Submarine: Als wäre Alles in Ordnung

Submarine6Filme über das Erwachsenwerden gibt es haufenweise, aber selten ist das so aberwitzig komisch und so ausgesprochen eigenwillig wie in „Submarine“. Die britische Komödie überzeugt mit schrillen Figuren und einer gehörigen Portion erfrischendem Humor. Wird Zeit, Oliver Tate kennenzulernen.

Oliver Tate (Craig Roberts) ist gerade mal 15 Jahre alt und nicht gerade sonderlich beliebt. Ja, er ist ein Außenseiter, ein potentielles Mobbing-Opfer, das in Dufflecoat gehüllt und mit Aktenkoffer bewaffnet seinen Schulalltag zu überstehen versucht. Meistens gelingt das einigermaßen, weil die Meute der Mitschüler sich jemand anderes zum Trietzen sucht. Zuhause bei den Tates geht es eher ruhig zu, es herrscht fast Grabesstimmung. Olivers Vater (Noah Taylor) ist Wissenschaftler und mit seiner rationalen und introvertierten Art gelingt es ihm immer weniger, mit seiner Gattin Jill (Sally Hawkins) zu kommunizieren. Kein Wunder, dass die von dem neuen Nachbarn (Paddy Considine), einem alten Liebhaber, der inzwischen zum Esotherik-Guru mutierte, fasziniert ist.

Submarine2Mit akribischer Raffinesse versucht Oliver nun, wieder Schwung in das Liebesleben seiner Eltern zu bringen. Da hilft es nicht wirklich, dass er die Welt theoretisch komplett durchschaut hat, denn vom Leben hat Oliver kaum eine Ahnung. Auch sein generalstabsmäßiger Plan, eine Freundin zu gewinnen und endlich den Makel der Jungfräulichkeit wegzuwischen, kommt eher zufällig ins Rollen: Jordana Bevan (Yasmin Paige), die auserwählte Wunschfreundin, findet Oliver im Wesentlichen schräg, was ihn in ihren Augen, zumindest zeitweilig, attraktiv macht. Nein, Oliver weiß noch nicht so recht, wer er ist.

Submarine5Das Wunderbare an „Submarine“ ist, dass der Zuschauer an Olivers Perspektive auf das Leben teilhat. Vor allem seine aus dem Off mitgeteilten Gedanken machen aus der dramatischen Komödie eine vielschichtige, mehr oder minder subtile Achterbahnfahrt, die gekonnt und rasant zwischen jugendlichem Größenwahn und pubertärtem Selbsthass hin- und her rast, ohne dabei ins Klischee abzudriften. Es gelingt „Submarine“ innerhalb von Minuten, den Zuschauer komplett auf Olivers Seite zu ziehen. Das hört sich selbstverständlicher an, als es tatsächlich ist, denn ein natürlicher Sympathieträger oder gar ein Filmheld ist der junge Herr Tate beileibe nicht, sondern altbacken und tollpatsichig, verstockt, nerdig und altklug.

Submarine8„Submarine“ basiert auf dem gleichnamigen Erfolgsroman von Joe Dunthorne (Deutsch: Ich, Oliver Tate) und Komiker Richard Ayoayde schrieb in seinem Spielfilmdebüt das Drehbuch gleich selbst. Damit hat der erfolgreiche Regisseur von Musikvideos dem Zuschauer einen großen Gefallen getan, denn „Submarine“ ist extrem charmant und irgendwie auch very british ausgefallen und in der Dramödie über das Erwachsenwerden stimmen Tempo und Spannungsbogen, wobei der schrullige bisweilen bissige Humor immer ein bisschen die Oberhand behält. Das ist bei einer so eigenwilligen Figur wie Oliver Tate allerdings auch kaum anders möglich, sobald man sich auf seine Perspektive einlässt.

Dabei ist es nicht nur Craig Roberts, der den Oliver absolut genial verkörpert, zu verdanken, dass „Submarine“ ein sehr kurzweiliges und hintersinniges Vergnügen ist, sondern auch der übrigen, absolut großartig aufspielenden Besetzung. Die Besetzung ist ein Glücksfall für diese wunderbare Komödie. Gleiches gilt für den absolut stimmigen Soundtrack von Arktic Monkeys Frontman Alex Turner. Auf unvergleichliche und typische Weise gelingt es dessen Songs, all die jugendliche Tragik einzufangen.

Fazit: „Submarine“ ist eine tolle Independent-Komödie über das Erwachsenwerden und wurde völlig zu Recht von der britischen Filmpresse gefeiert. Nicht verpassen.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Submarine_Poster_AUSubmarine
OT: Submarine
Genre: Komödie
Länge: 94 Minuten, UK 2011
Regie: Richard Ayoade
Darsteller: Chris Roberts, Yasmin Paige, Noah Tyler, Sally Hawkins, Paddy Considine
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Kool Filmdistribution
Kinostart: 17.11.2011

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