Die chilenische Sängerin und Künstlerin Violeta Parra wird wohl den wenigsten ein Begriff sein. Dabei war sie eine der ersten, die sich mit dem folkloristischen Liedgut ihrer Kultur kritisch auseinandersetzte und, nachdem sie als Künstlerin in Europa Erfolge feierte, auch ein wenig mitverantwortlich war für die erste Welle des Worldmusic Hypes. Der chilenische Regisseur Andrés Wood hat „Violeta Parra“ ein filmisches Denkmal gesetzt, das nun auch bei uns in die Kinos kommt. Das musikalische Drama lebt vor allem von einer grandiosen und charismatischen Francisca Gavilán in der Rolle der tragischen Violeta Parra.
Zusammen mit ihrem Sohn wandert die alleinerziehende Violetta, nur mit ihren Instrumenten bepackt, durch die karge chilenische Berglandschaft, um in einem abgelegenen Dorf nach traditionellem Liedgut der indigenen Bevölkerung zu suchen. Sie will Singen lernen.
Der Wunsch kommt nicht von ungefähr: Schon als Kind begleitete sie ihren Vater, einen Musiklehrer mit ausgesprochenem Hang zum Alkohol, auf seinen Gastspielen in Kneipen. Jetzt lebt sie selbst von der Musik. Doch Violeta hat nur mäßigen Erfolg. Das ändert sich, als sie den Schweizer Flötisten und Folklorefan Gilbert Favre kennen lernt. Sie verliebt sich in den Schweizer und geht mit ihm nach Paris. Das Leben in der Pariser Boheme der 1950er ist alles andere als glamourös und so versucht Violeta, sich neben der Musik auch mit chilenischer Kunst über Wasser zu halten. Sie erwirbt sich einen Ruf und kehrt zurück nach Chile. Dort verwirklicht sie für einige Zeit ihren Traum von einem Künstlerdorf, doch die resolute und bodenständige Frau wird immer wieder von depressiven Phasen attackiert und nimmt sich schließlich 1967 das Leben.
Der chilenische Regisseur Andrés Wood realisiert sein Biopic über den chilenischen Folklore-Star Violeta Parra als Drama, das Violeta als ewig Suchende zeigt. So verwundert es nicht, dass sein Film irgendwo im Nirgendwo beginnt und die karge, rauhe Landschaft ebenso den Rhythmus des Films bestimmt, wie auch die leidvolle Gestalt der Violeta Parra. In Rückblenden tauchen Erinnerungen an die Kindheit ebenso auf, wie die ersten Auslandsreisen und die an den magischen Surrealismus angelehnten Traumsequenzen.
„Violeta Parra“ ist ein rauher Film, der sich sperrig und störrisch zeigt und so das Wesen der einflussreichen aber ambivalenten Künstlerin einfängt, die maßgeblich das „Neue Lied“ ( La Nuova Canzon) beeinflusst hat. Wood schert sich nicht weiter um die Erwartungshaltung seiner Zuschauer und so braucht es ein wenig Eingewöhnung, um die zeitliche Abfolge der Bilder zu sortieren, die sich zu einer ewigen Gegenwart zu verdichten scheinen. Und als wäre es eine Art Motto des Films, stellt sich Violetta immer wieder tot. Fast so als wolle sie austesten, wie es sich anfühlt.
Seine stärksten und wahrhaft großen Momente findet das eindringliche Drama in der Musik. Mit Passion und Inbrunst singt die Hauptdarstellerin Francisca Gavilán selbst die intensiven, perfekt ausgewählten Lieder. Ihre Darstellung der getriebenen, aus ärmlichen Verhältnissen stammenden, selbstbestimmten Frau ist mehr als beachtlich.
Fazit: Durch die dramaturgische Verdichtung von Violeta Parras Biographie gelingt es Andrés Wood das Wesen der herausragenden chilenischen Künstlerin auf eindrucksvolle und nachdrückliche Weise einzufangen. Der Film ist karg, rauh, ungeschminkt und voller Poesie der kleinen Dinge. Aber erst durch die grandiose Francisca Gavilán erwacht „Violeta Parra“ wirklich zum Leben.
Film-Wertung: (7 / 10)
Violeta Parra
OT: Violeta se fue a los cielos
Genre: Drama, Biographie, Musikfilm,
Länge: 110 Minuten, Chile 2011
Regie : Andrés Wood
Darsteller: Francisca Gavilán, Thomas Durand, Gabriela Aguilera,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Arsenal Filmverleih
OmU
Kinostart: 29.11.2012
Weiterführende Links:
Spanische Homepage zu Violeta Parra
Violeta Parra in der deutschen und englischen Wikipedia