Die Liverpooler Band The Beatles braucht eigentlich keine weitere Einführung. Beinahe jeder dürfte schon einmal einen ihrer Hits gehört haben und obwohl die Band seit 1970 nicht mehr existiert, sind die vier Pilzköpfe nicht aus dem Olymp der Popmusik wegzudenken. Selbstredend wurde die Band über die Jahrzehnte auch in unzähligen Dokumentarfilmen portraitiert. Umso erstaunlicher ist es, dass Regisseur Ron Howard mit “The Beatles: Eight Days A Week – The Touring Years” tatsächlich eine sehenswerte und mitreißende Doku gelungen ist.
Obwohl es die Beatles als Band von 1962 bis 1970 offiziell gab, hatten es die Beatles irgendwann satt, Live aufzutreten und absolvierten ihr letztes Konzert im Jahr 1966. Danach veröffentlichte die Band noch einige Alben, die allessamt als Meislensteine der Pop-Musik gelten, unter anderem „Stg.Peppers Lonely Heart’s Club Band“ (1967), das als erstes Konzeptalbum der Popgeschichte gilt und „Let it Be“ (1970) ihr letztes gemeinsames Album. Anschließend trat die Band noch ein einziges Mal öffentlich auf und zwar auf dem Dach des Hochhauses ihrer Plattenfirma, bevor die vier Musiker endgültig getrennte Wege gingen.
Warum aber hörten die Beatles auf, öffentlich aufzutreten? Natürlich hatte die Band aus Liverpool, die sich in ihren frühen Jahren in Hamburg einen Ruf als Live-Band erspielte auch etliche Hits, die die Hysterie der Teenager befeuerte, aber gerade auf der Bühne entfachten die Musiker ein wahres Feuerwerk. Das hat man als Spätgeborener bislang nicht recht nachvollziehen können, aber – und das ist der große Verdienst von Ron Howards großartiger Doku – die vielen restaurierten Archivaufnahmen von unterschiedlichen Auftritten, zeigen anschaulich und nachdrücklich, was das Publikum seinerzeit so aus den Sitzen gerissen hat. Die Beatles verstanden es großartiges Timing, und musikalische Klasse zu einer mitreißenden perfekte Performance zu bündeln und auf den Punkt zu kommen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass damals in den 1960ern nicht alle Auftritte gefilmt, mitgeschnitten und archiviert wurden. So ist aus der Hamburger Zeit kein Material vorhanden, aber es gibt durchaus mitgefilmte Auftritte früher Auftritte. Vor allem aber die amerikanischen Konzerte, die nach dem Auftritt in der Ed Sullivan Show im Fernsehen regelmäßig überlaufen waren und so die Beatles-Mania noch befeuerten, bilden den Schwerpunkt der Doku. Auch die Tonspur hat man so gut es geht zu restaurieren versucht aber nicht immer spielt das ausgangsmaterial entsprechend mit, meistens aber schon, zumindest im Kinosaal.
Das Herzstück des Films bilden allerdings die besser dokumentierten US-touren, darunter auch der Auftritt der Beatles im Shay Stadium von New York während der Tour 1965. Über das ca. 30 Minütige Konzert (Künstler spielten seinerzeit nicht länger) gab es bereits eine 50 minütige Doku, die von Ed Sullivan produziert, 1966 im TV ausgestrahlt wurde. Aber für Ron Howards aktuelle Doku wurde das gesamte Konzert restauriert und wer die Doku im Kino anschaut, darf sich im Anschluss auch auf jene 30 Minuten in neuer Bild- und Tonqualität freuen. Regisseur Ron Howard („Da Vinci Code“, „Apollo 13“, „Rush“) hat sich anders als sein Regie-Kollege Martin Scorsese erst jüngst dem Dokumentarfilm zugewandt und macht in siener Beatles-Doku fast alles richtig.
Es scheint fast absurd, dass hierzulande nur kurze Zeit später auch der Rolling Stones Konzert-film „Havana Moon“ als Event in den Kinos zu sehen ist. Fast möchte man meinen, die alte Rivalität zwischen den Rolling Stones und den Beatles lebe wieder auf. Aber das nur am Rande. Musik – und Dokumentarfilme aus dem Umfeld der Beatles gibt es wie erwähnt etliche; und natürlich auch die Filme, in denen die Band selbst mitgespielt hat. Einige wurden auch auf diesen Seiten vorgestellt. Etwa das Biopic „Nowhere Boy“, „Akte USA vs. Lennon“. „George Harrison – Living in a Material World“ oder auch „All You Need is Klaus“. Fans haben also Etliches an Filmmaterial zur Auswahl.
Aus dem Wust der Dokumentarfilme über die Beatles hebt sich Ron Howards The Beatles: Eight Days A Week – The Touring Years wohltuend ab. Zwar wird kaum etwas Neues aus der Bandgeschichte beleuchtet, aber es gelingt der Doku einen lebendigen Eindruck der Bühnenpräsenz der Beatles zu vermitteln, der in dieser Form noch nicht zu sehen war.
Film-Wertung: (8 / 10)
The Beatles: Eight Days A Week – The Touring Years
Gene: Musik, Dokumentarfilm
Länge: 99 Minuten, USA / GB, 2016
Regie: Ron Howard
Mitwirkende: Ringo Starr, Paul McCartney, George Harrison, John Lennon
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Studiocanal
Kinostart: 15.09.2016