Eigenwillige Einzelkünstler, die ihr Ding machen, ohne sich groß um Moden und Zeitgeist zu scheren, haben die Woche fest in der Hand. Das Konzert-Angebot in Hamburg fällt in dieser Woche eher beschaulich aus, es sind die Wiedergänger die im Fokus stehen: Moby veröffentlicht ein neues Album inklusive Fotoband, Kate Bush nimmt sich auf ihrem neuen Album der Neuinterpretation alter Alben an und der legendäre Fritz Lang Film „Metropolis“ kommt wieder in die Kinos. Hier sind die Tipps.
LIVE: Auf die Clubsessions von DJ Shadow habe ich schon an anderer Stelle hingewiesen. Am Sonntag, 15. Mai, ist das Übel & Gefährlich in Hamburg sicherlich der Ort, an dem man sein sollte, um eine grandiose Party zu feiern. Der Meister an den Turntables mag es manchmal aber auch etwas fordernder.
Wesentlich beschaulicher aber mit Hang zum subtilen Humor geht es einen Tag zuvor im Cafe Keese zu, wenn Bill Callahan seine Lieder zum Besten gibt. Der Mann, der früher Smog war, stellt nicht nur Songs vom neuen Album „Apocalypse“ vor, sondern kann aus dem Fundus etlicher grandioser Alben schöpfen. Seit Jahren gehört Callahan zum Besten, was die amerikanische Songwriter-Szene zu bieten hat und weil die aktuelle Scheibe sich in Hamburg auch gut verkauft, könnte es am Sonnabend im Cafe Keeese recht voll werden. Rechtzeitiges Erscheinen sichert die besten Plätze.
KINO: Wer hätte gedacht, dass es Fritz Langs „Metropolis“ noch einmal in die Kinos schafft. Immerhin ist der Film von 1927 und Stummfilme gehören ja nun wahrlich nicht zu den Publikumsrennern. Doch die Rekonstruktion der Originalfassung, 2010 auf der Berlinale vorgestellt, ist nach wie vor legendäres Kino. Umso erfreulicher, dass das Meisterwerk nun weltweit eine Renaissance feiert. Hier geht’s zum Trailer des besten deutschen Films des vergangenen Jahres.
Daneben wirkt „Utiopia Ltd.“, das Portrait der Hamburger Band 1000 Robota, schon fast wie ein kompletter Gegenentwurf. Sandra Trostel hat das junge, wilde Trio in den Anfangstagen ihrer noch frischen Karriere begleitet und dabei das Bild eigenwilliger und naiver Künstler gezeichnet, die immer wieder mit dem Kommerz hadern. Wie bewahrt man künstlerische Integrität, wenn der Medienrummel zu groß wird und das Label gerne Alben verkaufen will? Wie steckt man den Tourfrust weg. 1000 Robota pendeln auf der Suche nach Identität zwischen Schule, Lehre und Musik. Ein sehenswerter Einblick in das Musikbusiness jenseits von „DSDS“. Hier geht’s zum Trailer.
DVD: Auch die Filmempfehlung für den Hausgebrauch kommt aus dem Dokumentarbereich. „Camp Armadillo“ begleitet dänische ISAF-Soldaten bei ihrem Afghanistan-Einsatz, unterlegt das Ganze mit einem schmissigen Soundtrack und einer Spielfilmdramaturgie. Die Doku ist auf jeden Fall sehenswert und bringt den Alltag der Soldaten irgendwie auf den Punkt. In Cannes wurde „Camp Armadillo“ gefeiert, in Dänemark löste der Film Kontroversen aus. Bleibt zu hoffen, dass hierzulande überhaupt eine Reaktion erfolgt. Gute Filme erkennt man auch daran, dass sie Kopfkino auslösen und Fragen aufwerfen.
MUSIK: Man darf sich schon fragen, warum eine Künstlerin, die 1993 eigentlich aufgehört hat, Alben aufzunehmen, 2005 dann neues Material veröffentlichte, nun erneut von sich hören lasst, allerdings mit der Neuinterpretation alter Songs?
Eine Absicht wird Kate Bush mit der Neueinspielung der Alben „The Sensual World“ (1989) und „Red Shoes“ (1993) wohl verfolgen. Das Ergebnis der neu instrumentierten, neu eingesungenen und teilweise alternativ-arrangierten Stücke ist nun auf „Director’s Cut“ zu bestaunen. Das Album kommt in unterschiedlichen Editionen heraus und sollte nicht nur für Fans interessant sein. Die Sangeskünste von Kate Bush stehen nach wie vor außer Frage und ich finde es mehr als legitim, wenn sich Künstler im Laufe ihres Schaffen auch (kritisch) mit ihrem eigenen Werk auseinandersetzen. Vielleicht ringt sich ja der ein oder andere Kritiker ebenfalls zu einer Neubewertung des seinerzeit nicht übermäßig gewürdigten Material durch.
Schlaflosigkeit als Antrieb hat zum neuen Album von Richard M. Hall, besser bekannt als Moby, geführt. Der Soundtüftler, Musiker und Produzent leidet so lange er denken kann an Schlafstörungen. So entstand „Destroyed“ als eine Art Soundtrack der Nacht. Begleitet wird das neue Album durch einen Fotoband, der die nächtlichen, menschenleeren Locations dokumentiert, die Moby während seiner Touren erlebte. Musikalisch geht es analog elektronisch zu und Moby knüpft mit atmosphärischen Songs wieder an die erfolgreiche „Play“-Phase an. Mehr Infos gibt’s auf Mobys Homepage. Den Album-Stream kann man sich vorab aber auch woanders anhören und zumindest bei mir war’s mit einem Durchlauf nicht getan. Also, wie immer im Leben: Nicht zu schnell aufgeben.
Kommt sicher durch die Woche.