Der anhaltende Garth Ennis Hype hat nun auch noch ein weiteres „Frühwerk“ des umtriebigen Comic-Autors hervorgespült. Zusammen mit Zeichner John McCrea, mit dem sich Ennis nicht nur für den Erfolg „Hitman“ zusammentat, hat der nordirische Comicinnovator einst zwei trinkfeste Typen erfunden, die in „Dicks“ ihre eigene Serie bekamen. Im Sommer ist „Dicks 1“ erstmals auch auf Deutsch erschienen. Die Besprechung ist längst überfällig. Aber man kommt ja zu nichts. Die „Empfehlung ab 16 Jahren“ ist durchaus ernst gemeint, denn es geht alles andere als stubenrein zu.
Die beiden nordirischen Halodris Dougie und Ivor haben Anfang der 1990er in Belfast nicht wirklich irgendetwas zu tun Also saufen sich die Kumpel den Tag schön und trauern über Dougies bevorstehende Heirat. Als Ivors Onkel dann plötzlich das Zeitliche segnet, werden die beiden in den lukrativen Handel mit schwarzgebranntem Schnaps hineingezogen. Das lässt Onkel Shuggie wieder aus dem Grab herausfahren. Doch unsere beiden „Helden“ sind einfach nicht unterzukriegen und Ivor kommt auf die glorreiche Idee, seinen Lebensunterhalt als Privatdetektiv zu bestreiten.
In „Dicks“ geht es extrem (nord)irisch und extrem trinkfest zur Sache, Handlung gibt es eigentlich recht wenig und die überdrehte Satire zieht den Großteil ihres Humors aus pubertärem Saufhumor, der sich fäkal und sexistisch äußert. Soweit, so Ennis, doch im Gegensatz zu seinen anderen Comicprojekten ist „Dicks“ als rein humoristische Angelegenheit und vielleicht auch Aufarbeitung der nordirischen Jugend zwar durchgeknallt und krass zugespitzt, aber bei weitem nicht so gelungen wie man das erhofft hatte.
Sicher, Ivor und Dougie haben schon ein paar Jahre auf dem Buckel und traten erstmals als Nebenfiguren bei „Troubled Souls“ auf, bevor das Team Ennis / McCrea 1997 bei Caliber Comics das Go für eine eigne Miniserie bekam. Bei Avatar Press, Ennis derzeitigem Hausverlag, wurde Dicks dann 2002 noch einmal aufgelegt und mit Extramaterial aufgepimpt. Diese Ausgabe erschien kürzlich noch einmal im Zuge der gesammelten „Dicks“-Werke. Band zwei folgt bei Panini im Dezember.
Das zusätzliche Material ist allerdings auch nicht subtiler ausgefallen und enthält mit Abenteuern von „Trio, der verfickten Schlampe“, dem „Wie zur Hölle machen die Das“ Blick hinter die Kulissen und den „Abenteuern des Wichsers“ sowie anderen überflüssigen Entgleisungen eigentlich nur pubertäre Albernheiten halbstarker Suffköppe. Das hat selbstredend Methode und Ennis und McCrea treiben es bewusst auf die Spitze, auch als Ausgleich für ihr ansonsten ernsthaftes Comic-Schaffen. Nur lesenswert ist das Ganze selten ausgefallen.
Weil sich das englischsprachige Original eines ziemlichen Slangs bedient ist ein Glossar mit Irischen Ausdrucken beigefügt und die Übersetzung von Bluna Williams gibt sich alle Mühe, für diese Worteskapaden deutsche Entsprechungen zu finden. Das klappt nicht immer, vor allem wenn die englischen Soldaten bayrisch reden, aber im Großen und Ganzen passt die sprachliche Übertragung.
Fazit: Auch wenn Mastermind Garth Enis, der mit dem legendären Preacher, Comic-Geschichte geschrieben hat, Dougie und Ivor zu seinen Lieblingsfiguren zählt, macht das noch keinen lesenswerten Comic. Andererseits beruhigt es zu sehen, dass nicht alles aus Ennis Feder auch tatsächlich gelungen ist. Man weiß die Highlights dann wieder zu schätzen.
Comic-Wertung: (4 / 10)
Ennis / McCrea: Dicks 1
OT: Dicks 1-4, Avatar Press
Autor: Garth Ennis
Zeichner: John MCCrea
Übersetzung: Bluna Williams
Verlag: Panini Comics, 180 Seiten, Softcover
VÖ: 16.07.2013
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