Gangs of Wasseypur Part 1: Kohlenschwarz und blutrot

gangs-wassey-1-vorBollywood kann auch anders: dass epische Gangsterdrama „Gangs of Wasseypur“ beweist, dass es in der indischen Filmkultur nicht nur um Feel-Good-Movies geht. Der ganze Kinofilm von Regisseur Anurag Kashiap ist überbordende 320 Minuten lang, weshalb die Home Entertaimment Premiere hierzulande als Zweiteiler auf den Markt kommt. Teil Eins weiß zu gefallen.

14949__mg_3375Wasseypur ist heute ein Ortsteil der Kohlemetropole Dhanbad, quasi einem indischen Ruhrpott. Früher war es nur ein kleiner Ort, der vor allem als Wohnsiedlung für die Minenarbeiter galt. Doch mit dem wirtschaftlichen Aufstieg des Kohlebergbaus, dem Ausbau der Eisenbahnlinie ist Wasseypur gewachsen. Hier lebt in den 1940er Jahren Shahid Khan (Jaideep Ahlawat), der nebenbei noch Züge überfällt. Das macht ihn schnell bekannt, bringt aber auch Feinde. Als die britischen Besatzer 1945 den Subkontinent in die Unabhängigkeit entlassen, werden die Minen teilweise von Indern übernommen. Ramadir Singh (Tigmanshu Dhulia) ist einer, der es mit der Minenpacht zu Wohlstand bringt. Während seiner Schicht stirbt die Frau von Shahid Khan bei der Geburt und der Mann schwört, seinen Chef Ramadir Singh umzubringen. Stattdessen wird Khan selbst getötet. Sein Sohn Sardar (Manoj Baypaee) setzt den Rachefeldzug seines Vaters fort und Wasseypur wird diese Familienfehde nicht los. Und auch Sardars Söhne Faizal und Danish werden in die Fehde hineingezogen.

Über bislang drei Generationen spannt der erste Teil der Wasseypur-Chroniken diese Familienfehde ganz im Stil großer Genrevorbilder wie etwa „Der Pate“ oder auch „Gangs of New York“. Erzählt wird die Geschichte dabei von Sardars Khans Ziehvater, einem Freund des inzwischen zur Legende gewordenen Shahid Khan. Die Erzählhaltung ist bisweilen auch ein bisschen aus 1001 Nacht entlehnt und nimmt dem Geschehen im Sinne eines Erzählflusses die Spontaneität.

14982_wasseypur6Doch Regisseur Anurag Kaishap springt mit einem Shootout mitten hinein in die Action, bevor er die Hintergründe des Konflikts aufrollt. Die Actionsequenzen und auch die Charakterdarstellungen müssen sich nicht hinter internationalem Niveau verstecken. Dennoch schafft es „Gangs of Wasseypur“ im ersten Teil, bollywoodtypische Gesangselemente einzubauen. Teilweise funktioniert das als Weitererzählung ganz wunderbar, teilweise nehmen die Einlagen dem Drama die Tiefe. Überhaupt ist „Wasseypur“ für ein modernes Gangsterepos vergleichsweise unexplizit erzählt. Das liegt in der indischen Filmtradition begründet, die mit der Kamera selten direkt draufhält und den Zuschauer so auffordert sich seinen Teil zu denken. Das wirkt gelegentlich harmloser als es tatsächlich ist und entspricht nicht unbedingt den Sehgewohnheiten westlicher Actionfans, schlechter macht es „Gangs of Wasseypur“ nicht.

Fazit: Der erste Teil der wuchtigen Saga endet mit einem gravierenden Einschnitt in die Geschichte. Ob monströser Cliffhänger oder Neubeginn wird sich zeigen. Ich bin gespannt.

Film-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Gangs of Wasseypur Teil 1
Genre: Drama, Action, Krimi
Länge: 166 Minuten, Indien, 2012
Regie: Anurag Kashyap
Darsteller: Manoj Baypaee, Tigmanshu Dhulia, Jaideep Ahlawat
FSK: ab 16 Jahre
Vertrieb: Polyband
DVD- & BD-VÖ: 25.10.2013
Der abschließende Teil Zwei erscheint am 29.11.2013

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