Kurt Langbein: Landraub – Das Buch zum Film

Der österreichische Wissenschaftsjournalist Kurt Langbein hat  sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der globalen Landwirtschaft und den Zusammenhängen des Phänomens Landraub als moderner Kolonialismus auseinandergesetzt. Zusammen mit dem Journalistenkollegen Christian Brüser hat er den eindrücklichen uns extrem empfehlenswerten Film „Landraub“ gedreht, der am 8. Oktober 2015 in die Kinos kommt. Vorab erscheint von Kurt Langbein, dem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“, ein ergänzendes Buch zu dieser filmischen Dokumentation.

Um es gleich vorab zu klären: das Buch zum Film „Landraub“ ist keineswegs eine Wiederaufbereitung in anderer Form, sondern eine sehr sinnvolle Ergänzung. Während der Film von Langbein und Brüser sich in seiner Bewertung bewusst sehr zurücknimmt (Die Filmvorstellung erfolgt demnächst) und die Protagonisten im globalen Kampf um Ackerland selbst in dem Mittelpunkt rückt, schildert das Buch die Eindrücke Langbeins im typischem Stil einer Recherchereportage. Da sind eigene Eindrücke und subjektive Anmerkungen durchaus willkommen, auch um die eigene Motivation darzulegen und die menschliche Perspektive bei der abstrakt-wirtschaftlichen Betrachtung nicht aus dem Auge zu verlieren.

Die Recherchen zu Landraub führen rund um den Globus und dokumentiert, „wie weit die Kluft zwischen bäuerlicher Produktion und der Profitlogik von Großinvestoren schon fortgeschritten ist“. Dabei geht es im Wesentlichen um eine Auslagerung der eigenen Landknappheit auf andere Gebiete, wo deshalb oft kleinbäuerliche Subsistenzstrukturen  weichen müssen. Die Folgen sind Armut und nicht selten Abwanderungen.

Die Reise führt zu nicht nur nach Afrika und  Asien sondern auch nach Rumänien, wo Agrarinvestoren sogar innerhalb der EU Landgrabbing betreiben. Langbein macht dabei auch klar, dass die Politik zum Teil mit Subventionen und Entwicklungshilfe (beispielsweise der EU) dabei oft die kleinen Bauern benachteiligt und große Strukturen und Landgrabbing fördert. Ganz zu schweigen von der Absurdität solcher Projekte wie Bio-Treibstoff, bei dem Lebensmittel zu Treibstoff umgewandelt werden.

In all dem macht „Landraub“ einen neuen Kolonialismus aus, der unsere Welt maßgeblich verändert. Die Argumentation der Ernährungssicherung durch die Agrarindustrie wird in dem Zusammenhang ebenfalls auf dem Prüfstand gestellt. Mit dem Ergebnis, dass sie schlicht nicht zukunftsfähig ist, weil sie bei Betrachtung der gesamten Energiebilanz mehr Energie verbraucht als sie erwirtschaftet. Im Gegensatz dazu: „Kleinbauern produzieren zehnmal mehr Energie, als sie verbrauchen.“

Kurt Langbein ist seit Jahrzehnten als renommierter Wissenschaftsjournalist bekannt. Die in klassischen Reportagestil gehaltene literarische Ergänzung zum Thema „Landraub“ bereichert den Film um eine eher persönliche Betrachtungsebene; Eindrücke von dem Menschen, die der Autor bei seinen Recherchen getroffen hat, ihren Motivationen und Lebensumständen. Das alles ist in sehr lesbarer Form aufbereitet und mit entsprechenden Anmerkungen und Quellenangaben zur weiteren Vertiefung versehen, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Ein wichtiges Thema und ein sehr empfehlenswertes Buch. und hier gehts zur Filmkritik.

Kurt Langbein und Christian Brüser ist ein engagiertes, wichtiges und erschütterndes Plädoyer gegen die derzeitige Praxis des Agrarinvestments und des desaströsen Umganges mit den globalen Bodenressourcen gelungen. Lesen, gucken und handeln! Mit dem Buch „Landraub“ ist Kurt Langbein eine empfehlenswerte Recherche zu einem zukunftsbestimmenden Thema gelungen.

Buch-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Landraub – Eine globale Jagd nach Ackerland
Autor: Kurt Langbein
Genre: Landwirtschaft, Wirtschaft, Reportage
ISBN: 978-3711000736
Verlag: EcoWin Verlag bei Benevento Publishing, Gebundene Ausgabe, 192 Seiten
VO: 2.09.2015

Landraub-Buch  bei Ecowin

Landraub – offizielle Film-Homepage mit Terminen und Schulmaterial

Verantstaltungstipp:
Ab dem 29.September ist Autor und Filmmacher Kurt Langbein mit seinen Film „Landraub“ auf Kino-Tour, bevor der Film am 8.10. 2015 regulär in die Kinos kommt. Termine hierzu finden sich, wie auch weitere Infos zum Thema auf der Film-Homepage.