Dominik Lochners Regiedebut „Tempo Girl“ hat inzwischen auch schon zwei Jahre auf dem Buckel. Momentan dreht der Schweizer Film- und Theatermacher an seinen zweiten Werk. Womöglich wird man „Tempo Grl“ nicht gerecht, wenn man ihn als Generationenportrait der Hipster-Generation versteht, auch wenn Lochner das durchaus vorschwebt. Als drastische Parabel reicht Dominiques Roman aber allemal. „Tempo Girl“ ist ein wuchtiger Film, auch wenn nicht alle Punches sitzen.
In der hippen Szene von Berlin versucht sich die junge Schriftstellerin Dominique (Florentine Krafft) an ihrem ersten Roman, doch ihr Verleger (Anatole Taubmann) ist nicht sonderlich angetan: Zu verquastet, nicht lebendig, authentisch genug. Sein Rat: Nimm den Finger aus dem Arsch und werde endlich erwachsen. Gesagt getan und Dominique schnappt sich ihren türkisch-stämmigen Gelegenheitsfreund Deniz (José Barros) und fährt mit ihm in die Schweiz. In den Walliser Alpen kapert das Paar ein leerstehendes Haus, wird am nächsten Morgen erwischt und mietet die Bude einfach. Um Geld zu verdienen, tanzt Dominque in einem Sexclub in der Nähe. Alles Erfahrungen für ihren Roman. Doch dann wird sie schwanger.
„Tempo Girl“ lebt von der ersten Sekunde an von der pseudohippen und drastischen Sprache, mit der Möchtegern-Autorin Dominique ihren Roman füllen will. Immer wieder wird diese verbale Ebene vermischt mit dem derben Sprachgebrauch im Milieu und auf der Straße; personifizert von Freund Deniz und dem Schweizer Provinzbullen Arnold, dessen Mutter den Club betreibt. Es zeigt sichnicht nur verbal immer wieder, das Kunst und Leben keineswegs dasselbe sind. Und auch wenn Dominique ihren Roman „Tempo Girl“ fertig stellt, bleibt doch die Frage wieviel eigenes Erleben die Kunst braucht. Wie weit wäre man selbst bereit zu gehen? Wofür?
Auf sehr physische Weise fragt „Tempo Girl“ nach den wirklich wichtigen Sachen im Leben, zieht eine Linie zwischen Kunst und Existenz, die immer wieder aufgebrochen wird und sich im Lauf des Films erst entwickelt. Und während Dominique in abstrakten Sphären existiert, ist Deniz derart geerdet, dass Konflikte vorprogrammiert sind. Das macht die Spannung und auch den Reiz dieses energetischen Filmdebuts aus.
Vieles in „Tempo Girl“ funktioniert und ist mit wenigen Mitteln packend umgesetzt, vor allem die Neuentdeckungen in den Hauptrollen spielen mit großer Präsenz und Intensität, einiges wirkt überzeichnet, allegorisch und wuchtet sich so gefährlich nahe an Klischees.
Film-Wertung: (7 / 10)
Tempo Girl
Genre: Drama
Länge: 74 Minuten
Regie: Dominik Lochner
Darsteller: Florentine Krafft, José Barros, Anatole Taubman
FSK: noch nicht geprüft
Vertrieb: Spot On Distribution
Kinostart: 02.07.2015