Top 5: die besten deutschen Filme 2012

Schutzengel-Pressebild-Ach, der deutsche Film! Das hiesige Filmschaffen bietet immer wieder Anlass für Debatten und Kontroversen über Filmförderung, TV-Redaktionen, internationale Standards und, und,  und.  Darin kann man gerne einstimmen, und es ist sicher nicht von der Hand zu weisen, dass viele deutsche Produktionen auch auf eine angestrebte TV-Verwertung hin produziert und finanziert werden. Jüngst hat sich Schauspieler Fabian Hinrichs seiner Filmfrustration im einem Interview im „Freitag“ hingegeben. Unrecht hat der Mann nicht.

revision_still_6_pressVor allem im Dokumentarbereich ist die Filmförderung durch öffentlich-rechtliche Sender allerdings nichts Schlimmes, im Gegenteil, viele Themen würden anders überhaupt nicht beleuchtet werden.  Andererseits muss auch nicht jede TV-Doku wie etwa „Die Thomaner“, auch auf die große Leinwand. Im Spielfilmbereich allerdings führt das Finanzierungskonstrukt häufig zu einer wenig mutigen Inszenierung, als wolle man den Zuschauer auf keinen Fall überfordern.  Wieviel Einfluss die Senderredaktionen darauf nehmen, sei mal dahingestellt. 2012 war ein durchschnittliches Jahr für den deutschen Film, aber es gab auch wirklich herausragende  Filme zu sehen. Einige wie „Festung“ oder auch vielleicht auch „Fractus“ habe ich definitv verpasst. Aber so ist das im Leben. Genug geschwätzt. Hier ist die wie immer vollkommen subjektive

Top 5: Deutsche Filme 2012

5. Wir wollten aufs Meer

wir wollten aufs meerJa, es geht um Freundschaft und Verrat in den letzten Jahren der DDR. Gelegentlich fühlt man sich an „Das Leben der Anderen“ erinnert, aber das Erstlingswerk von Token Constantin Hebbeln, der auch das Script mitverfasste, ist mit  August Diehl, Ronald Zehrfeld und Alexander Fehling nicht nur wirklich klasse besetzt, sondern kommt ebenso authentisch wie spannend rüber. Freundschaft, Liebe und Loyalität in einen System von Spitzeln. Wem traust du noch? Und endlich mal etwas mehr Mut zur Fiktionalisierung der ganzen DDR-Chose. Vielleicht nicht der erste DDR-Knastfilm, aber ein guter.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

4. Gnade

gnadeKein Wunder, dass Michael Glasners Drama „Gnade“ auf der Berlinale 2012 für den Goldenen Bären nominiert war: Die in Hammerfest angesiedelte Parabel über Schuld und Liebe überzeugt mit intensiven Bildern und großartigen Darstellern. Wie lebt es sich mit Schuld? Dieser Grundfrage geht die psychologisch einfühlsame Geschichte des norwegischen Autors Kim Fupz Aakeson nach und Regisseur Michael Glasner („Der freie Wille“) findet in der langen Winternacht nördlich des Polarkreises atmosphärische und eindrucksvolle Bilder für dieses Drama. Einige Kollegen fanden das Ende doof, ich hab das als stimmig und gut empfunden. Komme auch vom Dorf.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

3. Oh Boy

oh-boy-In der Komödie „Oh Boy“ hat der Student Niko einige Probleme zu bewältigen. Zu allem Überfluss scheint es unmöglich zu sein, in Berlin einen ganz normalen Kaffee zu bekommen. Harte Zeiten für den Koffeinfan. Kein Wunder, wenn einem da so ziemlich jeder dämlich kommt. „Oh Boy“ ist in der deutschen Filmlandschaft nicht nur aufgrund der Filmästhetik und der sehenswerten Besetzung eine großartige Abwechslung, sondern vor allem wegen seines erstaunlich leichten Erzähltons: Von teutonischem Hang zum Drama ist hier weit und breit nichts zu spüren, statt dessen gibt es intelligenten, subtilen Humor, der an französische Komödien oder Woody Allen Filme erinnert. Es geht doch!

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

2.This Ain’t California

this-aint-californiaJa, ich hab die „Rollbrett-Doku“ schon in den Top 5: Dokumentationen 2012 angepriesen. Jetzt ist gerade die DVD erschienen. Die Story  der Skater in der DDR beleuchtet eine vergessene Subkultur fernab von Ostalgie und posthumer Systemkritik. Stattdessen ist der Film ein lebendiges Dokument eines scheinbar obskuren Stücks Zeitgeschichte über die Rebellion der Jugend. Inzwischen wissen wir ja, dass es sich nicht um eine „Doku“ handelt. Filmisch betrachtet tut „This Ain’t California“ die Rahmenhandlung ebenso gut, wie die grandiose Musik und die comicartigen Einlagen. Was zählt, ist in diesem „Film über Liebe“ (Zitat des Regisseurs) das Gefühl von Freiheit und jugendlicher Rebellion. Und das kommt so dermaßen echt und unverfälscht rüber wie die als Halfpipes zweckentfremdeten Betonklumpen der DDR-Architektur. Rock’n’Roll! Hier die ausführliche Kritik.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

1. Kriegerin

KriegerinMarisa ist 20, lebt in einer ostdeutschen Kleinstadt noch bei ihrer Mutter und ist mit Leib und Seele Nazi-Braut. Kriegerin ist die Abschlussarbeit von vier Filmstudenten der Filmhochschule „Konrad Wolff“, und selten in den letzten Jahren war ein deutscher Film so ambitioniert und hat es zugleich geschafft von der ersten Minute an zu packen. „Kriegerin“ ist ein intensives und kraftvoll realistisches Drama, das durchaus Thriller-Elemente beinhaltet und in jeder Hinsicht überzeugt. Vor allem Alina Levshin ist der Hammer (zurecht mehrfach ausgezeichent), aber auch Gerdy Zint haut einen mit seiner Präsenz um. Ein wichtiger Film gleich zu Beginn des Kinojahres, der ohne formelhafte Belehrungen und einfache Lösungen auskommt. Hier gibts die ausführliche Kritik.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)