Gangs of Wasseypur Teil 2:

Wasseypur2-vorBereits den ersten Teil des epischen indischen Gangsterdramas „Gangs of Wasseypur“ habe ich an dieser Stelle vorgestellt. Eignetlich handelt es sich bei dem Thriller um einen Kinofilm, der hierzulande aber nicht in den Kinos lief und für das Home Entertainment in zwei Teile geteilt wurde. Nun geht der Bandenkrieg in dem indischen Dhanbad weiter.

An dieser Stelle ist wohl eine Spoilerwarnung angebracht, auch wenn es im Grunde sinnlos ist, den zweiten Teil der Saga ohne den Anfang zu genießen. Hier findet ihr die Besprechung zu Teil Eins von „Gangs of Wasseypur“. In den 1940er Jahren steigt der Kleinkriminelle Shahid Khan zum Gangsterboss in Wasseypur auf. Das gefällt dem bisherigen Platzhirschen Ramadir Singh überhaupt nicht und er lässt den Mann töten. Dessen Sohn Sardah sinnt auf Rache, doch er ist nicht erfolgreich und wird selbst Opfer eines Anschlages.

wasseypur-2-5Nun tritt die dritte Generation der Khans im Kampf gegen Ramadir Singh an und Faizal (Nawazuddin Seddiqui), der bislang eigentlich nur durch ausgiebigen Genuss von Cannabisprodukten auf sich aufmerksam machte, übernimmt widerwillig aber zielgerichtet das kriminelle Geschäft des Vaters. Zunächst knöpft er sich diejenigen vor, die auf seinen Vater geschossen haben, anschließend baut er eine brutale Herrschaft über Wasseypur auf und regiert durch Furcht. Davon profitiert auch sein kleiner Bruder Purpendicular (Aditja Kumar), der das Töten mit einer Rasierklinge perfektioniert hat und diese immer unter der Zunge trägt.

wasseypur-2-4Doch auch Ramadir Singh hat sorgen. Als Politiker in Dhanbad genießten er und seine Familie inzwischen zwar hohes Ansehen, aber seine Söhne sind nicht recht nach seinem Geschmack geraten. Der eine erweist sich als zu weich für die harten Geschäfte, der andere ist so von Rache besessen, das er die Familie verlassen hat. Die Familienfehde nagt noch immer an den Gemütern.
Im, wenn man so will, zweiten Teil des Gangster-Epos legt Regisseur Anurag Kashjap noch eine Schippe drauf, was die Gewaltdarstellung angeht. Das hat zwar tarantinoeske Züge, ist aber durchaus deftig geraten. Außerdem kommt die Saga der Gegenwart immer näher und die Gesangseinlagen werden vergleichsweise weniger. Erzählerisch gelingt der Schwung auf die nächste Generation vor allem Bildlich und der anfängliche Weggefährte von Shahid Kahn, der zu beginn als Erzähler fungiert tritt in den Hintergrund. Stattdessen folgt die Kamera den Protagonisten direkt. Und nach etwa 250 Filmminuten ist die Handlung wieder dort angelangt, wo der Film mit dem wilden Shootout seinen Anfang nahm.

Alles in Allem der Abschluss des Filmepos kompakter, obwohl wieder eine Vielzahl von Figuren auftauchen und wieder verschwinden, beziehungsweise ausgeschaltet werden. Es gibt Nebenschauplätze und Ablenkungen, doch Regisseur Kashjap verliert den Roten Faden niemals. „Gangs of Wasseypur“ kann man durchaus als moderne, indische Version des „Paten“ begreifen, und das Epos ist fesselnd und grandios durchkomponiert. Man kann die rund sechs Stunden des Epos allerdings auch als Variation eines Sereinformats begreifen, das mit seiner fortlaufenden und abgeschlossenen Handlung das Medium Kino auslotet.

Fazit: In jedem Fall ist „Gangs of Wasseypur“ eines der überraschendsten, buntensten, quirligsten  und wuchtigsten Thriller-Dramas des Jahres 2013.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

gow2_dvdfrontGangs of Wasseypur Teil 2
Genre: Drama, Action, Krimi
Länge: 154 Minuten, Indien, 2012
Regie: Anurag Kashyap
Darsteller: Nawazuddin Seddiqui, Tigmanshu Dhulia, Jaideep Ahlawat
FSK: ab 18 Jahre
Vertrieb: Polyband
DVD- & BD-VÖ: 29.11.2013
Zur Besprechung von Teil 1 von Gangs of Wasseypur

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