Sportdokumentationen sind ja hierzulande immer noch eher was für totale Fans und weniger für ein breites Publikum interessant, dabei wird der Leibesertüchtigung an sich, vor allem dem Mannschaftssport, ja immer nachgesagt, man würde was für’s Leben lernen. Gleiches gilt eigentlich auch für Sportfilme, vor allem, wenn sie so gelungen sind wie „Phoenix in der Asche“, eine Dokumentation über die Aufstiegs-Bundesligasaison des Basketballteams von Phoenix Hagen, die gerade auf DVD erschienen ist. Den Phoenixen aus der Ruhrgebietsrandlage ist schon vor Beginn der Spielzeit klar, dass es gegen den Abstieg gehen wird.
Und das Team von Trainer Ingo Freyer hat nicht nur mit sportlichen Herausforderungen zu kämpfen, sondern muss auch noch den Umbau der eigenen Sporthalle kompensieren. In der Basketball-Bundesliga ist es Auflage, dass die Sportstätte ein bestimmtes Mindestzuschauerkontingent fassen muss. Das ist im deutschen Profisport ansonsten nicht gefordert und nun muss der traditionsreiche Club aus Hagen die Ischelandhalle umbauen, während die Mannschaft in einer improvisierten und kurzfristig umgebauten ehemaligen Industriehalle trainiert und spielt.
Wie nicht anders zu erwarten, geht es für die Basketballer von Phoenix Hagen von Beginn an in den Tabellenkeller und die Situation wird dermaßen brenzlig, dass die Trainer reagieren und als Verstärkung einen weiteren Führungsspieler mit Bundesliga-Erfahrung verpflichten. Doch Michael Hakim Jordan, der schon mit Köln deutscher Meister war, fügt sich nicht nahtlos ins Team. Zwar gibt es nach seiner Verpflichtung einen kurzen Erfolgsrausch mit einigen Siegen in Serie, doch dann treten die Konflikte zutage und die Mannschaft verliert zunehmend an Selbstvertrauen. Die alten Probleme sind wieder da. Doch der Klassenerhalt bleibt bis zum Saisonende in Reichweite.
Die Sportdokumentation „Phoenix in der Asche“ von Regisseur Jens Pfeifer, einem gebürtigen Hagener, ist ziemlich mitreißend ausgefallen und es dauert nicht lange, bis der Zuschauer mitten in den Mannschaftsbetrieb eingetaucht ist und hautnah miterlebt, wie es dort zugeht. Doch vor der inhaltlichen Auseinandersetzung noch zur Machart: „Phoenix in der Asche“ ist mit der Digitalkamera gefilmt, das ist an sich nichts Schlechtes. Leider führt das jedoch bei schnellen Bildern und Bewegungsabläufen zu einer Bildverzögerung, so dass gerade die Spielszenen verwackelt oder ruckelig ausgefallen sind. Das ist ein wenig schade, weil es der Aufnahmetechnik geschuldet ist, aber nicht zu vermeiden. Die Entscheidung für die Digitalkamera mag mit Budget-Gründen zu tun haben, hat aber auch den Vorteil, mit der Kamera deutlich mobiler zu sein und jederzeit mitten drin.
Und genau das ist die Doku – hautnah am Ball und am Geschehen. Obwohl auch ein wenig Vereinsleben um die Mannschaft herum gezeigt wird, gerade im Zusammenhang mit der improvisierten Halle, liegt das Hauptaugenmerk auf der Mannschaft. Und Filmmacher Jens Pfeifer braucht sich für sein Thema kein Drehbuch auszudenken, die Dramaturgie setzt mit der bevorstehenden Saison von ganz alleine ein. Die anfänglich optimistischen Erwartungen, die schnelle Ernüchterung, ein Wendepunkt, ein Gegensteuern, eine weitere Krise, wachsende Anspannung und schließlich der Showdown, der sich über die gesamten letzten Spieltage der Saison erstreckt. Die DVD zu „Phoenix in der Asche“ enthält mit einigen Interviews, entfallenen Szenen und den Aufnahmen vom letzten Heimspiel der Saison außerdem sehenswertes Bonusmaterial.
Erstaunlicher und origineller Weise reduziert „Phoenix aus der Asche“ die Einblicke des Zuschauers auf die Perspektive der Mannschaft und des Trainers, der als Übungsleiter zwar in der Verantwortung steht, wenn die Mannschaft spielt, aber auch nur zum mehr oder minder hilflosen Zuschauer wird. Pfeifer verzichtet geschickter Weise häufig darauf, Spielstände einzublenden, herkömmliche Sportdramatik zu erzeugen und die Ergebnisse zu zeigen, statt dessen begleitet die Kamera die Mannschaft auch direkt nach Spielschluss und die Reaktionen lassen auf den Ausgang eines Spiels schließen. Das ist geschickt, hochspannend und faszinierend.
Jens Pfeifer setzt die ihm zur Verfügung stehenden Mittel geschickt und effektiv ein, um eine beachtliche Nähe zu erzeugen. Einblicke dieser Intimität sind im Profisport extrem selten und daher umso kostbarer. Außerdem verzichtet „Phoenix in der Asche“ auf so ziemlich jeden Kommentar von außen. Die Kamera selbst wird zum Bestandteil des Mannschaftsumfelds und beobachtet, gibt wieder, was sich in den Einzelnen und im Mannschaftsgefüge abspielt. Der Film verzichtet wohltuend auf eine Führung des Zuschauers, sondern konfrontiert ihn einfach und wirkungsvoll. Um das spannend zu finden, braucht man sich im Grunde nicht einmal für Basketball, geschweige denn Sport an sich zu interessieren.
Fazit: Die Sportdokumentation „Phoenix in der Asche“ begleitet den Basketball Club Phoenix Hagen in der Spielzeit nach dem Wiederaufstieg in die Bundesliga. Dabei gelingt dem Regisseur Jens Pfeifer ein sehr intimes und auf das Wesentliche reduziertes Portrait, das mit seiner Spontaneität und Direktheit fesselt. Ein sehenswerter Film, der beweist, dass Mannschaftssport für das Leben schult – zurücklehnen, genießen und lernen.
Film-Wertung: (7 / 10)
„Phoenix in der Asche“
Genre: Dokumentarfilm, Sport
Länge: 91 Minuten, D, 2011
Regie: Jens Pfeiffer
Mitwirkende: Basketball Mannschaft Phoenix Hagen,
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: RealFiction / Good Movies / Indigo
Kinostart: 10.11.2011
DVD VÖ: 03.02.2012
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