Fraktus: Techno? Ham wir erfunden!

fraktus_artwork_typo-mitHinter „Fraktus“ verbirgt sich das Hamburger Trio Studio Braun. Das weiß inzwischen jeder, der nicht total verpennt durch die Medienlandschaft geistert. Die Jungs haben  nicht nur einen Film gedreht, sondern ein Gesamtkunstwerk kreiert, das noch immer rege im Konzertbetrieb unterwegs ist. Das Hamburger Comedy-Trio Studio Braun ist für einen gelegentlich auch abseitigen Humor bekannt, der gerne mit alltäglichen Peinlichkeiten und schlechtem Geschmack kokettiert. Das Gesamtkunstwerk „Fraktus“ haben die drei allerdings von langer Hand geplant und den im Film gezeigten Auftritt beim Melt-Festival gab es 2007 tatsächlich. Selbstversuch mit Techno Mockumentary.

Fraktus - PlakatZu Beginn des Films meldet sich eine Unmenge an Musikern zu Wort und beschwören die genrebildende Kraft von Fraktus. Es erstaunt die Vielzahl an prominenten Musikern, die sich für das Projekt zur Verfügung gestellt haben. Doch spätestens wenn „Tatort“-Kommissar Devid Striesow durchs Bild watschelt, ist klar, dass es sich hier um eine erfundene Band handelt. Das tut dem Spaß allerdings keinen Abbruch und Fremdschämen wechselt sich mit Lachattacken, während Brunsbüttels One and Only Fraktus reanimiert wird.

In den 1980er Jahren galt die Brunsbüttler Band Fraktus als das nächste große Ding. Mit selbst entwickelten analogen Instrumenten mischt die Kultband die Musikszene mit „Elektro“-Klängen auf, bis sich das Trio aufgrund „musikalischer Differenzen“ auseinanderentwickelte. 25 Jahre später stößt der karrieregeile Musikjournalist Roger Dettner (Devid Striesow) zufällig auf Musik der Band und setzt sich in den Kopf ein Revival in die Wege zu leiten. Als erstes macht Dettner Torsten Bage (Heinz Strunk) auf Mallorca ausfindig, wo dieser als erfolgreicher Musikproduzent lebt. Für seine Ex-Kollegen hat er allerdings überhaupt nix über. Anders als Dirk „Dickie“ Schubert (Rocko Schamoni), der ein Internet-Cafe betreibt, das in einem Copyshop untergebracht ist, und Bernd Wand (Jacques Palminger), der in dem elterlichen Optikerladen arbeitet. Dettner bringt die drei Musiker wieder zusammen und dann soll es losgehen, mit dem Neustart der Karriere.

"Fraktus"Fiktive filmische Bandbiografien gibt es einige, allen voran das grandiose „This is Spinal Tap“ und Studio Braun zollen dem Vorbild mächtig Tribut. Auch wenn es hier um Techno geht und das Umfeld ein anderes ist, schimmert Nigel Tufnel durch Dickie hindurch. Palminger legt seinen Bandcharakter als hypochondrisches, pseudointellektuelles  Muttersöhnchen an und Strunk kommt als extrem überzogene Kreuzung aus DJ Ötzi und Dieter Bohlen der Schmerzgrenze schon verdächtig nahe, Arschgeweih inklusive. Überhaupt haben tatsächlich stattfindende musikalische Reunions, wie etwas Modern Talking, bei „Fraktus“ merkbar Pate gestanden.

Außerdem bietet die DVD massenweise Bonus-Material an: unveröffentlichte Szenen, Hintergrunddokus und „Charakter-vorstudien“ zum eigentlichen Film. Alles höchst unterhaltsam und immer an der Grenze zum peinlichen Kalauer. Aber, es funktioniert.

Fazit: „Fraktus“ sind ganz bestimmt nicht „das letzte Kapitel der Musikgeschichte“ zeigen aber auch, dass es so nicht weitergehen kann mit der Musikindustrie. Für Studio Braun Fans ist „Fraktus“ sowieso eine Pflichtveranstaltung. Wer sich unbedarft an die als Musikdoku getarnte geballte Ladung subersiven Humors wagt, wird sein Technowunder erleben.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)
fraktus_artwork_poster_a3Fraktus – Das Letzte Kapitel der Musikgeschichte
Genre: Komödie, Musik
Länge: 95 Minuten, D, 2012
Regie: Lars Jessen
Darsteller: Rocko Schamoni, Jacques Palminger, Heinz Strunk, Devid Striesow,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Pandora
Kinostart: 08.11.2012
DVD- & BD- VÖ: 12.04.2013