werden. Doch die lange Reise dezimiert die Krieger bis nur noch William Gavin (Matt Damon) und Pero Tovar (Pedro Pascal) tatsächlich die riesige Chinesische Mauer erreichen, hinter der das Schwarzpulver sorgsam gehütet wird. Die beiden geraten in Gefangenschaft und sind zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt angekommen. Denn das chinesische Kaiserreich wird gerade von Monstern bedroht. Die Tao Tei genannten echsenartigen Wesen werden als Fluch der Götter angesehen und alle 60 Jahre versuchen sie die Mauer zu erstürmen und das chinesische Volk zu vernichten.

Die Verteidiger der Mauer um den General Shao (Hanyu Zhang) und Strategen (Andy Lau) haben den Ansturm zwar erwartet, aber die Tao Tei  haben offensichtlich dazugelernt. Da kommen die Informationen der beiden Ausländer, die kurz zuvor von  einem Monsterspähtrupp angegriffen wurden, gerade recht. Doch die Attacke lässt nicht lange auf sich warten: Während William und Pero die Bekanntschaft von Ballard (Willem Dafoe) machen, einem Ex-Söldner, der vor Jahren ebenfalls versucht hat, Schwarzpulver zu klauen, und seitdem als Sprachlehrer an der Mauer geduldet wird, greifen die Tao Tei an und die beiden Neulinge müssen ebenfalls um ihr Leben kämpfen.

Ballard hat seine Pläne allerdings keinesfalls aufgegeben und mit der Anwesenheit zweier vermeintlicher Kumpanen plant er nun wieder mit dem Schwarzpulver zu türmen. Während Pero die Idee ganz sympathisch erscheint, denkt William darüber nach die Armeen an der Mauer im Kampf zu unterstützen. Auch weil die junge und wehrhafte Kommandantin Lin Mei (Tian Jing) Eindruck auf ihn gemacht hat. Als die Monster dann bei einem weiteren Angriff den General töten,  wird Lin Mei zur Oberbefehlshaberin auf der Mauer und die Söldner stehen vor der Wahl, bei der nächsten Monsterattacke mit der begehrten „Wunderwaffe“ Schwarzpulver abzuhauen oder mitzukämpfen.

Machen wir uns nichts vor: „The Great Wall“ zielt eindeutig auf den rapide wachsenden chinesischen Markt. Hollywood Beteiligung in Gestalt von Schauspielern und Drehbuch, für das alleine sechs Leute verantwortlich waren, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass „The Great Wall“ im Wesentlichen auf asiatische Sehgewohnheiten abzielt. Dafür gab es im Vorfeld auch den Vorwurf des Whitewashing, also die Besetzung nicht-weißer Charaktere mit weißen Darstellern, der sich allerdings nicht belegen lässt. Vielmehr sollen Matt Damon und Co. dem westlichen Zuschauer Zugang zu dem fantastischen Action-Spektakel ermöglichen. Und das gelingt auch vortrefflich.

In China haben historische Actioner und Martial Arts-filme im „Wuxia“-Genre eine lange Tradition und sind an sich schon sehenswert. Und der Filmmarkt hat durchaus seine eigenen Megastars: In China zählt Andy Lau auf jeden Fall dazu, der hier in bester „Detective Dee“-Manier den strategischen Schlaumeier gibt. Auch Tian Ling und Eddy Peng, der hier die scheinbar kleine Rolle des Soldaten, dem Feigheit vorgeworfen wird, übernimmt, sind große, gefragte Stars.  Mit dem international renommierten Regisseur Regisseur Yimou Zhang („Rote Laterne“, „Hero“) hat man auch jemanden gefunden, der die Story bildgewaltig und farbenprächtig umsetzen kann.

„The Great Wall“ braucht sich hinter der Erfolgsserie „Game of Thrones“ oder auch „Herr der Ringe“ nicht zu verstecken, was opulente Schlachtszene, Monsterdesign und wunderbar choreografierte Massenszenen angeht. Da das Ganze auch noch in ziemlich überzeugendem 3D über die Leinwand flimmert, hat das Auge schon mal genug zu tun, die ganzen epischen Schauwerte zu verdauen. Und Action gibt es wahrlich genug, wenn die klugen Echsen unermüdlich angreifen, die mit einer Art vibrierende Membran kommunizieren, sich wie „Borg“ oder  Insekten vor allem um das Wohl der Königin kümmern und ansonsten gerne ihr alienmäßiges Gebiss in die Kamera halten. Die Monster sind einer alten chinesischen Sagengestalt nachempfunden und selbstredend fantasymäßig gepimpt.

Überhaupt gelingt es dem chinesisch-amerikanischen Blockbuster erstaunlich souverän seine chinesische kulturelle Identität zu wahren. So ist auch der Grundkonflikt der zwischen individueller Gewinnmaximierung und dem Ideal eines Kollektivs, das sich einem höheren Ziel verschreiben hat.  Das zeigt sich in der angedeuteten Romanze zwischen Lin Mei und William am offensichtlichsten. Das ist durchaus nicht jedermanns Sache, aber ich fühlte mich extrem gut unterhalten.

In Sachen Acting geht es in „The Great Wall“ sehr asiatisch zu, will heißen, die Charaktere der Figuren erschließen sich über deren Handlungen und nicht über das Artikulieren von Emotionen. Das haben auch die westlichen Darsteller übernommen, was bei vielen Kritikern zu dem Missverständnis geführt hat, die Jungs würden lustlos abliefern. Überhaupt scheint sich der kulturelle Gap zwischen Ost und West, zwischen unterschiedlichen Filmtraditionen bei uns viel deutlicher zu artikulieren. Alles Quatsch, „the Great Wall“ ist episches Fantasy-Abenteuer, mit tollen Effekten und einer  erstaunlich gut aufgerüsteten, mit etlichen martialischen Gimmicks gespickten und sehr wehrhaften chinesischen Mauer im Zentrum. Also zurücklehnen und sich von den Kriegerinnnen in den  Kampf trommeln lassen, wenn diese mit Nunachakus auf die Taikos eindreschen.

Regisseur Yimou Zhang („Rote Laterne“, „Hero“) ist ein Meister farbenprächtiger Bilder und setzt das Hollywood-Drehbuch opulent und zum Teil wunderschön um. Eindrucksvolle Kulissen, originelles Monsterdesign und die monumentale Wucht des Bauwerks kommen in dem gelungenen 3D voll zur Geltung und sorgen für packende, toll choreografierte Action.

Film-Wertung:8 out of 10 stars (8 / 10)

The Great Wall
Genre: Farnatsy, Action, Adventure,
Länge: 113 Minuten, USA/CHN, 2016,
Regisseur: Yimou Zhang
Darsteller: Matt Damon, Andy Lau, Pedro Pascal, Eddy Peng, Tian Ling
FSK: ab 12 Jahren
Vertreib: Universal
Kinostart: 12.01.2017