Wie sich das für ein anständiges Filmfestival gehört, werden auf dem Filmfest Hamburg auch Dokumentarfilme gezeigt. „Coast of Death“ befasst sich mit der rauen, felsigen Nordwestküste Spaniens, die dafür berüchtigt ist, dass hier seit ewigen Zeiten Schiffe havarieren. Dokumentarfilmer Lois Patino fängt den melancholischen, fast morbiden Charme der abweisenden Landschaft und den Alltag ihrer naturverbundenen Bewohner eindrucksvoll ein.
Über allem hängt der ewige Nebel; fast wie Rauchschwaden zieht die feuchte Luft durch die karge, felsige Küstenlandschaft im Nordwesten Spaniens. Der Zipfel von Galizien, der sich zwischen A Coruna und der Landspitze Kap Finisterre erstreckt, ist schon seit römischer Zeit für seine schwere Schiffbarkeit bekannt.
Das Leben in dieser Region ist vom Meer geprägt, aber ebenso regelmäßig suchen Waldbrände die Gegend heim. Regisseur Lois Patino fängt mit seinem ersten Langfilm in beeindruckenden, majestätischen wie melancholischen Aufnahmen, die ganze herbe Schönheit dieser Landschaft ein. Dabei hat er stets auch die Menschen im Blick, die sich in der Weite der Leinwand zu verlieren scheinen.
Was den Reiz dieser optisch wunderbaren Doku ausmacht ist die distanzierte Kameraeinstellung im Kontrast zu der iritierende Präsenz des menschlichen Gesprächs. Selten zoomt sich Patino so weit in seinen Bildausschnitt, dass die Menschen größer Wirken als Ameisen. Doch sind die in der vermeintlichen Ferne auftretenden Personen jeweils mit Mikrofonen ausgestattet, so dass die Soundspur des Films extrem im Vordergrund zu hören ist. Das ist überraschend, bringt eine neue (künstliche und künstlerische) Perspektive und sorgt für eine unerwartete Präsenz, die der beobachtende Zuschauer so nicht erwarten durfte. Die Gesamtwirkung ist wahrlich eindrucksvoll. Dafür gab es in Locarno auch schon einen Filmpreis.
Fazit: Visuell und tontechnisch ist „Costa da Morte“ ein sehr sehenswertes filmisches Portrait einer höchst eigenwilligen, faszinierenden Landschaft. Regisseur Patino ist ein kluger Beobachter und sein Film hat im positiven Sinne beinahe meditative Qualität.
Film-Wertung: (7,5 / 10)
Coast of Death
OT: Costa da Morte
Regie: Lois Patino
Vertrieb: Zeitun Films
Deutschlandstart: nicht geplant
Vorstellungen auf dem Filmfest Hamburg: Sa, 28.09. 22:30, Abaton Klein & Mi, 02.10. 22:00, Studio 1
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