Gerade ist die mega-erfolgreiche dritte Staffel der britischen TV-Serie „Sherlock“ fürs Home Entertainment erschienen und gehört mit zum Aufwändigsten und Besten, was es derzeit auf dem TV-Markt zu bestaunen gibt. Aber für alle die die BBC-Serie mit Benedickt Cumberbatch und Martin Freeman bislang verpasst habe, wird an dieser Stelle erstmal die erste Staffel vorgestellt.
Die Idee entstand laut Drehbuchautor und Serienerfinder Steven Moffat während einer Zugfahrt aus einer Laune heraus: Zusammen mit Martin Gatiss ( Der in der Serie Sherlocks Bruder Mycroft Holmes spielt) fragte er sich, wie ihrer beider Lieblingsdetektiv Sherlock Holmes wohl in unsere Zeit passen würde. Aus der Spinnerei wurde Ernst und der BBC gefiel das Konzept so gut, dass die Pilotfolge der Serie, die ursprünglich mit 60 Minuten Länge geplant war, auf Spielfilmlänge ausgedehnt wurde. Den Piloten, der folglich nie im TV ausgestrahlt wurde, gibt es auf der DVD-Box zu bewundern. Im Wesentlichen entspricht er inhaltlich der ersten Folge „Eine Studie in Pink“, wurde aber komplett neu entwickelt und aufwändiger gedreht. Zunächst wurden drei Abenteuer verfilmt, doch der Erfolg der Serie war so unglaublich, dass schon mit Hochdruck an neuen Fällen gearbeitet wird.
Was aber macht den Erfolg des Konzeptes aus? Schließlich gibt es unzählige mehr oder minder gelungene Film und Serien-Adaptionen der legendären Figur von Sir Arthur Conan Doyle. Der Schlüssel ist der überaus gelungene Zeitsprung der Figuren: Raus aus dem viktorianischen Mief in ein urbanes, modernes London. Watson bloggt, Sherlock nutzt die moderne Kommunikationstechnik. Dass alte Klassiker immer wieder für Neuverfilmungen und Neuinterpretationen gut sind, ist inzwischen ein beliebtes Wiederverwertungsprinzip. Die BBC-Serie „Sherlock“ allerdings setzt allerdings von Beginn an Maßstäbe. Herausgekommen ist großartige, originelle und zeitgemäße Krimi-Unterhaltung. Cumberbatch und Freeman verleihen den Figuren Tempo und Witz und einen ungeahnten zwischenmenschlichen Drive.
Deutlich wird, dass auch der moderne Sherlock ein hochintelligenter, aber egozentrischer und anstrengender Zeitgenosse ist, der sich kaum um seine Mitmenschen schert. Benedict Cumberbatch („Abbitte“) ist eine perfekte Besetzung für den arroganten Stinkstiefel und mit Martin Freeman („Per Anhalter durch die Galaxis“) findet er ein menschelndes Pendent. Das Sherlock-Team besteht aus geballter Erfahrung in Sachen TV-Serie. Und das merkt man der Umsetzung ebenso an, wie das vergleichsweise hohe Budget der Produktionen. Mit zeitgemäßen Adaptionen hat Moffat Erfahrung, schon mit „Jekyll“, der Mini-Serie nach dem Klassiker von Robert Louis Stevenson fuhr der Autor einen beachtlichen Erfolg ein. „Sherlock“ ist noch besser, was auch daran liegt, dass die Vorlage so viele Parallelen aufweist, die sich auf perfekte Weise in ein modernes Umfeld einfügen oder wunderbar anpassen lassen.
Doch es ist bei weitem nicht nur die großartige und stimmige Besetzung der Serie die gefällt, sondern vor allem das zeitgemäß hohe Tempo, die Liebe zum Detail und die eingebauten liebevollen Hinweise auf Sir Arthur Conan Doyles Werk, sowie eine originelle Erzählweise. Selbstredend sind die Fälle auch angemessen kniffelig und der Zuschauer merkt, wie sehr es der Serie gefällt, mit den Klischees der scheinbar bekannten Figuren zu spielen und das neue Umfeld zu inszenieren.
Die DVD-Box der ersten drei Fälle des modernen Meisterdetektivs enthält an sehenswertem Bonusmaterial neben Audiokommentaren zu den Episoden die eingangs erwähnte Pilotfolge und eine ausführliches und informatives „Making of“. Dazu bedarf es aber Englischkenntnisse, denn beides enthält keine deutschen Untertitel. In England und inzwischen weltweit erwartete man sehnsüchtig die Fortsetzung der Serie.
Die BBC-Serie „Sherlock“ schafft es grandios und stimmig den Meisterdetektiv in unsere Zeit zu versetzen und ist ein Paradebeispiel für (fast perfekte) Krimiunterhaltung in Serie. Mit viel Humor und einem Augenzwinkern lösen Doktor Watson und Sherlock Holmes auch den kniffeligsten Fall.
Serien-Wertung: (9 / 10)
Sherlock Staffel 1
OT: Sherlock –Season 1
Genre: Action, Krimi, Abenteuer, Serie
Idee & Drehbücher: Steven Moffat, Mark Gatiss
Regie: Paul McGuigan, Euros Lyn
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Martin Freeman,
Länge: 270 Minuten, + Bonusmaterial
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Polyband / BBC
DVD- & BD-VÖ: 11.08.2011
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