Harald Zwarts „Eine Nacht bei McCools“ hat so ziemlich alles, was eine grandiose Komödie braucht: Sex und Gewalt, Verzweiflung und Gier. Alles in einem grandiosen Drehbuch perfekt getimt und vor allem von einer absolut bestechende Besetzung dargeboten. Irgendwie ging der Film hierzulande seinerzeit ein bisschen unter.
Barkeeper Randy (Matt Dillon) führt in der Bar „McCools“ ein eher beschauliches Leben. Dann taucht eines Abends Jewel (Liv Tyler) in der abgehalfterten Kneipe auf. Die fleischgewordene Versuchung schmeißt sich auch sogleich an den überforderten Barkeeper ran, ohne zu erwähnen, dass sie ihren wütenden Ex-Mann (Andrew Dice Clay) im Schlepptau hat. Der sorgt in der Bar auch sogleich für Stress und geht Randy, der schlichten will, an die Gurgel. Jewel nutzt die Gelegenheit und erschießt ihren Verflossenen. Upps!
Nun zieht die hilflose Schöne bei Randy, dem Retter, ein und der ist hin und weg von Jewels Sex-Appeal. Damit steht er nicht alleine da, denn auch der Cop Dehling (John Goodman) ist vom ersten Augenblick an in Jewel verknallt und hält das Luder für die personifizierte Unschuld. Ähnlich ergeht es auch dem verheirateten Anwalt Carl (Paul Reiser).
Doch es dauert nicht lange bis sich herausstellt, dass Jewel eigentlich nur darauf aus ist, Randy alles zu nehmen, was ihm wichtig ist im Leben. Und nachdem sie ihm seine Existenz und sein Haus abgezockt hat, sieht der Barkeeper keinen anderen Ausweg, als einen Killer anzuheuern. Vielleicht hätte die erste Begegnung mit Mister Burmeister (Michael Douglas) skeptisch machen sollen: Killer heuert man nicht beim Rentner-Bingo an!
Drei Jahre nach „Verückt nach Mary“ stellt Matt Dillon hier erneut sein komisches Talent unter Beweis und hat sich damit endgültig vom einstigen Teenie-Idol („Kleine Biester“, 1980) emanzipiert. Doch das grandiose Script von Stan Seidel, der mit 49 Jahren starb, bevor der Film veröffentlicht wurde, bietet für alle Akteure eine perfekte Schaubühne. Von Slapstick über intelligentes Spiel mit Klischees bis zum hintergründig intelligenten Witz ist in dem Drehbuch alles drin, was das Zuschauerherz höher schlagen lässt.
Und die Schauspieler nutzen ihre Möglichkeiten: Dass Paul Reiser, jahrelang in der TV-Serie „Verrückt nach dir“ erfolgreich, und John Goodman („The Big Lebowski“, „Roseanna“) lustig sind, weiß man inzwischen, doch dass auch Michael Douglas einen Hang zur Komödie hat, wird gerade in „Eine Nacht bei McCools“ deutlich. Seine Darstellung des Profi-Killers ist absolut grandios und entspricht so gar nicht seinem bisherigen Heldenpart. Das muss man sich erstmal trauen. Jetzt, nach überstandener Krankheit, dem wirren „King of California“ und dem plüschigen „Liberace“ ist das keine große Überraschung mehr. Auch das Wiedersehen mit dem hierzulande wenig bekannten Comedian Andrew „Dice“ Clay („Ford Fairlaine – Rock’n’Roll Detective“) macht ebenfalls Freude, auch wenn’s kurz ausfällt.
Und dann wäre da natürlich noch Liv Tyler („Armageddon“, „Herr der Ringe“), an sich schon eine Augenweide und hier einfach die perfekte Besetzung für die Rolle der Jewel. Kaum jemand hätte die fliegenden Wechsel vom Vamp zum Mäuschen, von der romantisch Verliebten zur zickigen Hexe besser verkörpern können. Selten hat man Liv Tyler so offensiv mit sexistischen Klischees spielen sehen. Insgesamt macht es einfach Spaß, den Schauspielern dabei zuzuschauen, wie sie sich für nichts zu schade sind und sich ihre Figuren fortlaufend lächerlich machen.
Der aus den Niederlanden stammende Regisseur Harald Zwart drehte anschließend „Der rosarote Panther 2“, das Remake von „Karate Kid“ und auch „Chroniken der Unterwelt – City of Bones“. Solch ausgelassene Kreativität wie in „McCools“ hat er nicht mehr erreicht.
„Eine Nacht bei McCools“ ist einer der seltenen Fälle, wo in einer schwarzhumorigen Komödie so ziemlich alles stimmt.
Film-Wertung: (8 / 10)
Eine Nacht bei McCools
OT: One Night at McCools
Genre: Komödie, Thriller
Länge: 88 Minuten, USA, 2001
Regie: Harald Zwart
Darsteller: Matt Dillon, Liv Tyler, Michael Douglas
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Highlight
Kinostart: 26.04.2001
DVD-VÖ: 04.02.2010