Nachdem Filmmacher Werner Herzog zuletzt Nicole Kidman in die Wüste geschickt hat, scheint’s, als hätte der Regisseur Gefallen an der Leere des Raums gefunden. Nun also ist Veronika Ferres dabei, dem Planeten den Puls zu messen und landet ebenfalls in der Wüste. „Salt and Fire“, konzipiert als „Tagtraum, der den Regeln des Kinos nicht folgt“, verlangt dem Zuschauer Einiges ab, vor allem Geduld.
Es ist nicht so, dass es Freude machen würde, Filme vorzustellen, die einem nicht gefallen haben, und im Normalfall verkneife ich mir das auch lieber und stelle stattdessen einen sehenswerten Film vor. Aber mit „Salt and Fire“ fordert Werner Herzog es einfach heraus und das nun wieder ist eine Qualität, die nur wenige Filme zu bieten haben. Chapeau! An „Salt and Fire“ kann man sich reiben, sich in der Salzwüste, die den Großteil des Films bestimmt, winden, bis es in den Augen und Wunden brennt. Man kann darin sicherlich Erkenntnis finden, aber mir war das nicht gegeben. Stattdessen stören die Auftritte der Figuren eher die Meditation über die Landschaftsbilder, die in ihrer Weite und Leere schon etwas Majestätisches, schön Anzuschauendes haben. Aber der Reihe nach.
Das Drehbuch von Werner Herzog basiert auf der Kurzgeschichte „Aral“ von Tom Bissell, der die Verlandung eben jenes Aralsees thematisiert. Weil dort nicht zu drehen war, verlagert Herzog den Handlungsort nach Südamerika. Die Vereinten Nationen schicken drei Wissenschaftler (Veronika Ferres, Gael Gabriel Bernal, Volker Michalowski) zur Untersuchung einer Umweltkatastrophe nach Bolivien. Mitten in einen Vulkangebiet ist der See Diabolo Blanco vollständig ausgetrocknet und hat eine Salzwüste hinterlassen.
Doch als die Wissenschaftler unter der Führung von Laura Sommerfeld (Veronica Ferres) auf dem Flugplatz ankommen, werden sie shanghait und finden sich in der Hand des ehemaligen Geologen Matt Riley (Michael Shannon) wieder. Der fühlt sich verantwortlich für die Ökokatastrophe und folgt nun seiner eingenen, fatalistischen Marschroute. Also setzt Riley Laura mitten in der Salzwüste an einem felsigen, kargen Ort aus. Dort findet die Wissenschaftlerin zwei blinde Kinder.
Sicher, in „Salt and Fire“ wird Kritik am menschlichen Umgang mit dem Planeten geübt. Doch wer bräuchte da noch Nachhilfe? Darüber hinaus scheint Werner Herzog in „Salt and Fire“ vor allem über das Sein an sich zu philosophieren. Die Figuren kommen erstaunlicherweise aber kaum über ein Dasein als Stereotypen hinaus und werden mit existenzialistischen Fragen bedrängt, ohne darauf reagieren zu können. Das mutet folglich erstaunlich hölzern an. Man könnte sicherlich auch darin einen Metatext vermuten, wenn es nicht so belanglos wäre, was dem Zuschauer ermüdende 98 Minuten lang vorgesetzt wird. Was im Thriller-Modus beginnt, kommt ohne Spannung aus und wird gleich komisch-absurd. Dass Geschehen ergießt sich in schablonenhafte Floskeln, die bizarr wirken und mit theatralischer Überhöhung zum Besten gegeben werden.
So kommt es zwischen Veronika Ferres und Michael Shannon („Elvis & Nixon“) zu einem surrealen Dialogduell in scheinbar höhere Bewusstseinsebenen das letztlich in Esotherikgeschafel verebbt. Wenn dann noch mitten in der Wüste Brettspiele die Zeit überbrücken, möchte man direkt mitspielen, denn dem Leinwandgeschehen folgt man längst nicht mehr.
Mit großer Eigenwilligkeit legt Werner Herzog einen erstaunliche holprigen, unfertigen, fahrigen Film hin, der sich zwar den Mechanismen des Kinos widersetzt (Mission erfüllt), aber auch keine Alternative aufzeigt.
Film-Wertung: (2 / 10)
Salt And Fire
OT: Salt and Fire
Genre: Drama
Länge: 98 Minuten, USA/D/MEX, 2016
Regie: Werner Herzog
Darsteller: Michael Shannon, Gael García Bernal, Anita Briem, Werner Herzog, Veronica Ferres, Volker Michalowski
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Camino Filmverleih
Kinostart: 08.12.2016