Wenn Regisseur Michael Mann nach seinem sechs Jahre zurückliegenden „Public Enemies“ mal wieder einen Film in die Kinos bringt, ist die Neugier ziemlich groß. Schließlich zeichnete Mann in der Vergangenheit für solch grandiose Thriller wie „Blutmond“ und „Heat“ verantwortlich. Seine filmische Auseinandersetzung mit dem Cyberterrorismus erreicht diese Klasse bei weitem nicht, was wohl vor allem daran liegt, dass es in „Blackhat“ auf klassisches Actionkino hinausläuft.
Die Angst vor Terrorismus, der sich der modernen Kommunikationsmöglichkeiten bedient und mit einer bösartigen Software (Malware) und einem Druck auf die Enter-Taste ein ganzes Land in die Steinzeit katapultiert, ist immens. Und so in „Blackhat“ legt ein anonymer Terrorist auch erst mal ein chinesisches Kraftwerk lahm und sorgt für einigen Kollateralschaden. Der chinesische Informatik-Experte Chen Daiwai (Leehom Wang) und seine nicht minder schlaue Schwester Chen Lien (Wai Tang), beide haben in den USA studiert, sorgen für eine notwendig Kooperation mit dem FBI. Und auch wenn es Agent Barrett (Viola Davis) nicht passt, man braucht auch den verurteilten Hacker Nick Hathaway (Chris Hemsworth) um dem anonymen Terroristen auf die Schliche zu kommen.
Sicher, der Terrorist legt erst ein Kraftwerk lahm und manipuliert dann die Sojapreise, beides mit weltweit fatalen Folgen, aber abgesehen von der Einleitungssequenz, in der dem Zuschauer blinkende Datenströme in einem Kabelwirrwar kredenzt werden, entwickelt sich „Blackhat“ schnell zu einer Hatz über den gesamten Planeten. Da ist Mann dann in seinem filmischen Element, auch wenn er das bei anderer Gelegenheit besser inszenierte. In dem Zusammenhang ist auch die Besetzung mit Chris Hemsworth plausibel, der als „Thor“ berühmt wurde und seinen Informatikcrack als gefängnisgestählten Messerstecker anlegen darf.
Ansonsten geht es in der Schnitzeljagd rund um den Globus erstaunlich analog und auch handfest zur Sache. Das wirkt ein wenig so, als versuchte Michael Mann das Drehbuch von Morgan David Foehl („Kick“) auf Biegen und Brechen vom Computerbildschirm und aus dem Rechner herauszuzerren. Das gelingt in den intensiv gefilmten Actionsequenzen ganz unterhaltsam. Aber es bleibt auch der Eindruck, dass in „Blackhat“ versucht wird, einer nicht sonderlich informatikaffinen (will sagen ältern) Zielgruppe die Bedrohung Cyberterrorismus nahezubringen. Wäre „Blackhat“ ein Schulaufsatz über virtuelle Bedrohungen müsste man Michael Mann attestieren, er habe das Thema verfehlt. Der auch noch junge deutsche Actioner „Who Am I“ (2014) geht ein ähnliches Thema deutlich treffender an.
„Blackhat“ weiß über Filmlänge in diversen Belangen, von der Fehlbesetzung Hemsworth und der Verschwendung Viola Davis‘ mal abgesehen, nicht zu überzeugen und lässt den Rezensenten mit dem zugegeben etwas albernen Verweis auf den Wert von Zinkoxid im täglichen Leben schließen, den der „Kentucky Fried Movie“ 1977 so anschaulich in Szene darstellte.
Film-Wertung: (5 / 10)
Blackhat
Genre: Thriller, Action,
Länge: 133, USA, 2014
Regie: Michael Mann
Darsteller: Chris Hemsworth, Viola Davis, Wei Tang
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Universal
Kinostart: 05.02.2015
Offizielle deutsche Filmseite (mit Trailer)