Im September kommt die von Fans heiß ersehnte Fortsetzung von „Sinister“ in die Kinos. Und so viel sei schon mal verraten, „Sinister 2“ ist wahrhaft spooky geworden. Aber auch mit „Sinister“ hatte Regisseur Scott Derrickson schon einen der finstersten Thriller des Jahres 2012 abgeliefert. „Sinister“ ist sehr atmosphärische Genrekost mit hohem Gruselfaktor und mit Ethan Hawke ein hochkarätiger Hauptdartsteller an Bord.
Schriftsteller Ellison Oswalt (Ethan Hawke) hat sich ein eher stressiges Genre ausgesucht: Der Mann schreibt „True-Crime“ Literatur. Er recherchiert die spektakulären, ungelösten Fälle der Polizei nach und veröffentlicht das dann als Buch. Vor rund zehn Jahren hat er sich so einen Namen gemacht, einen enormen Bestseller verfasst und den Grundstein für seinen Erfolg gelegt.
Doch jetzt –einige literarische Misserfolge später – wird die Kohle knapp, Oswalt braucht dringend wieder einen Hit und begibt sich an die Arbeit. Seine Methode zu schreiben ist ein wenig eigentümlich: er zieht mit seiner Familie in die Nähe der Tatorte und macht sich auch bei der jeweils örtlichen Polizei nicht gerade beliebt, wenn er beginnt rumzuschnüffeln. Außerdem führt das immer wieder zu Streitereien mit seiner Frau Tracy (Juliette Rylance), weil die beiden Kinder von Daddys Arbeit nichts mitbekommen sollen.
Aktuell treibt es Ellison ziemlich weit und zieht mit seiner unwissenden Familie direkt in das Haus, in dem die gesamte Familie außer der verschwundenen kleinen Tochter im Garten erhängt wurde. Beim Umzug entdeckt Ellison auf dem Dachboden eine Kiste mit 8Millimeter-Filmen. Unbedarft beginnt er die Dinger zu sichten und ist schockiert. Nicht nur der Mord in diesem Haus ist darauf im Stil eines Snuff-Movie dokumentiert, sondern auch weitere, frühere Fälle, in denen jeweils die komplette Familie umgebracht wurde, bis auf eines der Kinder, das seither verschwunden ist. Ellison beginnt mit Hilfe des örtlichen Hilfssheriffs (James Ransone) zu recherchieren und gerät bald selbst in einen Strudel des Grauens.
Regisseur Scott Derrickson hat bereits mit „Der Exorzismus der Emily Rose“ (2005) bewiesen, dass er intelligente Gruselunterhaltung zustande bringt, auch wenn es seinerzeit eher um das Gerichtsverfahren gegen den Exorzisten ging. Nun widmet sich der Regisseur dem Boogeyman – oder besser einem alten Mythos, aus dem dann später der „Schwarze Mann“ geworden ist. Die Story hat alle typischen Elemente eines Horrorthrillers: Ein verzweifelter Mann, der sich und seine Familie in Gefahr bringt, einen Mythos, an den niemand glaubt, einige finstere Slasher-Szenen und etliche Schockmomente. Die werden zumeist durch das immer wiederkehrende Einsetzen lautstarker, schräger Musik begleitet. Was nicht gerade neu ist, aber erstaunlich tief unter die Haut geht. Das liegt an dem grandiosen „Sinister“-Soundtrack von Christopher Young, der in beinahe Trip-Hop artiger Düsternis Alltagsgeräusche in die Musik integriert, so dass konstant eine angespannte Stimmung herrscht.
Durch geschickten Einsatz der Stilmittel und vor allem durch eine plausible und dramatisch schlüssige Handlung wird „Sinister“ zu einem wahrhaft bösartigen, faszinierenden Sog, dem sich der Zuschauer ebenso wenig widersetzen kann wie der Krimiautor Ellison Oswalt. Und dass Ethan Hawke in dieser Rolle zeigt, dass er ein grandioser Mime ist, der alle Facetten verzweifelter Getriebenheit ebenso mühelos drauf hat wie elterliche Besorgnis und arrogantes Schriftstellergehabe, macht „Sinister“ zu einem überraschend sehenswerten Thriller-Vergnügen, für das man schon starke Nerven braucht, selbst wenn sich der Anteil expliziter Gewalt in Grenzen hält.
„Sinister“ bleibt auch nach mehrfacher Sichtung ein verdammt schauriger, ja gelegentlich schockierender Horror-Thriller, der sich gewaschen hat und einem durchaus Angst machen kann. Im wahrsten Sinne des Wortes böse und unheimlich, eben „Sinister“.
Film-Wertung: (8 / 10)
Sinister – Wenn du ihn siehst, bist du schon verloren
Originaltitel: Sinister
Genre: Horror, Thriller
Länge: 110 Minuten, USA, 2012
Regie: Scott Derricksen
Drehbuch: Scott Derricksen, Robert C. Cargyll
Darsteller: Ethan Hawke, Juliette Rylance, James Ransone
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Wild Bunch
Kinostart: 22.11.2012
DVD- & BD-VÖ: 11.07.2013
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