Mit seinen Spionageromanen um James Bond, den Mann mit der Lizenz zum Töten im britischen Geheimdienst, erlangte der Schriftsteller Ian Fleming Weltruhm. Dabei führte Fleming selbst ein recht abenteuerliches Leben, welches nun wiederum die Grundlage für die Miniserie „Fleming“ bildet, die von der BBC America produziert wurde. Der leidlich unterhaltsame Vierteiler entführt in die Spionagewelt des Zweiten Weltkrieges.
Mitte der 1950er Jahre verbringt Ian Flemming (Dominic Cooper) mit seiner Frau Ann O’Neill (Lara Pulver) Flitterwochen auf Jamaika. Während dieser Zeit schreibt Flemming seinen ersten James Bond Roman „Casino Royal“. Seiner Frau fallen viele Parallelen zwischen Autor und Heldenfigur auf, schließlich kennt sie Ian schon seit geraumer Zeit.
Vor dem zweiten Weltkrieg ist Ian Fleming in der Londoner Gesellschaft ein berüchtigter Frauenheld aus gutem Hause, der mit Charme zu gefallen weiß. Als Broker allerdings ist Flemming nicht gerade erfolgreich, wird aber finanziell von seiner Mutter unterstützt. So kommt es ihm ganz gelegen, dass im Jahr 1939 der Marineoffizier John Godfrey (Samuel West) auf ihn zukommt und ihn für die Koordination der Feindaufklärungsstelle anwirbt. Hier blüht der fantasiebegabte Vielleser Fleming förmlich auf, und auch seine Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten ist kein Problem mehr, sondern ein Vorteil, wenn es darum geht, unkonventionell zu denken.Während Fleming mit dem attraktiven Fotomodell Muriel Wright (Annabelle West) liiert ist, trifft er in der Gesellschaft immer wieder auf die ebenfalls attraktive Strohwitwe Ann O’Neill, die seinem Charme nicht zu erliegen scheint. Doch der Krieg unterbricht Flemmings Avancen immer wieder.
Das große Problem mit der Miniserie „Fleming“ ist die Erwartungshaltung, die durch die aufwändigen „James Bond“-Verfilmungen und die nahegelegten Parallelen zum abenteuerlichen Leben des Autors geschürt werden. Das TV-Format kann in Punkto Aktion und Effekte selbstredend nicht mithalten und will dies auch gar nicht, aber die Figur des Ian Fleming wird so überhöht und überzeichnet, dass die Parallelen zwischen Autor und Heldenfigur dem Zuschauer praktisch eingehämmert werden. Das funktioniert dramaturgisch nicht durchgängig und egal, ob es tatsächlich der Realität entspricht, dass Flemings Ideen maßgeblich für die Gründung der CIA und eine Sabotage-Truppe im Stile der „Inglorious Bastards“ verantwortlich waren: Es wirkt in der Miniserie nicht überzeugend, sondern überzogen.
Die Besetzung spielt zwar souverän auf und Lara Pulver, die auch schon als Irene Adler in der modernen Sherlock-Verfilmung mit Benedict Cumberbatch zu sehen war, weiß dem arroganten Frauenheld Fleming großteils Paroli zu bieten. Dominic Coooper bringt für die Rolle die nötige, ja essentielle Arroganz und unernste Verspieltheit eines verzogenen Upperclass-Bürschchens mit, das nicht einmal den Krieg ernst nehmen kann, sondern als ultimatives Herausforderung an den Homo Ludens begreift.
Auch der Look der 180minütigen Mini-Serie ist gewöhnungsbedürftig. Wie in vielen zeitgeschichtliche Formaten der BBC ist der Wille zur Ausstattung deutlich zu merken und wo die Kostüme und Interieurs noch ganz gelungen sind, wirken die CGI-Sequenzen der Bombardierungen und der Kriegsschauplätze auf absurde Weise ästhetisch überzogen. Letztlich allerdings wäre das alles ganz unterhaltsam, wenn das Drehbuch von John Brownlow und Don MacPherson etwas mehr Substanz hätte und nicht mit seichter Unterhaltung überzeugen wollte. Regisseur Matt Whitecross hat auch schon bessere Filme gedreht („Sex & Drugs & Rock &Roll“).
Die biografische Miniserie „Fleming“ wird weder dem berühmten Autor von Spionagegeschichten gerecht, noch dem ausgezeichneten Ruf der BBC, niveauvolle Serienformate abzuliefern.
Serien-Wertung: (5 / 10)
Fleming – Der Mann, der Bond wurde
OT: Fleming
Genre: Miniserie, Biographie,
Regie: Matt Whitecross
Drehbuch: John Brownlow, Don MacPherson
Darsteller: Dominic Cooper, Lara Pulver, Samuel West
Vertrieb: Polyband,
DVD- & BD-VÖ: 26.09.2014