Civil War: Volkszählung für Superhelden

CIVILWARHELDGEGENHELD_vorDie Übertragung einer Geschichte in ein anderes Medium ist immer mit einigen Schwierigkeiten behaftet. Literaturverfilmungen erfassen selten die ganze Komplexität der Romanvorlage, können aber immerhin mit Visualisierung punkten. Der Weg von Bild zur Schrift ist da ungleich steiniger und Bücher zu Filmen sind häufig nur ein weiterer Weg zur kommerziellen Verwertung, ohne eine eigenständige Note. Da macht auch Stuart Moores Romanfassung von Mark Millars erfolgreicher  Graphic Novel „Civil War“ keine Ausnahmen. Das Comichaus Marvel lässt seine Superhelden noch einmal gegen sich antreten.

Als der Einsatz der New Warriors, einer Superheldennachwuchstruppe zum totalen Desaster wird und etliche Zivilisten getötet werden, weil der Superschurke Nitro explodiert ist, beschließt die amerikanische Regierung zu Handeln: Schon lange wurde Diskutiert, ob sich Superhelden registrieren lassen sollten; nun wird das Gesetz der Superhero Registration Act beschlossen. Neben der Organisation wird Tony Stark, alias Iron-Man, als Regierungsbeauftragter mit der Durchsetzung des neuen Gesetzes betraut. Doch nicht alle Superhelden empfinden es als Zugewinn an Lebensqualität in Regierungsdiensten zu stehen, ein Gehalt zu beziehen und ihre Geheimidentität preiszugeben.

Um den freiheitsliebenden Captain America formiert sich unter den Superhelden eine Widerstandsbewegung, die in den Untergrund muss, weil S.H.I.E.L.D. das Gesetz auch mit Gewalt umsetzt und Jagd auf Unregistrierte macht. Es wird auch nicht mehr zwischen Held und Schurke unterschieden und einige der fiesesten Superverbrecher stehen nun auf der Seite der Regierung. Zeit für ungewöhnliche Allianzen.

CIVILWARPAPERBACK_849Die Story von „Civil War“ ist bekannt, da die Graphic Novel von Autor Mark Millar und Zeichner Steve McNiven seinerzeit für Aufsehen gesorgt hatte. Nun nimmt sich Autor Stuart Moore der Story an und erzählt die Ereignisse noch einmal in Romanform. Das Ergebnis ist ein fluffiger Superheldenroman, der es versteht, auch die Emotionen und Beweggründe der Charaktere, die im Bild oft ja nicht so zur Geltung kommen, zu verbalisieren. Auch die Action kommt nicht zu kurz, wenngleich es schon einige Seiten Beschreibung braucht, um einen Gruppenkampf zu inszenieren, der Comic ist da deutlich stimmiger. Sprachlich ist die Romanfassung auf ein jugendliches Comicpublikum zugeschnitten und leicht zu lesen.

Mein größtes Problem mit dem Roman liegt aber in der Story selbst begründet, doch dafür ist der Autor kaum verantwortlich zu machen. Millers Geschichte ist eindeutig zu plakativ ausgefallen und die immer noch aktuellen politischen Themen der Graphic Novel: Beschränkung der Freiheitsrechte, Staatsgewalt, Ziviler Ungehorsam  und Kontrollstaat, werden nur oberflächlich verwendet. Die Gegenpole der Geschichte sind Iron Man als technikgläubiger Staatsverfechter und Captain America als ebenso patriotischer wie prinzipiell freiheitsliebender Individualist. Das kann man so gegen einander stellen, aber die Auflösung der Story, ist nachgerade unbefriedigend und redet staatlichem Kontrollwahn relativ unreflektiert nach dem Mund. Sicher, wir befinden uns im Universum der Superhelden, wo vieles heile Welt ist, Gut und Böse klar und schnell erkennbar und das hehre Ziel die Menschen zu beschützen über allem steht, doch wenn man schon grundlegende (politische)Fragen stellt, sollte man sie auch angemessen ausloten.

Fazit: Als Variante für ganz hartgesottene Fans ist Stuart Moores „Civil War“ sicher unterhaltsam, ansonsten bleibt der Roman, der ohne große literarische Ambitionen auskommt,  (notgedrungen) hinter der Vorlage zurück.

Buch-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

CIVILWARHELDGEGENHELD_Roman_312Stuart Moore: Civil War – Held gegen Held
OT: Civil War – A Novel of the Marvel Universe, Marvel, 2012
Autor:     Stuart Moore
Roman basierend auf der Graphic Novel von Millar /McNiven
Verlag: Panini, 336 Seiten,
VÖ: 18.02.2014