Taschengeld-Tipps #22/2011

kurz-hh-2011Es wär‘ ja auch undenkbar, dass ausgerechnet, wenn ich beschließe die Stadt kurz zu verlassen, mal keine schmerzliche Auslassungen angesagt wären. Ständig verpasst man was. Diese subjektive Einschätzung teilen wohl viele Menschen: Häufig genug scheint es, als müsse der bevorstehende Urlaub höchst stressig vor- und nachgearbeitet werden. Vielleicht nehmen wir uns alle nur zu wichtig? Die Veranstaltungs-Highlights werden ohne mich auskommen, zu den Kurzfilmen bin ich ja wieder da, einige Konzerte lassen sich vielleicht anderweitig nachholen. Hier sind die Tipps:

attwenger_flux_LIVE: Für Freunde grandioser Konzerte gibt es in diesen Tagen gleich drei äußerst unterschiedliche Empfehlungen, die allesamt zu den herausragenden Bühnenereignissen des jeweiligen Genres gehören. Wobei es schon fast unmöglich oder zumindest extrem blasphemisch ist, das österreichische Duo Attwenger in ein Genre pressen zu wollen. Am 2. Juni geben Schlagzeug und Akkordeon ein Stelldichein im Übel & Gefährlich und werden die Meute mit Powerpolka, skurrillen Mundart-Texten und einer gehörigen Prise Experimentierwut in Rage bringen. Attwenger sind eindeutig das Konzert der Woche. Das neue Album „Flux“ gibt’s auf der Myspace-Seite des Duos zwar nicht, aber für unbedarfte reicht der Eindruck als Vorgeschmack.

slackers-great-rocksteady-swindleAm Sonntag, 5. Juni, geht die Party dann im Hafenklang weiter. Von Amts wegen müsste die Location eigentlich deutlich größer sein und sollte zumindest rappelvoll werden, denn die amerikanische Ska-Legende The Slackers geben sich die Ehre, zum Abschluss ihrer Europakonzerte noch einmal in Hamburg aufzuspielen, bevor es zurück nach New York geht. Gut, Ska scheint nicht mehr wirklich angesagt zu sein, aber die Slackers sind seit 20 Jahren im Geschäft, mehr als eine Genre-Größe und wissen, wie man ein Publikum in Bewegung versetzt.Wer vorher noch mal reinhören will, findet the Slackers bei Myspace.

Mastodon-Live-At-The-Aragon-2011Einen Tag später, am 6. Juni, werden sich wahrscheinlich im Wesentlichen bestimmte Körperteile des Auditoriums exzessiv bewegen: Wenn Mastodon im Grünspan ihr aktuelles Live-Album „Live at the Aragon“ promoten, ist schweres Headbangen angesagt und der Muskelkater im Nacken garantiert. Live sind die Jungs aus Atlanta eine Keule, die sogar mit einen Grammy als beste Metal Performance ausgezeichnet wurde. Ich sehe mir das dann beim Roskilde-Festival an. In diesem Sinne: Bang that Head, that doesn’t bang!

 

KINO: Am Dienstag, 7. Juni beginnt in Hamburg das internationale Kurzfilmfestival. Mehr muss ich dem Filmfan eigentlich nicht verraten. Alles Infos und die Programmübersicht findet sich auf der Homepage.

Source CodeDas reguläre Kinoprogramm bietet aber auch sehenswerten Stoff: Der Science-Fiction Thriller „Source Code“ von Regisseur Duncan Jones ist ausgesprochen gelungen. Jake Gyllenhall muss einen Zuganschlag aufklären, um eine weitere verheerende Explosion zu verhindern. Dazu findet er sich in einem anderen Körper wieder und durchlebt im Zug die letzten acht Minuten vor dem Anschlag; immer und immer wieder. Hier gibt’s den Trailer zu einem der besten Filme, die in diesem Jahr bisher in die Kinos kamen.

DVD: Warum allerdings „Essential Killing“ nicht den Kinos läuft, verstehe ich mal wieder nicht.cover_essentialkillingIn Afghanistan wird der Muslim Mohammed von der US-Armee gefangen genommen und in ein geheimes Gefängnis nach Osteuropa verschleppt. Nach qualvoller Gefangenschaft bricht Mohammed aus und eine wilde Hatz durch winterliche Wälder beginnt. Die internationale Produktion des polnischen Regisseurs Jerzy Skolimowski räumte im vergangenen Jahr in Venedig die Preise für den besten Film und für den besten Darsteller ab. Vincent Gallo rennt in „Essential Killing“ wahrlich um sein Leben und tritt den Beweis an, dass gute Thriller intelligent und hochpolitisch sein können. Auf der Film-Homepage gibt’s auch den Trailer.

arctic-monkeys-suck-it-and-seeMUSIK: Die Arctic Monkeys sind wieder da. Das vierte Album der einstigen Rotzlöffel nennt sich „Suck It and See“ und ist auf der Band-Homepage im Stream zu hören (Reinhören!). Nach dem eher sperrigen Vorgänger „Humbug“ sind die Monkeys wieder etwas zugänglicher geworden. Der überbordende Elan des wahnwitzigen Debüts ist zwar noch vorhanden, tritt aber in den Hintergrund. Wenn die Band von sich behauptet, sie wolle nicht größer, sondern besser werden, klingt das ehrlich. „Suck It and See“ ist eine verdammt gute Scheibe geworden und beweist, dass die Arctic Monkeys auf dem besten Weg sind. Auf den muss ich mich nun auch machen.

Kommt sicher durch die Woche.