Nach der Apokalypse: Ein Mann und sein Sohn schlagen sich durch ein zerstörtes, ödes Land. Was treibt sie an, wenn sogar die Hoffnung langsam stirbt? Eigentlich macht „The Road“ alles richtig, doch für cineastische Begeisterungs- stürme ist das Thema zu schwermütig. Regisseur John Hillcoats Adaption von Cormac McCarthys Roman erscheint am 18.März 2011 auf DVD und Blu-ray.
Während sich der Mann (Viggo Mortensen) und sein Sohn (Kodi Smit-McPhee) durch ein zerstörtes, lebloses und postapokalyptisches Amerika schleppen, wird jede Handlung zur Qual. Getrieben von der bloßen Notwendigkeit nicht zu verharren, wandern die beiden in Richtung Küste. Ein letztes Fünkchen Hoffnung bleibt, dass es dort zumindest besser sein könnte.
Wenn man Schlimmes träumt, ist man noch am Leben
Der Tod lauert in diesem Ödland nicht mehr an jeder Ecke, er flätzt sich breit auf die Straße: Hunger, Kälte, marodierende Banden und Kannibalen. Während der Vater versucht, das Überleben seines Sohns mit allen Mitteln zu gewährleisten, bleibt als letzter Ausweg noch immer der Revolver mit dem beiden Kugeln. In dieser feindlichen Welt wird jeder Kontakt eine Bedrohung. Mit dem Misstrauen geht auch das letzte bisschen Menschlichkeit langsam aber stetig verloren.
Farblos, kalt, in Schnee und Ascheregen getaucht ist das Szenario, durch das Regisseur John Hillcoat („The Proposition“) seine Protagonisten scheucht. Immer weiter, einfach um den Stillstand zu vermeiden, der den sicheren Tod bedeuten würde. Einzig die Erinnerungsrückblenden des Mannes an seine Frau (Charlize Theron) bringen etwas Wärme in die Gegenwart des Films und der Bilder.
Das Drehbuch von Joe Penhall hält sich weitestgehend an die literarische Vorlage von McCarthy (zur Buchbesprechung). Der Film wurde nicht im Studio gedreht, sondern an amerikanischen Originalschauplätzen, in denen Umweltzerstörung (auch menschgemachte) verödete Fluren hinterlassen hat: beispielsweise am Mount St. Helena und in den Überflutungsgebieten die Hurrikan Katrina hinterlassen hat. Das merkt man „The Road“ „positiv“ an. Die Bilder sind von erschlagender, authentischer Intensität. Auch die Besetzung funktioniert gut: Viggo Mortensen überzeugt als Vater, der von Sorge, Trauer und Liebe zu seinem Sohn angetrieben wird.
Wenn man Schönes träumt, muss man sich Sorgen machen
Doch so perfekt die Umsetzung in filmischer Hinsicht auch ist, emotional weiß „The Road“ nicht immer zu packen. Die Trostlosigkeit ist allumfassend, die Handlungsarmut führt zwangsläufig zum genaueren Blick auf die psychologische Dimension der Situation. Obwohl Mortensen sehr intensiv spielt, fehlt ihm ein Gegengewicht. Erst in der zweiten Filmhälfte entwickelt sich zwischen Vater und Sohn so etwas wie ein Dialog und ein Konflikt, zuvor beschränkt sich die Kommunikation auf karge Ansagen des Vaters.
Hier offenbart sich der große Unterschied zur literarischen Vorlage. Während der Leser das trostlose Szenario im Buch selbst zusammensetzt und seine Vorstellungskraft benutzt, sind die Filmbilder immer schon vorgefertigt und schneller aufzunehmen. Damit wird das Fehlen einer tragenden, sich entwickelnden Handlung zur großen Bürde, die „The Road“ nicht durchgehend souverän schultert. Schwer verdaulich bleibt der Film schon aufgrund seines Sujets und die Kompromisslosigkeit von McCartys Roman findet sich auch in der Verfilmung von „The Road“.
Fazit: Hohn Hillcoats gelingt mit der Endzeitparabel „The Road“ über das Verschwinden der Menschlichkeit und die bedingungslose Liebe eines Vaters zu seinem Sohn ein düsteres Epos, das visuell beeindruckend finster ist. Gelegentlich erdrückt die Trostlosigkeit allerdings die emotionale Spannung.
Film-Wertung: (6,5 / 10)
The Road
OT: The Road
Genre: Drama,
Länge: 108 min., USA, 2008
Regie: John Hillcoat
Darsteller: Viggo Mortensen, Kodi Smit-McPhee, Charlize Theron
Extras: Making of, Trailer, Audiokomentar, Deleted Scenes,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Senator, Universum
Kinostart: 7.10.2010
DVD- und Blu-ray-VÖ: 18.03.2011